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Dr. med. Erika Werner

Dr. med. Erika Werner

Titel: Dr. med. Erika Werner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Herzanfall bekommen. Sie ist unschuldig! Keiner kann sich erklären …«
    Jetzt erst sah Rahtenau, daß auch alle dienstfreien Ärzte in der Halle standen, an der Spitze der 2. Oberarzt.
    »Was ist los?« sagte Rahtenau laut und herrisch. »Ist denn alles verrückt? Was soll der Auflauf?! Wo ist Doktor Bornholm?!«
    »Er kommt gleich. Ich habe ihn angerufen.« Der 2. Oberarzt trat aus der geballten Masse weißer Kittel hervor, wie zu einem militärischen Rapport. »Vergangene Nacht ist eine Patientin auf Station III gestorben, die keiner eingeliefert hat, die niemand anmeldete, die keiner ins Haus kommen sah. Sie stand plötzlich vor dem Zimmer von Doktor Werner, und ehe sie untersucht werden konnte, starb sie an Herzinsuffizienz …«
    »Das darf doch nicht wahr sein!« Professor Rahtenau sah zu der Oberin. »Wo ist die Pfortenschwester?«
    »In der Klausur. Sie hat einen Schwächeanfall.«
    »In mein Zimmer! Sofort! Dr. Werner?«
    »Ist auf Station, Herr Professor.«
    »Auch sofort zu mir!« Rahtenau warf seinen Staubmantel einem Pflichtassistenten zu, der ihn geschickt auffing. »Was Sie mir hier erzählen, ist doch unmöglich! Wie kann eine Sterbende zu Fuß heimlich in die Klinik?! Wo ist die Tote?«
    »Bereits aufgebahrt in der Kapelle …«
    Rahtenau rieb sich über die Stirn. »Der gesamte gestrige Nachtdienst zu mir aufs Zimmer!« schrie er. »Alle Schwestern und Ärzte! Solch eine Sauerei!« Er sah sich um. »War die Presse schon hier?« fragte er mit unverhohlener Angst.
    »Nein!« Der 2. Oberarzt stand fast stramm. »Aus dem Haus ist noch nichts nach außen gedrungen.«
    »Es wird auch nichts nach außen dringen!« brüllte Rahtenau. »Ich mache Sie dafür verantwortlich!«
    Der 2. Oberarzt nickte bleich. Wie eine verängstigte Hammelherde, die das Heulen des Wolfes hört, standen die Ärzte, bis der Chef mit dem Fahrstuhl nach oben entschwunden war. Dann erst löste sich der weiße Klumpen auf und rannte zu den Stationen. Nur die zehn schwarzen Schwestern mit den wehenden breiten Hauben blieben zurück, zusammengeschart um die Oberin. Sie empfanden die Anklage kollektiv … was man Schwester Euphoria vorwarf, war ein Vorwurf für sie alle.
    Dr. Erika Werner war wenig später im Zimmer Professor Rahtenaus. Er hatte gerade die wichtigsten Briefe überflogen, als die Chefsekretärin die junge Ärztin hereinführte. Sie sah übernächtig aus, aber irgendwie von einer festen Entschlossenheit.
    »Was ist los?« fuhr Rahtenau Erika Werner barsch an. »Sie lassen unbekannte Patienten sterben –«
    »Sie wäre auch gestorben, wenn sie durch die Pforte angemeldet worden wäre …«
    Professor Rahtenau setzte sich. Verwunderung trat in seine scharfen, grünblauen Augen. Er war es nicht gewöhnt, solche Antworten zu bekommen. Er überlegte, ob er brüllen sollte, oder ob es besser war, abzuwarten.
    »Wann war es?«
    »Gegen 4 Uhr morgens, Herr Professor. Es klopfte an meine Zimmertür. Wie oft es geklopft hat, weiß ich nicht. Ich wachte jedenfalls auf und dachte, es sei etwas mit dem frischoperierten Rektumkarzinom. Als ich die Tür öffnete, fiel mir ein unbekanntes Mädchen entgegen. ›Ich – ich …‹, stammelte es … dann warf es die Arme hoch und bekam keine Luft mehr. Ehe ich mir klar wurde, was geschah, ehe ich überhaupt richtig wach wurde, lag sie auf meinem Bett und war gestorben …«
    »Hm … verrückt!« Professor Rahtenau sah die junge Ärztin nachdenklich an. »Und was dann? Was haben Sie gemacht?«
    »Ich habe das Mädchen entkleidet und untersucht. Es war ein glatter Herztod.«
    »Und dann?«
    »Ich habe das Mädchen auf eine Bahre gelegt und in den Kühlraum gefahren …«
    »Allein?«
    »Ja.«
    »Sie haben keine Schwester gerufen? Sie haben überhaupt nicht jemanden gerufen, der …« Professor Rahtenau legte die Hände aneinander. »Sind Sie verrückt, Doktor Werner?«
    »Bis jetzt hat noch niemand eine solche Diagnose bei mir gestellt.«
    »Sie wissen, daß Sie gehandelt haben wie … wie … mir fällt überhaupt kein Vergleich ein. Sie haben jedenfalls unverantwortlich gehandelt. Sie hätten sofort die Pforte anrufen müssen, die Nachtschwester, einen zweiten wachhabenden Arzt … nichts ist dabei wichtiger als Zeugen! Haben Sie nie daran gedacht, daß sich das Mädchen vergiftet haben könnte? Was haben Sie sich eigentlich bei dieser Idiotie gedacht, was?« Rahtenau brüllte plötzlich. Er mußte brüllen, denn das bleiche, starre Gesicht der jungen Ärztin reizte ihn. Die stolze

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