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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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sie lei­se.
    Sin­ger, des­sen Vors­tel­lung von 'voll er­wi­scht' sich in den letzten Stun­den stark re­la­ti­viert hat­te, ver­kniff sich einen bis­si­gen Kom­men­tar über die an­ge­knacksten Fin­ger des Jun­gen.
    »Wie heißt du, Mäd­chen?«, frag­te er statt­des­sen die Klei­ne.
    »Ich bin die Lena«, ant­wor­te­te sie zag­haft, und Sin­ger stell­te An­to­nia, Mar­tin und sich selbst vor. Die förm­li­che Ges­te wirk­te viel­leicht et­was fehl am Plat­ze, aber ein bis­schen Zi­vi­li­sa­ti­on tat gut, hier drin­nen, das spür­ten sie alle.
    »Sag, Lena, warum gehst du nicht mal zu ihm rü­ber und ver­suchst, mit ihm zu re­den? Ver­such' ihn et­was auf­zu­mun­tern, ja?«, sag­te Sin­ger und blick­te nach­denk­lich in Rich­tung Al­tar, an dem der Jun­ge im­mer noch be­we­gungs­los stand und düs­ter auf das rie­si­ge Holz­kreuz starr­te. Dann schenk­te er dem Mäd­chen ein be­herz­tes Lächeln, was die­ses zö­gernd er­wi­der­te. Allzu über­zeu­gend wirk­te sei­ne Zu­ver­sicht an­ge­sichts ih­rer Si­tua­ti­on wahr­schein­lich nicht, dar­über war sich Sin­ger wohl im Kla­ren. Aber im Mo­ment war es ein­fach das bes­te Lächeln, das er zu­stan­de brach­te.
    An­to­nia lief zu Mar­tin, der im­mer noch bei dem ho­hen Fens­ter Wa­che hielt und die Um­ge­bung drau­ßen be­ob­ach­te­te, während Sin­ger bei der Rei­se­ta­sche sit­zen blieb. Als An­to­nia ein Stück weg war, warf er einen flüch­ti­gen Blick zu dem Ge­schwis­ter­paar vor dem Altar­kreuz. Der Jun­ge sprach jetzt mit Lena. Gut. Dann zog er lei­se den Reiß­ver­schluss der Ta­sche auf.

Zuf­lucht
     
     
    »S ind sie noch da drau­ßen?«, frag­te An­to­nia lei­se und tas­te­te nach Mar­tins Hand. Der er­griff die ihre und nick­te stumm, ohne den Blick vom Fens­ter ab­zu­wen­den. Mo­men­tan stan­den die Dorf­be­woh­ner ein­fach un­schlüs­sig vor dem Ein­gang her­um, als er­war­te­ten sie, dass die Frem­den von al­lein wie­der her­aus­kämen. Und ge­nau ge­nom­men wür­den sie das ir­gend­wann auch tun müs­sen. Und noch et­was fiel ihm auf, und es war eben­falls kein gu­tes Zei­chen. Die stum­me Men­schen­men­ge im dich­ter wer­den­den Schnee­ge­stö­ber wur­de größer . Mehr und mehr Men­schen schlurf­ten un­ge­ach­tet der ei­si­gen Käl­te aus ih­ren Häu­sern, über den Dorf­platz und sam­mel­ten sich vor der Kir­che. Und ihr Zustrom schi­en nicht ab­zu­rei­ßen.
    Eine Frau von viel­leicht vier­zig Jah­ren ging, nur mit ei­nem dün­nen Ne­gligé be­klei­det, quer über den Markt­platz auf die Kir­che zu. Ihr lan­ges brü­net­tes Haar flog im ei­si­gen Wind, aber sie schi­en die Käl­te nicht zu spüren. Ihr Gang hat­te et­was un­na­tür­lich Stak­sen­des, aber im Ge­gen­satz zu den meis­ten der an­de­ren, die ein­fach ta­ten­los vor der Kir­che her­um­stan­den, wirk­te sie le­ben­di­ger, ir­gend­wie agi­ler. Ihre Schrit­te wa­ren we­ni­ger zö­ger­lich und re­gel­recht ziel­ge­rich­tet, während sie auf die stum­me Ver­samm­lung vor der Kir­che zu­schritt. Als sie den Vor­platz zum Ein­gang der Kir­che er­reicht hat­te, blieb sie je­doch un­ver­mit­telt ste­hen, als sei sie ge­gen eine un­sicht­ba­re Wand ge­lau­fen und dreh­te sich ruck­ar­tig zu dem großen Ei­chen­por­tal her­um. Im Schein der spär­li­chen Be­leuch­tung war ihr Blick sehn­süch­tig auf den Ein­gang der Kir­che ge­rich­tet. Sehn­süch­tig und hung­rig , wie die Blicke der an­de­ren. Aber ihr Ge­sichts­aus­druck schi­en au­ßer­dem lei­dend und wirk­te ge­quält, so als wäre eine zwei­te, schwäche­re Per­sön­lich­keit in ihr sich der Rol­le vage be­wusst, die man ihr zu spie­len auf­ge­zwun­gen hat­te. Und die­se Per­sön­lich­keit litt un­mensch­li­che Schmer­zen.
    Ein klei­ner Jun­ge in ei­nem wei­ßen Schlaf­an­zug, auf des­sen Stoff bun­te Ted­dys ge­druckt wa­ren, taps­te aus ei­nem an­de­ren Haus her­bei. Er schleif­te et­was hin­ter sich her, das man aus ei­ni­ger Ent­fer­nung für ein Plüsch­tier hal­ten moch­te. Was der Klei­ne tat­säch­lich mit der Hand um­fass­te, war das ge­bro­che­ne Ge­nick sei­nes Lieb­lings-Kat­zen­ba­bys aus dem Körb­chen mit dem Ach­ter­wurf, mit dem er am Mor­gen noch

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