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Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)

Titel: Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz C. Frey
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die­sem Haus und bei ih­rer Mut­ter, die auf ei­nem dün­nen Draht­seil über ei­nem tief­schwar­zen Ab­grund tanzte und da­bei gar mun­te­re Ka­prio­len schlug.
    Er hat­te die Tüte mit dem klei­nen Plü­schaf­fen auf den Bei­fah­rer­sitz des Audi ge­setzt und war hin­aus nach Har­burg ge­fah­ren. Ein Plüschäff­chen? Gott, An­to­nia war acht­zehn ge­wor­den und nicht acht!
    Als er das klei­ne Zim­mer be­trat, saß sei­ne Toch­ter auf ih­rem al­ten, mitt­ler­wei­le et­was zu klei­nen Holz­stuhl – eins von die­sen un­ver­wüst­li­chen Din­gern, die von ir­gend­ei­nem ab­ge­wirt­schaf­te­ten Schulaus­stat­ter zu stam­men schei­nen, der Plei­te ge­macht hat, weil der Be­sit­zer der vor­sätz­li­chen Fol­te­rung von Schü­lern an­ge­klagt und für schul­dig be­fun­den wor­den ist. Ihr blon­des Haar hat­te sie durch ein aus­ge­lei­er­tes knall­ro­tes Haar­gum­mi aus Frot­tee zu ei­nem Pfer­de­schwanz ge­bun­den. In ih­rem blass­blau­en Pau­li-T-Shirt wirk­te sie kind­li­cher denn je. Der klei­ne Maul­wurf stand stolz mit ei­nem klei­nen Spa­ten auf dem Gip­fel sei­nes Maul­wurf­hü­gels, da­ne­ben all sei­ne Freun­de. Anna hat­te ihr das Shirt vor Jah­ren ge­kauft.
    An­to­nia hat­te die schmucke klei­ne Tüte mit dem ele­gan­ten blau­en Ge­schenk­band mit ei­nem vor­sich­ti­gen Lächeln ent­ge­gen­ge­nom­men, sich ar­tig be­dankt und sie un­ge­öff­net auf die Fri­sier­kom­mo­de ge­stellt. Auf der Kom­mo­de thron­te ein Un­ge­tüm von ei­nem Spie­gel. Ein Spie­gel, wie ihn Tee­na­ger seit An­be­ginn der Zeit mit un­zäh­li­gen Schnapp­schüs­sen von Freun­den und Lieb­lings­haus­tie­ren zu be­kle­ben pfle­gen, bis nur noch win­zi­ge Stück­chen der Spie­gel­fläche frei für ihre ei­gent­li­che Ver­wen­dung sind. An­to­ni­as Spie­gel hin­ge­gen er­in­ner­te in sei­ner glatt po­lier­ten Lee­re auf ge­spens­ti­sche Wei­se an den Blick, den ihm ihre Mut­ter vor ein paar Mi­nu­ten an der Tür ge­schenkt hat­te.
    Ein ein­zel­nes Foto kleb­te am Rand die­ses Spie­gels, es zeig­te sie drei während ei­nes Zoo­be­suchs vor vie­len Jah­ren. Anna, An­to­nia und er. Ein klei­nes Äff­chen saß auf sei­ner Schul­ter und lang­te neu­gie­rig nach dem Eis in An­to­ni­as Hand. Das klei­ne Mäd­chen mit der ver­schmier­ten Schnu­te (es fehl­ten die bei­den obe­ren vor­de­ren Schnei­de­zäh­ne in dem ent­zücken­den Kin­der­la­chen – stolz wie Bol­le war sie dar­auf ge­we­sen: ‘Schau mal, Papa! Mein Zahn ist locker, mein Zahn ist locker!’) hat­te das glei­che sei­den­wei­che blon­de Haar wie ihre Mut­ter, mit der sie um die Wet­te strahl­te. Glück­li­che, längst ver­gan­ge­ne Zei­ten. Wie eine rich­ti­ge klei­ne Fa­mi­lie …
    An­to­nia war sei­nem Blick ge­folgt und hat­te ih­ren schma­len Kör­per has­tig in die Sicht­li­nie zwi­schen ih­ren Va­ter und die Fo­to­gra­fie am Spie­gel ge­scho­ben. Ver­le­gen hat­te er den Blick ab­ge­wandt und ihn durch das klei­ne, auf­ge­räum­te Zim­mer schwei­fen las­sen. Wei­ße, schmuck­lo­se Wän­de, fast leer ste­hen­de Re­ga­le (An­to­nia war vor Kur­z­em ins Stu­den­ten­wohn­heim um­ge­zogen – den Groß­teil ih­rer Sa­chen hat­te sie wohl schon mit­ge­nom­men) und alte, schwe­re Ei­chen­schrän­ke mit den Ge­brauchs­spu­ren vie­ler Jahr­zehn­te. Mö­bel­stücke, die eine Ge­schich­te erzählen konn­ten. Sie hat­ten sie ge­mein­sam aus Haus­halts­auf­lö­sun­gen, von Flohmärk­ten und teil­wei­se so­gar vom Sperr­müll her­bei­ge­schleppt. Da­mals, lan­ge be­vor das Treib­gut im Fluss in die ge­fähr­li­che Strö­mung ge­ra­ten war.
    Ne­ben den we­ni­gen Büchern auf dem wind­schie­fen Re­gal­brett stand eine holz­ge­rahm­te Fo­to­gra­fie ih­rer lächeln­den Mut­ter, eben­falls aus bes­se­ren Zei­ten. Viel bes­se­ren Zei­ten. Das Som­mer­licht spiel­te in ih­rem locki­gen blon­den Haar und Anna lächel­te glück­lich auf den Be­trach­ter hin­ab. Und sah ver­dammt hübsch da­bei aus. Er frag­te sich, ob er je­mals zu solch be­din­gungs­lo­ser Lie­be fähig ge­we­sen war, wie sie Anna auf die­sem Bild aus­strahl­te. Und ob er es ver­dient hat­te, die­se Art von Lie­be

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