Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)
den Wald. Allerdings war der so schmal, dass sie schon bald den Fluss erreichten. Wieder erscholl der Ruf einer Krähe. Zwischen größeren Ufersteinen versteckten sie ihren vermeintlichen Gegenstand. Dann sausten sie zurück in den Schutz der Bäume, von wo aus sie das Ufer beobachteten. Ein abermaliges „Krah“ ganz in ihrer Nähe schreckte sie auf. Und dann kamen sie.
Da die Schwarzmagier nicht zaubern konnten, wenn sie die Gestalt der Krähen eingenommen hatten, mussten sie sich in Menschen zurückverwandeln. Das taten sie jetzt. Zwei gingen ans Ufer, wo sie zwischen den Steinen nach dem bewussten Gegenstand suchten. Die anderen sieben bildeten einen Halbkreis um Zawarima und Poptlok.
Poptlok schloss für einen Moment die Augen. Seine Hand befühlte den Stein. Dann ergriff er Zawarimas Hand.
„Wir dürfen uns auf keinen Fall trennen lassen“, wisperte er ihr zu, während er sich vergewisserte, dass ihr Rücken von Baumstämmen und Sträuchern ausreichend gedeckt war.
Xekon trat mit einem breiten Grinsen auf seinem glattrasierten Gesicht auf sie zu. Er trug wieder seinen langen, schwarzen Samtmantel, von dessen Kragen links und rechts je ein schwarzer Wolfs schwanz baumelte. Er fixierte Poptlok mit seinen stechenden gelbgrauen Augen.
„Wie kommt es, Poptlok Luktor, dass du unseren Liebesverhinderungszauber brichst?“, begann er. „Wir lassen euch in Ruhe, wenn du dich diesem Zauber erneut unterwirfst.“
Poptlok war derart verblüfft und schockiert, dass er beinahe die Fassung verlor. Es wurde ihm schwarz vor den Augen, und er hörte das Blut in seinen Ohren laut wie einen Wasserfall rauschen. Ein Liebes verhinderungs zauber? Davon hatte er nicht die geringste Ahnung gehabt. Jetzt fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Deshalb also hatte er nie Glück in der Liebe gehabt. Aber warum hob sich dieser fiese Zauber auf?
Zawarima war ebenso überrascht wie Poptlok. Doch sie hatte sich schneller gefasst.
Sie fragte: „Und was passiert, wenn wir 'Nein' sagen?“
„Du, liebe Zawarima Marza, bist davon gar nicht betroffen. Es geht uns nur um Luktor“, antwortete Xekon.
Zawarima entgegnete frostig: „Du als Schwarzmagier magst viel wissen. Aber das, was das Wichtigste ist, kennst du nicht. Wirfst du einen Fluch auf Poptlok, wirfst du ihn auch auf mich. Ich werde uns verteidigen.“
Xekon sah sie böse an, sagte aber nichts, sondern wandte sich an Poptlok: „Luktor?“
Poptlok schaute Zawarima in die Augen. Er las wilde Entschlossenheit, für ihre junge Liebe gegen alle Widerstände einzustehen.
„Ich werde uns verteidigen.“ Seine Stimme war klar und unmissverständlich.
„Wie du willst, Luktor. Dann werden wir euch vernichten.“
In dem Augenblick kamen die beiden Schwarzmagier, die zwischen den Flusssteinen vergeblich geforscht hatten. Sie flüsterten mit Xekon.
Sowohl Zawarima als auch Poptlok tasteten in der Zwischenzeit nach ihrem Stein. In Gedanken sprachen sie beide nochmal den Schutzzauber, den sie tags zuvor auf den jeweils anderen Turmalin gelegt hatten, und stellten sich dabei den Stein des jeweils anderen vor. Da leckte wie eine riesige Zunge weißes Licht über ihre Hände bis zum Ellenbogen.
Ein Schwarzmagier aus der Gruppe hatte das beobachtet und schrie leise auf. „Sie haben einen der mächtigsten Schutzzauber bei sich.“ Er starrte sie an, wobei die Farbe aus seinem Gesicht wich. Vor ihnen standen keine kleinen, ängstlichen Personen, mit denen man leichtes Spiel hatte, sondern starke, selbstbewusste Persönlichkeiten.
„Was ist?“ Xekon war aufmerksam geworden. „Schutzzauber? Dass ich nicht lache! Ihr werdet doch nicht im Ernst glauben, dass ich dagegen kein Mittel hätte? - Aber mal was anderes: Was habt ihr denn aus dem Tümpel gefischt?“
„Was geht's dich an!“, herrschte Zawarima ihn an, wobei ihre Augen gefährlich funkelten.
Poptlok griff scheinbar beschwichtigend ein: „Du kannst es ihnen ruhig sagen, Zawarima. Sie werden es trotzdem nie finden. Wie könnten sie auch? Ihnen fehlt schließlich das Wichtigste!“
„Du hast recht“, sagte Zawarima. Ihr war klar, dass Poptlok ein Spiel begonnen hatte, das sie nun aus dem Stegreif weiterspielen musste. Dabei kam ihr Regines Erzählung, wie sie den Turmalin gefunden hatte, in den Sinn. Daraus ließ sich eine neue, hübsche Geschichte erfinden. So konnten sie ein wenig Zeit schinden, in der Poptlok seine Gegner genauer ins Auge fasste, um sie richtig einzuschätzen.
„Wisst ihr, was ein Liebesstein
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