Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
Vornamen?“
Nymus stand auf und holte aus dem Regal ein altes, in rote Leinwand gebundenes Buch. „Popt lok hat hier eine Schwarte, in der die Bedeutung der Namen steht. Schlag sie einfach mal blind auf und schau, was sie dir sagt. Vielleicht gibt das Schicksal dir schon einen guten Namen.“
„ Warum nicht?“ Tarmak legte seine Hand auf den dunkelroten Umschlag und schloss die Augen. Dann nahm er das Buch in beide Hände und fuhr mit dem rechten Daumen über die Vorderkante der Seiten, so dass Seite für Seite an dem vorbeihastete. Nachdem er das ein paar Mal gemacht hatte, stoppte sein Daumen und Tarmak schlug das Buch an dieser Stelle auf. Er ließ seinen Zeigefinger über die rechte Buchseite wandern. Endlich hielt er inne und öffnete die Augen.
„ Meinhard“, las er den Namen vor, auf dem sein Finger ruhte. „'Mein' ist althochdeutsch und besagt 'Kraft' und 'hard' 'kühn'. Na ja, wenn ich da an mir heruntersehe, kann man eigentlich nicht von Kraft sprechen.“
„ Doch, doch“, widersprach Nymus. „Kraft heißt ja nicht nur körperliche Kraft, sondern auch Willenskraft und geistige Kraft. Wenn du solche Kräfte nicht gehabt hättest, wärst du jetzt immer noch im schwarzen Schloss. Und 'kühn' passt auf jeden Fall: So wie du deine Flucht geplant hattest, warst du kühn, und wie du sie dann ausgeführt hast, warst du noch kühner. Oder findest du es normal, dass sich jemand in einen Berg hineintraut, ohne zu wissen, ob er da jemals wieder herauskommt?“ Da sein Vater noch zögerte, rief Nymus ungeduldig: „Jetzt nimm ihn an, wenn ihn das Schicksal dir schon zugewiesen hat! Er ist doch auch schön!“
„ Na gut. Wie du meinst. Aber du weißt, dass ein Name eine Bestimmung enthalten kann. Im Moment fühle ich mich, ehrlich gesagt, nicht fit dafür.“ Dann nickte Tarmak nachsinnend. „Vielleicht ist der Name auch ein Versprechen, nämlich dass ich diese Eigenschaften besitzen werde, wenn es darauf ankommt.“
„ Was meinst du mit 'Bestimmung'? Meinst du, dass der Name dir einen Auftrag gibt, was du in deinem Leben tun sollst?“ Nymus Blick wanderte unruhig vom Gesicht seines Vaters zum linken Tischbein und wieder zurück. Sein Atem ging schneller, als er fragte: „Was ist dann meine Bestimmung?“
„ Du bist 'der mit dem heiligen Namen'“, antwortete Tarmak, der in dem Buch schon nach vorn geblättert hatte.
„ Was soll das?“ Nymus zog enttäuscht die Augenbrauen zusammen. „Der Name würde ja nur Sinn machen, wenn ich einen zweiten hätte, auf den er sich beziehen kann. Ich heiße aber nur Hieronymus.“
„ Dann denk mal darüber nach! Mit der Zeit wird dir schon klar werden, ob und, wenn ja, welchen Auftrag er an dich enthält.“ Tarmak lächelte. „Aber lass dich nicht durch deinen Namen festlegen!“
Er stand auf und stellte das Buch zurück ins Regal. „Kannst du mir noch weiter helfen? Ich habe nämlich keine Idee, welchen Wohnsitz ich hier anmelden könnte.“
„Nimm doch einfach Muttis und meine Adresse. In dem Mietshaus wohnen einige Familien. Das fällt überhaupt nicht auf, wenn du sie auch als deine Adresse angibst“, schlug Nymus vor.
„ Und wohin kommt die Post? Auch von den Ämtern gibt es gelegentlich Briefe. Ich müsste schon euren Namen mit angeben“, gab Tarmak zu bedenken. „Ich kann ja schlecht ein Namensschild an den Klingeln und den Briefkästen anbringen.“
„ Ich bin normalerweise früher daheim als Mutti. Dann leere ich den Briefkasten und kann den Brief an dich verschwinden lassen. Ansonsten liefere ich Mutti irgendeine Erklärung dafür, zum Beispiel, dass du mein Freund bist und irgendwo meine Adresse angegeben hast. Ich glaube nicht, dass das ein Problem wird“, wischte Nymus den Zweifel seines Vaters fort.
„ Ja. So ist es vielleicht am einfachsten“, meinte nun auch Tarmak.
Nach dem Frühstück räumten sie auf und brachten die Wohnung in Ordnung, um dann durch Poptloks großes Anwesen spazieren zu gehen. Tarmak brauchte dringend frische Luft und vor allem Sonne. Deshalb führte ihn Nymus schließlich über den Gebirgsbach auf die Lichtung, wo er am Freitag vergeblich den Angriffszauber geübt hatte.
Als sie sich auf einen Baumstamm ins Sonnenlicht gesetzt hatten, wollte Tarmak von seinem Sohn wissen, welche Erfahrungen er mit den Schwarzmagiern gemacht und was er in den letzten Wochen erlebt hatte. Nymus erzählte ihm von seinem Unfall und wie er die beiden jungen Schwarzmagier hatte austricksen können, von der Begegnung mit
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