Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)
durch Regines Zimmertür: „Guten Abend, ihr zwei. Regine, das tut mir furchtbar leid, dass ich ausgerechnet an deinem Geburtstag so spät komme!“
Regine war aufgesprungen und umarmte ihren Vater. „Ich weiß schon, warum. Du kannst ja nichts dafür.“
„Es ist zwar schon spät, aber ein Spiel sollten wir doch noch zusammen machen“, regte der Vater an.
„Au ja. Komm Karli, wir spielen nochmal 'Panik'. Da kriegen wir meinen Vater richtig auf Achse“, freute sich Regine.
An diesem Abend kamen alle sehr spät ins Bett. Obwohl Regine todmüde war, konnte sie lange nicht einschlafen. Die Erlebnisse in dem Wald, in den sie und Karli durch ihr Bild eingedrungen waren, gingen ihr durch den Kopf. Sie fragte sich, ob es Zufall gewesen war, dass sie ausgerechnet diesen Wald gemalt hatten. Denn ursprünglich hatte sie ja eine Stadt entstehen lassen wollen. Erst als sie den Pinsel ergriffen hatte, hatte sie keine Vorstellung mehr von der Stadt gehabt, sondern hatte nur noch den Wald gesehen. Je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr war sie davon überzeugt, dass es einen Sinn hatte, ausgerechnet dieses Bild gemalt zu haben. Aber worin lag der Sinn? Sollten sie vielleicht der Hexe helfen? Aber wie? Sie wollte morgen mit Karli darüber sprechen.
Der letzte Schultag vor den Osterferien
Am nächsten Tag konnte Regine dieses Thema erst auf dem Schulweg aufgreifen, denn sie wollte keine Zuhörer haben. Im Bus saß sie mit Karli zusammen. Dort berichtete sie ihm endlich von ihren Gedanken.
„Ich bin heute Nacht zu demselben Ergebnis gekommen wie du: Das war kein Zufall“, war sich Karli sicher. „Ich spüre noch jetzt, wie es mich regelrecht gedrängt hat, den Zauberer zu malen. Ich konnte gar nicht anders.“
Regine nickte. „Mir ging's bei der Hexe auch so. Wir sollten die nochmal besuchen. Bestimmt erfahren wir dann, was wir tun können, um zu helfen.“
„Wir sollten aber ungestört sein und viel Zeit haben. Morgen beginnen die Osterferien. Seid ihr da oder fahrt ihr weg?“
„Wir sind nur von Gründonnerstagabend bis Ostermontagmittag bei meinen Großeltern, bei den Eltern meiner Mutter. Die wohnen ziemlich weit weg. Sonst sind wir da“, erläuterte Regine die familiäre Zeitplanung.
„Gut. Dann haben wir von morgen bis Gründonnerstagnachmittag Zeit. An diesem Abend fliegen wir weg und bleiben bis zum Ende der Osterferien an unserem Urlaubsort“, unterrichtete Karli sie.
„Am liebsten würde ich gleich heute Nachmittag zur Hexe gehen“ äußerte Regine ihren Wunsch. „Aber ich habe Theaterprobe und am Abend gehen wir in die Oper.“
„Nein, heute geht es bei mir auch nicht. Nachmittags habe ich Geigenunterricht und abends muss ich unbedingt da sein, damit ich mal meinen Vater wiedersehe. Der war in letzter Zeit ziemlich viel auf Geschäftsreisen. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie er aussieht. Wahrscheinlich will er, dass ich am Samstag dableibe. Aber am Nachmittag gehe ich einfach. Schließlich haben wir in seinem Urlaub noch Zeit füreinander. Treffen wir uns also morgen, am Samstag, um zwei oder so?“
„Ja, gut. Bei mir?“
„In Ordnung. Allerdings sollten wir dann anderswo hingehen, wo wir ganz sicher ungestört sind“, riet Karli. „Wie wär's mit unserer Waldhütte?“
„Die ist bestimmt nicht mehr stabil und da kann es hereinregnen. Stell dir vor, wenn die Farben auf unserem Bild, das wir ja auflegen müssen, verwischen würden. Was da alles passieren könnte!“, gab Regine zu bedenken. „Das Wetter ist nun mal noch nicht beständig.“
„Ich hab' eine Idee. Wir bessern die Hütte aus und legen eine wasserdichte Plane darüber. Ich bring eine mit. Obendrüber positionieren wir noch ein paar Zweige, damit unsere Hütte niemandem auffällt, falls tatsächlich jemand vorbeikommen sollte“, schlug Karli vor.
„Ja, so machen wir's“, stimmte Regine zu.
Als sie bei der Schule ankamen, sahen sie sogleich Frau Lings roten Flitzer. Karlis Mutter war ausgestiegen und lief sofort auf ihren Sohn zu.
„Es tut mir so leid, Karli, dass das gestern überhaupt nicht geklappt hat“, entschuldigte sie sich.
„Das macht nichts“, tröstete sie Karli. „Die Hauptsache ist, dass Papa gut angekommen ist. Und bei Regine war es echt schön.“
„Dann bin ich ja froh. Papa ist gut, aber sehr spät zurückgekehrt. Er schläft jetzt noch. Danach geht er nicht zur Arbeit, sondern macht nur die absolut notwendigen Dinge für die Firma von zu Hause aus. Du wirst ihn also heute Mittag,
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