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Dr. Ohio und der zweite Erbe

Dr. Ohio und der zweite Erbe

Titel: Dr. Ohio und der zweite Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Stichler
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meinen Bruder gesagt haben. Wahrscheinlich kann man ihm wirklich ein besseres Leben ermöglichen, auch wenn es nur die äußeren Umstände sind. Wer weiß schon, was das für einen Einfluss auf ihn hat.“
    „Er ist ja schon älter, Ihr Bruder“, sagte Dr. Ohio. „Aber ich bin sicher, dass es Möglichkeiten der Verbesserung gibt. Natürlich müssen wir aufpassen, vor allem beim Tempo und dem Grad an Veränderungen.“
    Boris nickte.
    „Und zweitens kann es nicht angehen, dass ein Wahnsinniger wegen meines Erbes Menschen umballert. Und wenn ich gehe, sind wenigstens die Leute, mit denen ich arbeite, wieder sicher. Wer weiß, was der Verrückte sonst noch anstellt? Wenn er es tatsächlich auf mich abgesehen hatte, dann wird er uns folgen. Und dann kriegen wir ihn.“
    Der letzte Satz war leicht dahingeworfen, aber er klang überzeugend und beeindruckte Erika und Dr. Ohio.
    Sie erreichten Épernay und Boris ließ sie an einer Kreuzung nicht weit vom Hotel aussteigen. Er wollte keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Es war ja möglich, dass der Attentäter über seinen missglückten Anschlag im Bilde war und vor dem Hotel auf der Lauer lag. Sie verabredeten sich für den nächsten Vormittag bei Mercier, wo Boris seinen Urlaub beantragen wollte. Spätestens in zwei oder drei Tagen, meinte er, würden sie abreisen können. Dr. Ohio nickte und sah dem Wagen hinterher, bis er im nächsten Kreisverkehr verschwand. Zwei oder drei Tage waren eine lange Zeit. Zeit genug für Wieri, sich einen neuen Plan zurechtzulegen. Und dieses Mal könnte er mehr Glück haben ...

13
    Sanfter Regen fällt
und der kalte Fluss scheint wie
flüssiges Metall
    In den nächsten Tagen regelte Boris seine Angelegenheiten. Nach dem Tod des angeschossenen Mannes waren die Führungen in den Kellern sowieso bis auf Weiteres von der Polizei untersagt worden.
    Der zuständige Kommissar schien der Aussage von Dr. Ohio und Erika keine sonderlich große Beachtung zu schenken. Er nickte mit dem Kopf und machte sich Notizen.
    „Wir gehen jeder Spur nach“, sagte er ernst. „Aber, das werden Sie verstehen, zuerst suchen wir natürlich im Umfeld des Opfers. Niemand hat gesehen, dass der Täter explizit auf den Fremdenführer gezielt hat.“
    Erika übersetzte Dr. Ohio, was der Beamte gesagt hatte. Er zuckte mit den Schultern.
    „Vielleicht. Ich weiß es nicht. Aber ich bin dafür, dass wir mit Boris so schnell wie möglich zurückfahren. Erst wenn er das Erbe angetreten und ein neues Testament aufgesetzt hat, ist er in Sicherheit.“
    Der Kommissar hatte nichts gegen ihre Abreise. Sie mussten ihm lediglich die Adressen hinterlassen, unter denen sie in Deutschland zu erreichen waren.
    Danach gingen sie zum Bahnhof und kümmerten sich um Zugverbindungen für die Rückfahrt. Sie versuchten, sich unauffällig zu benehmen, sahen sich aber dauernd um, ob ihnen eventuell jemand folgte. Weder Erika noch Dr. Ohio entdeckten auch nur einen Schatten von Wieri.
    Aber er war da.
    Der Finne ließ sie nicht mehr aus den Augen, seit er nach dem Anschlag aus seinem ohnmachtähnlichen Schlaf erwacht war. Er war sofort zu Mercier gegangen, um in Erfahrung zu bringen, ob Boris noch lebte. Er musste nicht lange warten, bis er ihn auf dem Parkplatz entdeckte. Sah man von einem lächerlichen Verband an seinem Unterarm ab, der kaum eine lebensbedrohende Wunde verhüllen konnte, schien er keinen Kratzer abbekommen zu haben. Wieri wurde es schwarz vor Augen vor Enttäuschung und Wut. Seine Mühe, sein Leid und die Qualen, die er für die gerechte Sache durchgestanden hatte, waren umsonst gewesen. Nicht umsonst, sagte er sich mühsam, nachdem er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. Am Ende der Prüfungen wartet die Erfüllung.
    Seinen zweiten Wutanfall bekam Wieri, als er bemerkte, dass er mit seinem Mantel offensichtlich auch seine Pistole im Mülleimer bei Mercier entsorgt hatte. Er konnte also nicht unmittelbar zur Vollendung seines Auftrags schreiten. Bei Licht besehen war das jedoch sein Glück. Denn wenn er in wütender Umnachtung wild auf der Straße herumgeballert hätte, wäre Boris jetzt vielleicht tot, aber er selbst mit ziemlicher Sicherheit hinter Gittern.
    Schweren Herzens machte er sich also wieder an die Beobachtung von Boris, Dr. Ohio und Erika.
    Als der Doktor und seine Assistentin sich am Nachmittag auf dem Bahnhof nach Zugverbindungen erkundigten, war klar, dass sie bald abreisen würden. Zu dritt, das stellte Wieri keinen Augenblick infrage.
    Er

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