Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
Dorfes bildete – offenbar in sozialer wie in religiöser Hinsicht. Der Dorfplatz wurde von zwei größeren Gebäuden dominiert: Die mittelalterliche Dorfkirche stand direkt gegenüber der örtlichen Schankwirtschaft. Zwischen beiden Gebäuden weitete sich die Gasse zur einzigen Zufahrt zum Marktplatz.
In großen roten Lettern offenbarte sich das
GASTHAUS ZUM SCHÜTZEN
nicht nur als erstes, sondern gleichzeitig auch einziges ‚Haus am Platze’. Sie parkten den Wagen vor der Wirtschaft und stiegen aus. Dann rannten sie, in ihren viel zu dünnen Jacken nur notdürftig gegen die Kälte geschützt, zur Eingangstür des Gasthauses, rissen sie auf und stürmten hinein. Ein Schwall Kälte und Feuchtigkeit von draußen begleitete sie und schnell zogen sie die Tür hinter sich wieder zu.
Sie schüttelten die Nässe in großen Tropfen von den klammen Kleidern und Schuhen und hängten ihre Jacken an die Haken neben der Tür, wo sich kleine Pfützen auf dem Boden bildeten, die bald zu mittelgroßen Seen wurden. Die Augen der einheimischen Stammgäste folgten den Ankömmlingen dabei mit unverblümtem Interesse. Man sah hier um diese Jahreszeit vermutlich eher selten fremde Gäste.
Das Innere der Gaststube erwies sich als gemütlich und angenehm warm. Der kleine Gastraum war mit dunklem Holz getäfelt und Tische und Stühle aus demselben Material stellten den Großteil der restlichen Einrichtung des rustikalen Gaststübchens dar. Die Wände zierte eine Vielzahl dunkler Bilderrahmen, in denen postkartengroße Porträts örtlicher Berühmtheiten und einige Blätter legendärer Skatrunden prangten. An der Stirnwand des Raumes hing eine umfangreiche Sammlung von altertümlichen Waffen, Dreschflegeln und ähnlichen Jagd-, Feld und Mordwerkzeugen.
Die Theke war ein baumlanges Brett, das man dunkel gebeizt und anschließend klar lackiert hatte. Sie war von unzähligen Kratzern und Einschnitten übersät, wirkte aber trotz der Spuren intensiver Benutzung gepflegt und beinahe edel. Der Wirt hatte die Ärmel seines ehemals weißen Hemdes halb nach oben gekrempelt und war damit beschäftigt, den Tresen zu polieren, als sich seine neuen Gäste zu ihm an die Bar setzten. Er musterte die Ankommenden aufmerksam, aus Augen, die sich dem breiten Lächeln seiner Mundpartie nicht ganz anschließen wollten. Die Augen über der winzigen Nase und dem riesigen Schnurrbart erinnerten Singer ein wenig an die eines Wiesels. Als ihr Blick auf Antonia fiel, wurde das Lächeln darunter noch eine Spur breiter und bekam etwas unangenehm Glitschiges.
»Grüß Gott, ihr Leute«, begrüßte das Wieselauge seine Gäste. »Da habt ihr euch aber einen schönen Tag ausgesucht zum Ausgehen, oder?«, fragte er leutselig und zwinkerte ihnen aufmunternd zu, mit diesen beinahe lächelnden Augen. Von den Tischen der Gaststube drang verhaltenes Gemurmel herüber. Offenbar hatte man nach den Ergebnissen des letzten Skatabends ein neues Tagesgespräch gefunden.
»Wohl wahr, und Ihnen auch einen guten Tag !«, erwiderte Singer das breite Grinsen des Wirts. Damit waren offenbar fürs Erste die Fronten geklärt und die Gäste an den Tischen widmeten sich wieder ihren vorher unterbrochenen Gesprächen. Zumindest gaben sie sich alle Mühe, diesen Eindruck zu erwecken. Singer vermeinte hin und wieder das Wort ›Touristen‹, gefolgt von einem kleinen, garstigen Auflachen zu vernehmen, aber da konnte er sich auch irren.
Sie bestellten sich zwei Portionen vom Benediktinereintopf und eine Käsesuppe für Antonia. Singer versetzte seine Tochter in Erstaunen, als er sich ein großes Wasser zum Essen bestellte, anstatt des sonst üblichen Biers oder Weins, und einen
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