Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)
wogte die Flut über ihn und er schluckte jede Menge Wasser. Sein Kopf schlug abermals schmerzhaft an einen Felsen. Irgendwann blieb sein Körper an einem Gesteinsbrocken hängen. Es wirbelte, zischte und brodelte um ihn. Jakob nahm alle seine Kräfte zusammen, um sich hochzuziehen, so dass er auf dem Felsen zu liegen kam. Nachdem er Wasser abgehustet und gespuckt hatte, umgab ihn Dunkelheit.
Der zeternde Ruf des Eichelhähers drang nicht mehr in sein Bewusstsein. Auch merkte er nicht, dass wenig später ein Mann in einem lila-glänzenden Mantel auf ihn zueilte. Der sprang mit ausge breiteten Armen auf den Felsen.
„O weh! Das sieht aber bös' aus!“, rief der Zauberer. „Danke, Eiku, dass du mich gleich geholt hast“, rief er dem über ihm kreisenden Eichelhäher zu.
Er hob Jakob vorsichtig hoch, legte ihn über seine linke Schulter und stieg, durch seine Last behindert, schwerfällig in die Luft. Er flog geradewegs zum Burgfried, vor den Eingang zu seiner Wohnung.
Er stutzte, als er den schwarz-funkelnden Stein auf der obersten Stufe bemerkte. Die Kreidelinien hatte er mit einem Blick entziffert.
„O Jakob, hättest du ihn nur behalten!“, stöhnte er. „Dann wäre dir das sicher nicht passiert!“
Er hatte den Stein auf der Stelle erkannt: ein schwarzer Turmalin, ein Schutzstein. Er hob ihn auf und trat in den sechseckigen Raum ein.
Den Turmalin legte er auf die Arbeitsplatte, den Jungen bettete er auf das Sofa. Er schälte ihn aus den triefenden Kleidern, denn er wollte jetzt weder Energie noch Zeit auf einen Trocknungs zauber verschwenden. Dann wickelte er ihn in ein großes Badetuch und deckte ihn mit einer warmen Wolldecke sorgsam zu.
Jetzt betrachtete er die Labyrinth-Darstellung über dem Sofa, wobei er gleichmäßig atmete. Dann schloss er für einen Moment die Augen und summte einen tiefen Ton, um sich innerlich zu sammeln. Endlich zog er sich einen Stuhl ans Sofa, setzte sich und legte seine Hände auf Jakobs nassen Kopf. Er vertiefte sich in das, was seine Hände erfühlten. Sacht und leise begann er die nötigen Formeln zu sprechen, so wie er es in Zauberheilkunde gelernt und später immer wieder angewendet hatte. Nach einer Weile veränderte er die Lage seiner Hände. Und wieder die Formeln. Zwischendurch summte er den Laut der Versenkung und Konzentration. Nun musste er noch die Platzwunde am Hinterkopf verschließen, aus der Jakob ordentlich geblutet hatte.
Er schaute seinem Schützling forschend ins Gesicht.
Langsam hoben sich Jakobs Augenlider. „Du bist ein toller Zauberer, Poptlok. Mir ist gar nicht mehr schlecht“, flüsterte der. „Aber ich bin sooo müde!“ Er ließ seine Augen wieder zuklappen.
Poptlok atmete erleichtert auf: „Du kannst ja schon wieder sprechen! Jetzt umfängt dich nur noch das Dunkel der Erschöpfung. Es wird wohl noch eine kleine Weile dauern, bis du dich völlig erholt hast und du wieder fit bist.“
Nun widmete sich Poptlok den Abschürfungen und führte anschließend einen großen Heilzauber aus.
Jakob fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Poptlok betrachtete ihn mit einem wehmütigen Lächeln. Dann nickte er selbst auf seinem Stuhl ein. Erst als ihn ein Sonnenstrahl traf, der mit seiner warmen Leuchtkraft durch das Süd-West-Fenster drang, schrak er auf. Ein Blick auf Jakob sagte ihm, dass der noch immer ruhig und fest schlief.
„Junge, Junge, was mach' ich nur mit dir?“, seufzte Poptlok. Der Mittag war längst überschritten. Bestimmt fragten sich schon die Eltern und die Schwester des Jungen, wo der denn sei und warum er nicht nach Hause komme. Oder hatte er Zeit bis zum Abend? Bis dahin musste Jakob so fit sein, dass Poptlok ihn zurückschicken konnte. Der Zauberer stellte sich das Entsetzen der Angehörigen Jakobs vor, wenn die ihn zu fortgeschrittener Stunde nirgends finden konnten. Während er so nachsann, fiel ihm der Stein wieder ein, den ihm der Junge mitge bracht hatte. Deswegen war der ja wahrscheinlich in das Bild getaucht. Poptlok holte das Mineral von der Arbeitsplatte und musterte es genauer. Das war ein selten schöner Turmalin! Sein Strahlen, Funkeln und Glitzern schien geradezu Achtung zu gebieten. Staunend stand Poptlok auf, um ihn am Fenster näher zu betrachten. Ein Sonnenstrahl traf ihn. Da erstarrte Poptlok: Auf dem Stein lagen zwei Zauber. Er spürte sie deutlich. Es war, als leckte etwas über die Hand, die ihn hielt. Aber es waren keine bösen Zauber. Im Gegenteil: Es waren Zauber, die die Schutzwirkung
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