Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
Vom Netzwerk:
Klei­dungs­stück je­den Mo­ment mit­samt sei­nem Trä­ger ab­he­ben und sich in die Schlucht stür­zen.
    Wie nah Mur­nau­er tat­säch­lich am Saum der Schlucht stand, be­merk­te das klei­ne Grüpp­chen erst, als sie bei ihm an­ge­langt wa­ren. Der Rand des Ab­grunds, der meh­re­re hun­dert Me­ter steil in die Tie­fe ab­fiel, schloss di­rekt mit den Spit­zen sei­ner teu­ren Wild­le­der­schu­he ab.
    Als Mur­nau­er end­lich auf die wie­der­hol­te Mel­dung des Sol­da­ten rea­gier­te, der den klei­nen Trupp zu ihm ge­bracht hat­te, und sich zu den An­kömm­lin­gen um­dreh­te, schi­en sein Blick wie aus wei­ter Fer­ne zu kom­men. Er mus­ter­te An­to­nia, Mar­tin und den al­ten Mann mit dem Aus­druck mil­der Neu­gier und amü­sier­ten Un­ver­ständ­nis­ses, so als sin­nie­re er seit Ta­gen über die Poin­te ei­nes kom­pli­zier­ten Wit­zes, und sei kurz da­vor, sie end­lich zu be­grei­fen. Als sein Blick je­doch an Sin­ger hän­gen blieb, än­der­te sich sei­ne Mie­ne schlag­ar­tig, so als hät­te je­mand in sei­nem Ge­hirn einen Schal­ter mit Wucht um­ge­legt.
    Die dich­ten Brau­en senk­ten sich in der Mit­te sei­ner krau­sen Stirn und der un­s­te­te Blick sei­ner blut­un­ter­lau­fe­nen Au­gen wur­de plötz­lich in­ten­siv und un­an­ge­nehm star­rend. Sei­ne Mund­win­kel fie­len re­flexar­tig nach un­ten und leg­ten zuckend sei­ne Schnei­de­zäh­ne frei. Es war der An­blick ei­nes toll­wüti­gen Tie­res, das die Zäh­ne fletscht. Doch die­se Frat­ze hielt sich nur für den Bruch­teil ei­ner Se­kun­de, dann fiel sie in sich zu­sam­men wie ein Kar­ten­haus.
    Mur­nau­er setzte die üb­li­che Mas­ke ge­schäf­ti­ger Ar­ro­ganz auf, ge­trübt le­dig­lich durch sei­ne Pu­pil­len, die wie dunkle Was­ser­tüm­pel in der ver­härm­ten Land­schaft sei­nes blei­chen, tei­gi­gen Ge­sichts la­gen. Schmut­zi­ge Was­ser­tüm­pel über dun­kel an­ge­schwol­le­nen Au­gen­rin­gen.
    Mur­nau­er hat­te noch nie be­son­ders sym­pa­thisch aus­ge­se­hen. Oder be­son­ders ge­sund. Aber der An­blick, den er ih­nen jetzt bot war überaus ver­störend. Sin­ger ver­stand nur zu gut, warum es der Sol­dat ver­mied, sei­nem Vor­ge­setzten di­rekt in die Au­gen zu schau­en – es war ein Blick in den Ab­grund, min­des­tens so tief wie der, über dem ihre klei­ne Ver­samm­lung ge­ra­de statt­fand. Und wahr­schein­lich ge­nau so töd­lich.
    Mur­nau­er schüt­tel­te sich bei­läu­fig, als be­mer­ke er erst jetzt die ei­si­ge Käl­te, die hier oben, auf dem zu­gi­gen Fels­pla­teau herrsch­te, dann wand­te er sich in ei­nem selt­sam ver­wa­schen klin­gen­den Plau­der­ton an Sin­ger.
    »Dr. Sin­ger. Wie schön, dass Sie doch noch zu un­se­rer klei­nen Par­ty kom­men konn­ten. Of­fen­bar wol­len Sie sich we­nigs­tens an den Auf­räum­ar­bei­ten der klei­nen Fer­ke­lei be­tei­li­gen, die Sie durch Ihre Un­acht­sam­keit ver­ur­sacht ha­ben. Wie löb­lich«, sag­te er mit ei­nem mil­den Lächeln, und klopf­te Sin­ger ka­me­rad­schaft­lich auf die Schul­ter. Er wirk­te da­bei re­gel­recht ver­gnügt.
    Sin­ger hielt es nicht für nötig, auf die­se er­neu­ten An­schul­di­gun­gen zu ant­wor­ten. Nicht wenn der Mann, der sie aus­sprach, mehr als tau­send Tote neckisch als ‘klei­ne Fer­ke­lei’ und ein amok­lau­fen­des Mons­ter als ‘Un­acht­sam­keit’ be­zeich­ne­te, da­von ab­ge­se­hen, dass er ihm die gan­ze Saue­rei auch noch in die Schu­he schob. Statt­des­sen war­te­te er ab, was sein Ex-Chef als Nächs­tes sa­gen wür­de. Und er dach­te plötz­lich wie­der an das TNT, das viel­leicht noch im­mer im Jeep lag. Die Sol­da­ten hat­ten sie zwar nach Waf­fen durch­sucht, das In­ne­re des Jeeps schi­en sie al­ler­dings gar nicht in­ter­es­siert zu ha­ben. Wenn sie nur eine klei­ne Chan­ce be­kämen …
    Zu­nächst hat­te Mur­nau­er je­doch an­de­re Plä­ne. »Wis­sen Sie was, Sin­ger?«, sag­te er und un­ter­drück­te ein Ki­chern, »… wis­sen Sie was, mein Jun­ge? Wo Sie schon ein­mal da sind, sol­len Sie auch se­hen, warum Sie ei­gent­lich die lan­ge Rei­se auf sich ge­nom­men ha­ben. Wie Sie er­ken­nen«, und da­bei deu­te­te mit ei­ner aus­la­den­den Ges­te auf

Weitere Kostenlose Bücher