Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
Waffe auf die Frontscheibe des Fahrzeugs. Singer, der den Wagen wieder zurück auf die Fahrbahn und zumindest vorläufig in Sicherheit gebracht hatte, sah sich für einen Moment vor eine Entscheidung gestellt, die eigentlich keine war: Nämlich den Soldaten nun doch noch umzufahren, auf die Gefahr hin, dass dessen Uzi losgehen und sie dann wahrscheinlich alle erwischen würde – oder anzuhalten. Umkehren oder auch nur den Rückwärtsgang einzulegen, würde viel zu lange dauern und ein Blick in das Gesicht des bemützten Jungen machte nur zu deutlich, dass er ohne Zögern von seiner Waffe Gebrauch machen würde, um sie aufzuhalten.
Singer ließ den Wagen auf dem Schnee des kleinen Felsplateaus ausrollen und parkte ihn vor dem hohen Maschendrahtzaun, welcher im Wesentlichen ein Pendant der Absperrung um den Steinbruch war. Dieser hier war allerdings brandneu und kein bisschen verfallen. Der Stacheldraht am oberen Ende war bestens in Schuss und rundum intakt. Außerdem wiesen zahlreiche Schilder darauf hin, dass der Zaun elektrische Spannung führte. Wahrscheinlich war es vernünftig, diesen Schildern zu glauben.
Der Soldat deutete mit seiner freien Hand auf die Motorhaube des Jeeps, wobei er gut einen Meter Abstand zu dem Wagen hielt. Der Zeigefinger seiner rechten Hand lag lose am Abzug der Uzi. Singer schätzte, dass etwa fünfzig Geschosse aus dem Lauf der kleinen Waffe die Entfernung zwischen ihnen wesentlich schneller zurücklegen würden als er.
Singer dreht sich zu Antonia um, die sich an Martin klammerte und ihren Vater aus großen, schreckgeweiteten Augen anstarrte, wahrscheinlich noch immer benommen von ihrem Blick in den Abgrund. Martin hielt ihre Hand in seiner. Resigniert starrte er nach draußen zu dem Jungen mit der Uzi.
Inzwischen hatte sich ein weiterer, identisch gekleideter Soldat vor dem Jeep aufgebaut und machte jede Illusion einer möglichen Flucht vollends zunichte. Sie hatten verloren, gestand sich Singer ein, waren einfach zu spät gekommen. Murnauer würde sich schwerlich von ihrer Idee mit der Sprengung der Höhle und ihres brandgefährlichen Inhalts überzeugen lassen. Vielmehr würde er Singer stattdessen endlich festnehmen und sich damit nicht nur elegant aus der Affäre ziehen, sondern aller Voraussicht nach auch noch das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen. Immerhin hätte er einen gefährlichen Top-Terroristen mitsamt seinen finsteren Helfershelfern zur Strecke gebracht. Zur Krönung des heutigen Tages würden Murnauer den überaus belastenden Sprengstoff in ihrem Wagen finden. Einfach fantastisch!
Die beiden Soldaten forderten sie unter vorgehaltener Waffe auf, auszusteigen, immer hübsch langsam und einer nach dem anderen. Als sie alle vier nebeneinander vor dem Jeep standen, wurden sie gründlich nach Waffen durchsucht, wobei ein Soldat aus sicherer Entfernung zusah, eine schussbereite Waffe in jeder Hand, und der andere sich daran machte, sie gründlich zu betasten und abzuklopfen. Schließlich waren die beiden Soldaten wohl für den Moment zufrieden und forderten die kleine Gruppe auf, sich in Richtung Zaun in Bewegung zu setzen. Sie stapften los, die Hände im Nacken.
Das umzäunte Areal des Gipfels maß etwa einhundert Meter im Durchmesser und war bisher durch eine kleine Baumgruppe vor ihren Blicken verborgen gewesen. Hier hatte es bis vor Kurzem kaum etwas Nennenswertes gegeben, von ein paar Sträuchern, niedrigen Büschen und eisigem Wind abgesehen. Nun allerdings hob sich eindrucksvoll etwas von der kargen Felslandschaft ab. Etwas, das ebenso wenig in die ursprüngliche Berglandschaft passte wie der übermannshohe Zaun drumherum. Jemand hatte in der
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