Dr. Poptlok Luktor und die Farben des Glücks (German Edition)
heftigen Gefühle hinauslassen, die sich in ihm gesammelt hatten.
Lange saßen sie so unter den Kirschzweigen. Die Sonne hatte sich inzwischen hinter die hohen Bäume zurückgezogen, und Schatten hatten sich über den Wald, den Garten und das Haus ausge breitet. Eine Saatkrähe kreiste über ihnen. Am klaren Abendhimmel zeichneten sich scharf die Konturen des schwarzen Vogels ab.
Schließlich fing sich der Zauberer wieder.
„Poptlok“, begann Zawarima, nachdem sie ihm ihr Taschentuch gereicht hatte, „ich vermute, nicht nur der Farbkasten, sondern auch die beiden Steine stammen von deiner Mutter.“
„Ich glaube auch“, stimmte Poptlok zu und schneuzte. „Übrigens ist mir aufgefallen, dass ich auf jedem Bild bin, das die Kinder mit dem Zauberfarbkasten gemalt haben. Es ist, als hätte meine Mutter ihn mit einem Zauber belegt, der mich suchen soll. Zur gleichen Zeit tauchen die Schutz steine auf. Die beiden Dinge haben etwas miteinander zu tun, aber ich kann mir noch nicht recht zusammenreimen, was.“
„Ich hab' mir das auch gerade überlegt. Könnte es bedeuten, dass du mehr Schutz oder einen besonderen Schutz vor den Schwarzmagiern brauchst, wenn du gefunden wirst?“, äußerte Zawarima ihre Gedanken.
„Aber warum sind es zwei Schutzsteine? Einer würde doch dann genügen.“ Poptlok kratzte sich nachsinnend an seinem kräftig gewachsenen karottenroten Haarkranz.
„Wir fragen sie einfach“, schlug Zawarima vor. „Wir gehen morgen zu ihr.“
„Und wenn es für sie gefährlich wird?“
Zawarima hatte eine Idee. „Pass auf: Jeder der beiden Schutzsteine hat die drei erforderlichen Zauber, die vor Schwarzmagie bewahren. Damit sind wir beide beschützt. Wir belegen einfach einen weiteren schwarzen Turmalin mit den drei Liebeszaubern für deine Mutter: Du sprichst den ersten, ich den zweiten und den dritten lasse ich einfach meine Mutter sprechen, der ich nachher einen raschen Besuch abstatte. Durch den Brunnen bin ich schnell bei ihr und wieder zurück.“
„Dazu müssten wir erst mal einen schwarzen Turmalin besitzen.“
„Ich habe letzten Donnerstag viele, verschiedene Steine gekauft. Da war auch ein Turmalin dabei. Der ist zwar recht klein und bei weitem nicht so schön und edel wie unsere beiden. Aber den Schutz, den wir von ihm erbitten, wird er wohl dennoch bewirken.“
Poptlock nickte. „Ja. Dann lass uns das machen!“
„Jetzt ist nur noch die Frage, wie wir in ihre Stadt gelangen. Sie liegt ziemlich weit entfernt. Ich kenne niemanden dort, dessen Brunnen wir benutzen könnten“, entwickelte Zawarima ihren Plan weiter.
„Wir können zu zweit mit meinem Mantel fliegen“, schlug der Zauberer vor. „Wir sollten das vor Sonnenaufgang tun, damit uns die normalen Menschen nicht sehen. Eine Weile werden wir schon in der Luft sein, auch wenn mein Mantel recht schnell ist.“
„Prima! Dann ist das auch geklärt.“
Sie erhoben sich und eilten auf das Haus zu, um sogleich den ersten Teil ihres Planes auszuführen.
Der Kampf
Lange vor Sonnenaufgang breitete Poptlok vor dem Hexenhaus seine Arme aus. Sein großer Mantel glänzte im Mondlicht. Zawarima stellte sich mit dem Rücken vor den Zauberer und schlüpfte zu ihm in den Mantel. Den band sie vor ihrem Bauch zusammen. Poptlok erklärte ihr, wie sie sich bewegen müsse, damit sie in die Luft steigen könnten. Aber das war nicht schwierig, denn Zawarima passte sich einfach seinen Bewegungen an. Bald schon schwebten sie in Richtung der Stadt, in der die Kinder und Frau Kux wohnten.
Unter ihnen zeigte sich die Landschaft in allen Grauschattierungen. Aber leblos und verschlafen wirkte sie nur in den Dörfern und Städten. Im Wald und über den Wiesen herrschte das lebendige Treiben der Nachttiere: Füchse, Dachse, Eulen jagten nach Essbarem, Mäuse und Hamster waren vor ihnen auf der Flucht, nachdem sie selbst Nahrung gesucht hatten. Nachtkäfer und Nachtfalter schwirrten umher. Von weitem erscholl der Ruf einer Krähe. Eine andere antwortete.
„Zawarima, hörst du die Krähen?“ Poptlok war beunruhigt.
„Ja. Die sind doch keine Nachtvögel! Was ist in sie gefahren, dass sie schon auf sind?“, staunte die Hexe.
Sie lauschten.
Aber ein Krähensignal nahmen sie nicht mehr wahr.
„Du hast doch deinen Schutzstein bei dir?“ Die Hexe schauderte. Denn ein äußerst unangenehmer Gedanke hatte sich in ihrem Kopf festgesetzt.
„Ja, natürlich.“
„Als ich meinen heute Nacht nochmal angeschaut habe, hat er so merkwürdig
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