Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
werden sicherlich einige Missverständnisse beseitigt werden können, die im Rahmen der Doktorarbeit entstanden waren, die er in seiner – normalen – Hochschule vorgelegt hat und die Basis für diese bildet.“
Wieder kam Unruhe in den Saal. Herzelind ließ die Zuhörer eine Weile gewähren, bevor sie erneut um Aufmerksamkeit bat. „Zweitens: Ich habe vorhin schon Artars Enkelsohn Nymus erwähnt. Der gehört ab heute zu unserer Magiergemeinschaft. Ich bitte euch, ihn freundschaftlich und mit offenem Herzen aufzunehmen.“ Sie wandte sich an Nymus: „Kommst du bitte aufs Podium und stellst dich kurz selbst vor?“
Nymus Kehle war trocken. Er erhob sich. Auf dem Weg nach vorn wischte er sich heimlich seine feucht gewordenen Hände an der Hose ab.
„ Dreimal tief durchatmen“, hatte der Großvater immer gesagt. Nymus gehorchte. Als er vor dem Rednerpult stand, warf er einen Blick in den Saal. Wie viele Menschen da waren! Ihre Augen ruhten neugierig und zugleich freundlich auf ihm. Das gab ihm Mut.
Er begann: „Guten Morgen. Ich heiße Hieronymus Reinwein, aber man nennt mich einfach nur Nymus. Ich bin 12 Jahre alt. Mein Großvater wollte mich eigentlich einführen, aber er ist am Donnerstag nachmittag unvermutet gestorben. Ich komme aus dem Magierkreis Mitte-West. Meine Mutter hat hier eine gute Arbeitsstelle gefunden. Deshalb sind wir, also meine Mutter, meine Großeltern und ich hierher gezogen. Meine Mutter und Großmutter sind keine Hexen. Auch mein Onkel nicht. Ich bin also jetzt der einzige Magier in meiner Familie. Ich gehe in die sechste Klasse im städtischen Gymnasium. Meine Hobbys sind lesen, Rad fahren, im Wald sein, Sport treiben. Beim Zaubern fasziniert mich am meisten der Nicht-Denken-an-Zauber, der mir am Donnerstag das Leben gerettet hat. Seitdem beschäftige ich mich mit Abwehr- und Schutzzauber und möchte da noch viel mehr lernen. Ich freue mich, dass ich hier, bei euch, eine neue Gemeinschaft finden kann, und will mich bemühen, mich und meine Fähigkeiten in diesen Magierkreis einzubringen.“
Den Text hatte Nymus auswendig gelernt. Er war froh, dass er bei seinem Vortrag nicht stecken geblieben war. Er schaute nochmal in die Runde. Die Leute lächelten ihn an, während sie ihm Beifall zollten.
Auch Nymus zwang sich zu einem Lächeln, obwohl er merkte, wie er vor Verlegenheit rot anlief. Schnell ging er auf seinen Platz zurück.
„ Vielen Dank, Nymus“, sagte Herzelind. „Zu Nymus muss noch etwas gesagt werden. Dass er keinen Vater hat, habt ihr ja nun alle aus seiner Rede herausgehört. Das bedeutet aber, dass er einen Zaubererpaten oder eine Hexenpatin braucht. Es muss nicht heute sein. Doch vielleicht kann sich der eine oder andere beziehungsweise die eine oder andere nach ein paar Wochen, wenn Nymus bekannter ist, vorstellen, das Patenamt für ihn zu übernehmen. Bis sich jemand findet, steht Nymus unter meinem und Roduberts Schutz.“
Nymus wünschte sich, es würde sich niemand finden. Denn er mochte Herzelind und auch Rodu bert, obwohl der manchmal recht ruppig war. Allerdings konnte er sich auch Poptlok als Paten vorstellen. Doch, den mochte er, auch wenn der in der Magiergemeinschaft nicht beliebt zu sein schien. Und Zawarima sowieso.
„ Ein Problem, das Nymus betrifft, ist auch die Tatsache, dass er entführt werden soll“, hörte er Herzelind weitersprechen. „Dahinter stecken, wie wir herausfinden konnten, Schwarzmagier. Der Grund für die Entführung ist uns nicht klar. Wir bitten die mutigen Magier unter euch, Nymus der Reihe nach für je ein oder zwei Tage bei sich zu verbergen, falls das nötig werden sollte. Wer Nymus schon heute oder in den nächsten Tagen Asyl gewähren kann, möge sich nachher bitte bei Rodubert melden.“
Erschrocken und zugleich mitfühlend raunte Irmhild Nymus zu: „Mensch, da hat's dich aber bös' erwischt!“
Dessen Herz klopfte schneller. Zu wem würde er kommen? Was würde ihn dort erwarten? Wie oft musste er den Ort wechseln?
Wieder wurde es unruhig im Saal. Die Magier schienen sich schon untereinander abzusprechen. Das überraschte Nymus. Schließlich brachten sie sich selbst in Gefahr, wenn sie ihn aufnahmen.
Es gab einige Fragen zu Schutzmechanismen und zum Schutzstein. Nymus hörte nicht zu. Zu sehr bedrückte ihn der Gedanke, herumirren zu müssen, vor allem die Furcht davor, dass sich dieser Zustand in unendliche Länge zog.
Schließlich kehrte Herzelind wieder zur Tagesordnung zurück. „Kommen wir zu drittens: Hier
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