Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
Berg vordrangen, umso schwerer schien das Gewicht des Steins auf ihnen zu lasten.
Der Gang mit den Lampen führte sie nach einer Weile in die erste Höhle und von da ging es nahezu waagerecht weiter bis zu dem Raum mit dem schwarzen Sarkophag. Rückblickend war die Strecke fast schon verblüffend kurz und dem Alten wurde klar, wie lächerlich kurz die Strecke bis zur rettenden Oberfläche gewesen war, als er sich sein vermeintlich letztes Pfeifchen angesteckt hatte. Ihm war sie wie mehrere hundert Meter vorgekommen. Regel Nummer drei, die er damals missachtet hatte:
Kurz vor dem Sonnenaufgang ist die Nacht am tiefsten. Und kurz vorm Ziel ist die Versuchung am größten, einfach aufzugeben.
Beinahe hätte auch er einfach aufgegeben.
Die Berge konnten tückisch sein. Unbarmherzig und tödlich. Aber sie waren niemals böse . Aber das, was da unten lag, das, zu dem sie jetzt hinabstiegen, war böse. Und zwar auf eine Weise, die keiner von ihnen zu begreifen imstande war.
Vielleicht wäre es besser gewesen, dachte Alois Suter, wenn er hier unten gestorben wäre und der Menschheit das grausame Geheimnis im Herzen der Berge erspart hätte.
Wenn von dem beleuchteten Hauptgang irgendwelche Abzweige abgingen, so bemerkte sie Singer nicht. Was er allerdings bemerkte, war der Geruch. Leicht süßlich mit einer metallischen Note erfüllte er den schmalen Gang und schien mit jedem Schritt intensiver zu werden. Und es war noch eine andere Note darin, eine ferne Andeutung von Moder und feuchtem Verfall. Wie Dachgebälk, das jahrelang dem Regen ausgesetzt war, morsch und faulig und von ekelhaften Maden und Käfern zerfressen, ausgehöhlt bis auf ein schwarzes, garstiges Innenleben …
Dann war der Gang zu Ende. Sie traten aus der Röhre im Gestein in einen kleinen Vorraum und wurden dort von Murnauers bewaffneter Vorhut erwartet. Ein Trio aus kleinen grellen Lampen beleuchtete eine Vielzahl merkwürdiger Symbole, die in die schwarzen Steinwände gehauen worden waren. Tatsächlich, wie der Alte gesagt hatte. Singer verstand nun, was Suter gemeint hatte; sie anzusehen verursachte ein dumpfes Unwohlsein, aber Singer fand sie auf eine seltsame Weise ebenso faszinierend wie abstoßend. Er hätte sie länger betrachten können, ohne Kopfschmerzen und Magenkrämpfe. Er hätte sie vielleicht sogar entziffern können, denn ihre Bedeutung schien ihm beinahe vertraut, so wie ein Déjà-vu, eine ferne Erinnerung, die hinter einem grauen Schleier verborgen auf ihre Entdeckung wartet ...
Doch er hatte keine Gelegenheit, länger über die Symbole und ihre verborgene Bedeutung nachzudenken. Die Soldaten zerrten sie weiter in den nächsten Raum. Eine kleine Kaverne, in der das riesige, schwarze Steingebilde thronte. Als Alois Suter den Findling zum zweiten Mal sah, und diesmal im hellen Licht der Quecksilberdampflampen, wich er unwillkürlich davor zurück. Der alte Mann schnappte nach Luft und taumelte, aber Singer bemerkte es nicht. Auch er starrte gefesselt auf das enorme, schwarze Gebilde.
Es war in der Tat ein furchtbares Ding, grob in Form gehauen von gigantischen Händen oder Maschinen und aus einem Material, welches nur vorgab , Gestein zu sein. Eine schwarze, schlierig wirkende Masse, deren Umrisse an den Rändern zu wabern und zu verschwimmen schienen und doch – fest, unbezwingbar beinahe, von einer höheren Dichte als jedes Material, das bisher auf der Erde gefunden worden war, so hatte ihnen Murnauer versichert. Und es passte weit besser als Ruhestätte für das riesenhafte Monstrum als der beschönigende Schneewittchensarg im Labor. Dies hier war seine angestammte letzte Ruhestätte – und war es offenbar seit Jahrtausenden
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