Dr. House
voranzutreiben. Zugleich steht für jede Folge nur eine begrenzte Anzahl an Zeilen zur Verfügung.
»Ich habe ein Faible für elegante Schreibe«, meint David Shore. »Und ich mag es, wenn alles aufs Wesentliche reduziert wird, es keine Wiederholungen gibt … Ein ›Was?‹ in einem Dialog finde ich furchtbar – ich streiche es immer und ersetze es durch so etwas wie ›Nummer Dreizehn wirft ihm einen Blick zu‹.« »Shore lässt keine überflüssigen Dialoge zu«, bestätigt David Hoselton. »›Was hast du gesagt?‹ kommt bei uns nicht
vor. Wir dürfen nichts doppelt erklären oder richtig auswalzen. Das zwingt uns, auf den Punkt zu kommen.«
Garrett Lerner erklärt, dass die Autoren, nachdem sie jede Menge über eine Krankheit recherchiert haben und ständig mit medizinischer Fachsprache konfrontiert sind, häufig den Impuls haben, all dieses Wissen in ihrem Drehbuch unterzubringen. Die Erfahrung hat sie jedoch gelehrt, dass die medizinische Geschichte zum größten Teil wegfallen kann. So entsteht Platz für das, was den Zuschauern wichtig ist: wie die Figuren miteinander umgehen. »Unsere Darsteller sind intelligent und unser Publikum ebenfalls«, meint David Hoselton. »Wenn man bei der siebten Staffel angelangt ist, hat sich zwischen den Figuren einiges eingespielt. Wir wissen, wie House einen Raum betritt. Viel wird über Blicke kommuniziert.« – »Die Leute, mit denen ich zu tun habe, sind nicht auf den Kopf gefallen«, sagt auch David Shore. »Und ich habe auch keinen Grund, den Zuschauern gegenüber herablassend zu sein.«
Meistens sind die Szenen anfangs ausführlicher und werden später gekürzt. David Shore erzählt zum Spaß, dass die bevorzugte Kürzungsmethode bei der ersten Sendung, deren Chefautor er war, darin bestand, die erste und die letzte Zeile und dann die ersten beiden und die letzten beiden Wörter einer Zeile zu streichen. David Hoselton meint, dass im Entwurfsstadium viele unnötige Szenen gestrichen würden. Dann strafft David Shore das Drehbuch noch ein wenig mehr, bittet zum Beispiel darum, aus zwei Szenen eine zu machen. Jeder Spruch muss irgendeine Funktion haben.
Die Fähigkeit der Schauspieler, etwas ohne Worte zu vermitteln, ist von unschätzbarem Wert, wenn man Sendeminuten sparen muss. Es ist sehr wichtig, dass die Regisseure von Dr. House mit den Autoren und der Besetzung vertraut sind und mitbekommen, worum es im jeweiligen Moment geht. Das
stumme Spiel gibt den Szenen eine besondere Qualität. So erzählt David Shore: »Wir hatten schon so oft eine prägnante Aussage über das Leben oder dergleichen drin und haben dann gemerkt, die Szene funktioniert
besser mit einem Blick von Wilson. House weiß genau, was Wilson mit diesem Blick sagen will, und die Zuschauer auch. Also streichen wir den Text. Es geht nur darum, an diesen Punkt zu kommen. Dafür braucht man gute Schauspieler, und man muss es sich erarbeiten, aber das Drehbuch muss schon die Richtung weisen.«
»Wir haben schon für andere Serien gearbeitet. Da bekamen wir manchmal die Tagesaufnahmen und fragten uns: ›Was ist denn da passiert?‹ Bei Dr. House holen die Darsteller das Beste aus dem Text raus, das ist einfach grandios. Man könnte sich nichts Schöneres wünschen. Deshalb macht die Arbeit hier so viel Spaß.«
– RUSSEL FRIEND
Zusammen mit dem Produktionsdesigner Jeremy Cassells und dem Kulissenbauer Stephen Howard erarbeitet Katie Jacobs den visuellen Teil der Sendung. Sie erschaffen Szenenbilder, in denen die Autoren die Figuren agieren lassen können. Sehen wir uns zum Beispiel die Wohnung von House und Wilson an: Das Drehbuch verriet nur, dass Wilson in ein exklusives Loft ziehen würde. Jeremy Cassells und Katie Jacobs besprachen also die Gestaltung der Wohnung. Sie wollten die Räumlichkeiten so anlegen, dass House und Wilson sich dort über den Weg laufen und Zeit miteinander verbringen. Jeremy stellte sich außerdem eine Bibliothek vor – die beiden sind schließlich erfolgreiche Ärzte und besitzen eine Menge medizinischer Fachliteratur. In einer Bibliothek können sie stilvoller abhängen als auf dem Sofa im Wohnzimmer.
»Ich frage die Autoren und David Shore, wie viele Schlafzimmer oder wie viele Bäder es gibt, wer das bessere Bad hat, wem die Wohnung gehört. Wir versuchen, Gelegenheiten für Geschichten zu schaffen. Ich finde, es sollten zwei Badezimmer sein, House könnte nur eine Dusche haben, Wilson aber eine Badewanne … Man hat förmlich vor Augen, welche
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