Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
gewissen Herrn Suter. Kennen Sie den?«
»Ah, der Alois vom Alpenblick. Ja, freilich. Die Pension ist aber nur im Sommer geöffnet, soweit ich weiß, oder?«
Erneut erscholl gedämpftes Lachen aus dem Schankraum, offenbar verfolgten die Stammgäste das Gespräch mit reger Anteilnahme. Sollten sie, dachte Singer, solange er nur erführe, wie sie von hier zum »Alpenblick« gelangten.
»Ja, genau«, spielte er das Spiel tapfer lächelnd weiter mit, »der gute alte Alois. Für uns macht er eine Ausnahme.«
Der Wirt hielt für einen Moment in seiner Wischbewegung inne und beugte sich zu Singer herüber. Dann sprach er in unverminderter Lautstärke weiter: »Ist ein etwas seltsamer Kauz, der Alois, wissen Sie?« Noch mehr Gelächter aus dem hinteren Teil der Gaststube.
»Von mir aus«, sagte Singer. »Und wissen Sie vielleicht auch, wie wir da hinkommen?«
»Freilich«, sagte der Wirt, während sein Blick mit solcher Unverfrorenheit über Antonias Körper strich, dass Singer sich bemüßigt fühlte, seine Aufmerksamkeit mit einem Fingerschnippen wieder in seine Richtung zu lenken. Auch Antonia entging das obszöne Starren des Wirtes nun nicht länger. Mit einer entschlossenen Bewegung zog sie den Reißverschluss ihrer Jacke hoch. Den Wirt ließ das unbeeindruckt. Erst als er sich für den Moment an dem jungen Mädchen sattgesehen und sich ein weiteres Mal aufreizend über die rissigen roten Lippen geleckt hatte, schaute er wieder zu Singer, und nun war sein Grinsen unter dem mächtigen Schnauzbart eindeutig dreist.
»Sie folgen der Hauptstraße«, erklärte er, und lehnte sich massig auf seinen Tresen. Mit dem Finger zeichnete er eine unsichtbare Wegskizze auf das glatt polierte Brett, ohne hinzusehen. »An der ersten Brücke fahren Sie links. Nicht rechts runter ins Tal, da ist nämlich nichts außer der Husky-Lodge und den langhaarigen Verrückten. Aber die sind ja nur im Sommer da und machen da ihren Krach.« Es erschloss sich Singer nicht, wen oder was er mit ‘langhaarigen Verrückten’ meinte, offenbar schien auch das Gehirn des alten Schankwirtes öfter ‘auf Wanderschaft’ zu gehen, vielleicht war ja der Konsum des vielgepriesenen Gebirgskräuters daran nicht ganz unschuldig.
»Jedenfalls fahren Sie links, immer den Berg hinauf. Wenn ihre Karre das schafft, heißt das. Und dann sehen Sie es schon, großes Haus, dreistöckig, können es gar nicht verfehlen.«
Als er das mit der Karre sagte, war aus dem hinteren Teil der Kneipe ein ziemlich heftiges Prusten zu hören gewesen, welches in einen kleinen Hustenanfall überging. Ha ha, dachte Singer, saukomisch, in der Tat. Wenn sie auf halber Höhe im Schnee steckenblieben, was würde das erst für ein Gelächter geben.
Die Stammgäste des Schützen hatten nun erneut ihre Tätigkeiten (welchen Tätigkeiten sie hier auch nachgehen mochten, außer sich zu besaufen und viel zu junge Mädchen anzustarren) unterbrochen und schauten spöttisch amüsiert in Richtung der drei Fremden an der Theke.
Singer legte einen Fünfzig-Euro-Schein auf die Theke, den der Wirt gelassen ignorierte und dann drehten sie sich um, zogen ihre durchnässten Jacken an und stiefelten zur Tür, die beim Öffnen einen weiteren Schwall kalter Luft und emsig tanzender Schneeflocken in den Raum blies. Als sie draußen waren und Singer die Tür mit einem festen Ruck zudrückte, ging ein Schütteln durch seinen Körper wie durch den eines durchnässten Hundes.
»Seltsames Bergvolk«, murmelte er und marschierte zum Auto. Martin und Antonia folgten ihm auf den Fersen. Inzwischen war es dunkel geworden und der von einer dünnen Schneeschicht überzogene Lack des Mercedes reflektierte das trostlose Licht einer einzelnen Straßenlaterne.
Auch Martin konnte ein Frösteln nicht
Weitere Kostenlose Bücher