Dr. House
heftet sie an eine Pinnwand. Pro Szene verwendet er eine Karteikarte. Die Karten sortiert er in Säulen nach Akten, nummeriert von 1 bis 6. Zehn Karten für den ersten Akt, fünf für den zweiten und so weiter. Für die verschiedenen Plots verwendet er ein Farbsystem: eine Farbe für die medizinischen Fälle, eine für die House/Cuddy-Geschichte und so weiter. Auf diese Weise sorgt Hoselton dafür, dass Szenen desselben Plots nicht aufeinander folgen. Nachdem er den Entwurf beendet hat und bevor er mit dem Drehbuch beginnt, sieht er so mit Hilfe der Karteikarten, ob die Story funktioniert.
Für Dr. House zu schreiben ist einerseits einsame Schreibtischarbeit, andererseits Teamwork. Wenn es darum geht, das Drehbuch zu verfassen, sitzt jeder Autor allein vor der leeren Seite auf dem Computerbildschirm oder in der Schreibmaschine. Aber: »Man weiß, diese Episode wird in acht Wochen
gedreht. Und nichts ist hilfreicher als eine Deadline«, meint David Hoselton. Ist der Entwurf verfasst, beginnt der Feedback-Prozess und das Skript wandert von den Autoren zu den Produzenten. Zu den Aufgaben der Autoren gehört es auch, an den Drehbüchern der anderen mitzuarbeiten. Die Chefautoren Tommy, Russel und Garrett überarbeiten das Skript, bevor es an David Shore geht und von ihm erneut überarbeitet wird.
Im letzten Durchgang geben der Autor der Folge, einer der Chefautoren und David Shore dem Skript den letzten Schliff. Dass die Stimme einer Figur einheitlich ist, kann am besten gewährleistet werden, wenn der Erfinder der Serie bei jedem Drehbuch das letzte Wort hat. Die meisten Autoren sind so lange dabei, dass es irgendeinem von ihnen auffallen würde, wenn Wilson in Folge 112 etwas sagt, das einer Aussage von ihm aus Folge 3 widerspricht. Russel Friend gibt zu, dass er gelegentlich den Überblick verliert. Dem Script Supervisor Ira Hurvitz würde das nie passieren. Er hat ein unglaubliches Gedächtnis für die Kontinuität. »Es ist Teamarbeit«, meint dagegen Tommy Moran. »Jeder erinnert sich an das eine oder andere.«
Die Autoren wissen die Unterstützung ihrer Kollegen zu schätzen, insbesondere, wenn es darum geht, einer ersten Idee den richtigen Pfiff zu geben. »Wir sind ständig im Gespräch miteinander«, erzählt David Foster. »Man sitzt bei jemandem auf dem Sofa und sagt: ›Ich würde es so und so machen. Was meinst du?‹ Durch solche Gespräche kommen die Geschichten in Gang.« David Hoselton ist begeistert, wie David Shore die Kollegialität fördert. Er sei sehr großzügig, gebe sein Wissen weiter und leiste gerne Hilfestellung. Außerdem lässt er sich nicht, wie viele andere Chefautoren, als Urheber jeder Folge in den Credits nennen. Diese Haltung überträgt sich auf das Team: »Klar ist das Hollywood, aber in diesem Fall ist es tatsächlich einmal frei von Egomanie«, findet Hoselton. Die Chefautoren Garrett Lerner und Russel Friend arbeiten genau wie vor über fünfzehn Jahren auf der Filmhochschule zusammen: »Wir sind nicht kleinlich oder pingelig wegen irgendetwas. Es geht uns nur darum, das Drehbuch zu verbessern.«
Hugh Laurie mit dem Script Supervisor Ira Hurvitz.
»Als ich mein allererstes Skript einreichte, überhäufte mich David Shore mit Komplimenten, und ich dachte: ›Wow, ganze Arbeit geleistet! ‹ Als ich es zurückbekam, stand da nichts mehr so, wie ich es geschrieben
hatte. Als Drehbuchautor beim Fernsehen muss man sich daran gewöhnen, dass alles komplett überarbeitet und viel geändert wird – sogar, wenn die Dreharbeiten schon begonnen haben.«
– TOMMY MORAN
Bei Dr. House sind die Autoren an der Überarbeitung beteiligt. Bei anderen Serien kommt es vor, dass ein Autor sein Drehbuch einreicht und es nie wiedersieht. Dort wird die Geschichte im Autorenzimmer zerstückelt, und alle Autoren entscheiden gemeinsam, was in jeder Szene geschieht und wo die Akte aufhören und anfangen. Einzig der Dialog wird dann noch von einem einzelnen Autor geschrieben. Viele Sitcoms werden komplett von einem Autorenteam verfasst. Für die Namensnennung in den Credits wird dann ein Name per Zufall ausgewählt. Bei Dr. House sind die Autoren unabhängiger, bekommen jedoch alle notwendige Unterstützung. »Diese Sendung vereint das Beste aus beiden Welten«, so Tommy Moran.
David Shore ist es wichtig, dass in jeder der ungefähr vierzig Fernsehminuten so viel wie möglich geschieht. Jede Szene, jede Zeile ist für ihn eine Gelegenheit, die Entwicklung des Plots und der Figuren
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