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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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re­gel­recht alar­mie­ren oder we­nigs­tens be­un­ru­hi­gen sol­len. Im Post­skrip­tum des knap­pen Briefs hat­te ge­stan­den:
    Ich glau­be, Mama geht es nicht so gut. Kannst du bit­te nach Hau­se kom­men?
    Das war ein ech­ter Brül­ler – Mama ging es seit un­ge­fähr zehn Jah­ren nicht so gut , nicht wahr? Aber was hät­te sie auch sonst schrei­ben sol­len? Die hin­ge­krit­zel­te Zei­le war nicht der ver­zwei­fel­te Hil­fe­ruf ei­nes Tee­na­gers, son­dern die knap­pe No­tiz ei­ner er­wach­se­nen Frau. Ei­ner tief ent­täusch­ten er­wach­se­nen Frau, die sich kaum trau­te, ihn, den großen Sin­ger, der im Ne­ben­be­ruf zu­fäl­lig auch ein bis­schen ihr Va­ter war, mit der­lei Ne­ben­säch­lich­kei­ten zu be­las­ten.
    Kannst du bit­te nach Hau­se kom­men?
    Nicht sein Zu­hau­se. Nicht mehr. Das klei­ne Haus in­mit­ten der Korn­fel­der und das quiet­schen­de ap­fel­grü­ne Bett dar­in ge­hör­ten der Ver­gan­gen­heit an. Und trotz­dem hat­te An­to­nia »nach Hau­se« ge­schrie­ben.
    Als er den Brief ge­öff­net hat­te, war die­ser be­reits knapp zwei Wo­chen alt ge­we­sen und Anna war im fer­nen Deutsch­land be­reits in die Welt jen­seits der Spie­gel ge­gan­gen, dies­mal für im­mer. An ei­nem reg­ne­ri­schen Diens­tag­abend hat­te sie auf der B73 in der Nähe ih­res Häus­chens in Har­burg die Kon­trol­le über den Vol­vo V40 ver­lo­ren und war ge­gen einen Baum ge­kracht. Das Rent­nerpär­chen in der klei­nen Rei­hen­h­aus­woh­nung ge­gen­über hat­te im ers­ten Mo­ment ge­glaubt, Zeu­ge ei­nes klei­nen Erd­be­bens ge­wor­den zu sein. Auf das aus­blei­ben­de Nach­be­ben hin hat­ten sie schließ­lich durch die Gar­di­nen ih­res Fens­ters nach drau­ßen ge­späht und so­fort die Not­ruf­zen­tra­le der Feu­er­wehr an­ge­ru­fen – fest da­von über­zeugt, dass in den großen Baum ge­gen­über ein Blitz ein­ge­schla­gen war. Das ver­beul­te Wrack des V40 hat­ten sie durch die dich­te Re­gen­wand gar nicht ge­se­hen.
    Sie war nicht an­ge­schnallt ge­we­sen, aber der Air­bag hat­te den Groß­teil ih­res Kör­pers in Po­si­ti­on ge­hal­ten, während ein arm­dicker Ast das Dach des Wa­gens durch­schla­gen hat­te, was dem Vol­vo das Aus­se­hen ei­ner has­tig ge­öff­ne­ten Kon­ser­ven­do­se ver­lieh. Ein brei­ter Strei­fen des Blechs aus dem Wa­gen­dach war ins In­ne­re ge­drückt wor­den und hat­te sich zen­ti­me­ter­wei­se in An­nas Ge­sicht und Ober­kör­per ge­gra­ben. Aus ir­gend­ei­nem Grund hat­te der Tank an­schlie­ßend Feu­er ge­fan­gen und den Wa­gen in ei­nem grel­loran­gen Feu­er­ball ver­wan­delt, der trotz des Re­gens fröh­lich wei­ter­brann­te, bis die Feu­er­wehr ihn schließ­lich lösch­te. Schuld dar­an war vor al­lem der Kunst­stoff des Ar­ma­tu­ren­bretts, der ge­schmol­zen und in dicken Trop­fen auf An­nas Bei­ne ge­tropft war. Aber das hat­te sie wahr­schein­lich schon gar nicht mehr mit­be­kom­men, der Rauch muss­te sie lan­ge vor­her be­wusst­los ge­macht ha­ben. Zu­min­dest gab das der ver­ant­wort­li­che Löschmeis­ter zu Pro­to­koll.
    Die ver­kohl­ten Über­res­te auf dem Fah­rer­sitz wur­den schließ­lich an­hand des Zahn­pro­fils als die von Anna Sin­ger, 38, ge­schie­den, iden­ti­fi­ziert. An­de­re An­halts­punk­te bot der bis zur Un­kennt­lich­keit ver­brann­te Leich­nam nicht mehr. Da man ih­ren Ex-Ehe­mann nicht er­rei­chen konn­te, wand­te sich die Po­li­zei schließ­lich an das In­s­ti­tut, und so ge­lang­te die­se Nach­richt über ei­ni­ge Um­we­ge fast zeit­gleich mit dem ver­späte­ten Brief sei­ner Toch­ter in Sin­gers Hän­de.
    An­to­nia hin­ge­gen hat­te noch in der­sel­ben Nacht vom Tod ih­rer Mut­ter er­fah­ren. Ein Po­li­zis­tenpär­chen mit ei­nem über­mü­de­ten So­zio­lo­gen im Schlepp­tau hat­te ihr die Nach­richt im Stu­den­ten­wohn­heim über­bracht. Die Po­li­zis­ten blie­ben lan­ge ge­nug, um An­to­nia ihr Bei­leid aus­zu­spre­chen und die Hil­fe des So­zio­lo­gen an­zu­bie­ten, dem es nur mit Mühe ge­lang, sein Gäh­nen zu un­ter­drücken. Ob sie An­ge­hö­ri­ge habe, an die sie sich wen­den kön­ne? Und wenn sie Un­ter­stüt­zung brau­che, einen

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