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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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hin­ge­bungs­voll in der Kü­che zu Füßen sei­ner Mut­ter ge­spielt hat­te – die mit ein­ge­schla­ge­nem Kopf im Schlaf­zim­mer des klei­nen Hau­ses lag. Ihr Ehe­mann, der ört­li­che Bäcker und eben­falls ein Stamm­gast des Schüt­zen , hat­te es für eine gute Idee ge­hal­ten, ih­ren Schä­del mit größt­mög­li­cher Wucht so lan­ge ge­gen den Pfos­ten der ehe­li­chen Bett­statt kra­chen zu las­sen, bis die­ser auf­ge­sprun­gen war und sei­nen gelb­lich-ro­ten In­halt über das Bett und die hal­be Schlaf­zim­mer­wand ver­teilt hat­te. Da­nach hat­te er an ihr mehr­fach die ehe­li­chen Pflich­ten voll­zogen, während ihr klei­ner Jun­ge im Ne­ben­zim­mer vor Schmer­zen ge­schri­en hat­te, als die ro­ten Spo­ren in sei­nen Blut­kreis­lauf ein­ge­drun­gen wa­ren.
    Eine Wind­bö hob das Schlaf­an­zu­go­ber­teil des Kin­des an und ein klei­ner Ku­gel­bauch wur­de sicht­bar, von dicken blau­en Adern durch­zogen und über und über mit Pus­teln be­deckt. Aus ei­ni­gen Pus­teln lief gelb­li­cher Schleim. Er stell­te sich ne­ben die Frau in dem Nacht­hemd, und sei­ne klei­nen Au­gen blick­ten eben­falls durch den dich­ten wei­ßen Vor­hang aus großen Schnee­flocken zur Kir­che hin­über. In dem wei­chen Fell des to­ten Kätz­chens in der Faust des Jun­gen spiel­te der Wind.
    Einen äl­te­ren Mann, des­sen grei­ses Haupt von ei­nem dich­ten Haar­kranz wild um­flat­tert wur­de, hat­te es be­son­ders schlimm er­wi­scht. Eine Pus­tel war di­rekt auf sei­nem Au­gen­lid ge­wach­sen und hat­te sich über große Tei­le der ho­hen Stirn aus­ge­brei­tet. Der Ver­fall hat­te das einst­mals sym­pa­thi­sche Großva­ter­ge­sicht des äl­te­ren Herrn zu ei­ner häss­li­chen Frat­ze ents­tellt. Der Mann trug den ei­gen­tüm­li­chen schwar­zen Rock mit ent­spre­chen­dem wei­ßen Kra­gen, der ihn als Pries­ter oder Pa­stor aus­wies. Das muss­te der Va­ter des Ge­schwis­ter­paars sein.
    Der Mann blu­te­te un­abläs­sig einen brei­ten, dunklen Strom aus Au­gen und Nase, was Sin­ger auf per­ver­se Wei­se an die auf­ge­mal­ten Stig­ma­ta der Holz­fi­gur an dem rie­si­gen Kreuz im Kir­chen­schiff er­in­ner­te. Die Arme hin­gen schlaff an sei­nen Sei­ten her­ab, wie bei den meis­ten an­de­ren auch. Sei­ne Ge­sichts­zü­ge wa­ren ein Mus­ter an Teil­nahms­lo­sig­keit, während er eine größer wer­den­de Pfüt­ze vor sich in den Schnee blu­te­te. Dann hob er die Arme ein we­nig und der ge­senk­te Kopf roll­te be­däch­tig nach oben, bis sei­ne Au­gen di­rekt auf den Ein­gang der Kir­che ge­rich­tet wa­ren. Jetzt starr­ten sie alle. Zu ih­nen. In das klei­ne Fens­ter, hin­ter dem sie sich vers­teckt wähn­ten. Der Pa­stor öff­ne­te den blut­ver­schmier­ten Mund und …
    »Warum sind die so?«, frag­te eine Stim­me hin­ter ih­nen. Lena. Mar­tin zuck­te zu­sam­men und dreh­te sich dann be­wusst lang­sam um, dar­auf be­dacht, ihr den Blick nach drau­ßen mög­lichst un­auf­fäl­lig zu ver­sper­ren. Wahr­schein­lich hät­te er sich die­se Mühe spa­ren kön­nen, denn das Mäd­chen mach­te nicht die ge­rings­ten An­stal­ten, aus dem Fens­ter schau­en zu wol­len. Sie moch­te jung sein und ein we­nig naiv, aber Lena hat­te ver­mut­lich eine ziem­lich ge­naue Vors­tel­lung da­von, wer be­zie­hungs­wei­se was dort drau­ßen zu se­hen sein wür­de.
    »Ich … äh, ich weiß … also, ich weiß es auch nicht ge­nau«, stot­ter­te Mar­tin, »aber ich weiß, dass wir hier raus müs­sen, Lena. Und zwar bald.« Die Ver­samm­lung vor der Kir­che war in­zwi­schen zu ei­nem re­gel­rech­ten Men­schen­auf­lauf ge­wor­den. Und all­mäh­lich schie­nen die Dorf­be­woh­ner von ei­ner selt­sa­men Un­ru­he er­füllt zu wer­den. Sie er­wach­ten aus ih­rer Star­re und wieg­ten sich be­däch­tig im Wind hin und her, als ob sie dem Rhyth­mus ei­ner un­be­kann­ten Me­lo­die folg­ten, die nur sie zu hören ver­moch­ten. Jetzt blick­ten sie alle di­rekt zu ih­nen her­über – nein, nicht di­rekt zu ih­nen. Sie sa­hen viel­mehr zu dem Pa­stor, dem al­ten Mann mit dem blu­ten­den Ge­sicht. Auf­merk­sam. Er­war­tungs­voll. Und die­ser blick­te zu den Ber­gen hin­über. Und dann nick­te er, als habe er ein

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