Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
wären sie bereits daheim im Alpenhof , wenn hier oben auf dem Kamm das Inferno tobte.
Als der Alte und sein Hund den Waldrand erreichten, hatten sich die Wolken bereits zu einer dichten, schmutzig-grauen Wand zusammengeballt. Alois Suter schaute ein letztes Mal hinauf zum Kamm, bevor er den dichten Forst betrat. Nun war er sicher, dass es ein Gewitter geben würde, und zwar ein mächtiges.
Der Forst schlängelte sich zwischen den Ausläufern zweier Felsmassive hinab ins Tal. Riesige, uralte Eichen bildeten ein schattiges Dach über den dichten Kiefernbeständen und dem Dickicht am Wegesrand. Ein Teppich aus abgestorbenen Kiefernnadeln dämpfte die Schritte des Alten und seines Begleiters zu einem sanften Tapsen herab. Andachtsvoll betrat er den schattigen Gang zwischen den gigantischen, hölzernen Pfeilern, die ihre Zweige hoch in den Himmel reckten wie Emporen einer gigantischen, lebenden Kathedrale aus tiefem Grün. Säulen, die noch stehen würden, wenn die steinernen Kirchen dieser Welt bereits zu Staub zerfallen waren.
Tobi kümmerte die Andacht des Alten offenbar weniger. Das Temperament des Bernhardiners wollte weder so recht zu seinem fortgeschrittenen Alter noch zur sakralen Atmosphäre der Umgebung passen. Der große, träge wirkende Hund schlug sich mit einer Geschwindigkeit ins Unterholz, die ihm der Alte gar nicht zugetraut hätte, offenbar um einem kleinen Tier hinterherzujagen. Der massige Hund brach durch das Gebüsch am linken Wegesrand und war kurz darauf im dichten Forst verschwunden.
In der Falle
D er Alte blieb stehen und wartete ein paar Minuten. Er sah ein weiteres Mal hinauf zum Himmel, den das Geäst der Baumkronen nun größtenteils vor seinen Blicken verbarg. Das wenige, das er erkennen konnte, war schmutzig-grau und sah nach Regen aus.
Er stieß ein paar schrille Pfiffe aus, aber der Bernhardiner blieb verschwunden. Kein Rascheln im Gebüsch, kein reumütig zerknautschtes Hundegesicht, das beschämt aus dem dichten Unterholz hervorlugte. Nur das ewige Rauschen des Windes in den Wipfeln weit über ihm. Der Alte stand still und lauschte in den Wald hinein.
Da – ein kurzes Bellen! Leise, fast schon schüchtern. Es schien tief aus dem Inneren des Waldes zu seiner Linken zu kommen, gedämpft durch den dichten Bewuchs der Kiefern am Wegesrand.
Der Alte seufzte und begann widerstrebend, sich einen Weg durch das Unterholz in den dahinter liegenden Nadelwald zu bahnen. Das sah dem alten Hund ähnlich, sich im Übereifer seines spontan erwachten Jagdtriebs im Wald zu verlaufen! Der Baumbewuchs wurde bereits nach wenigen Metern so dicht, dass er nur ausgesprochen mühsam vorankam. Immer wieder musste er verrottenden Baumresten ausweichen, blieb an Büschen und Gestrüpp hängen. Die biegsamen Äste der Bäume schienen nach ihm zu greifen wie die Hände von hölzernen Wachposten. Störe unsere Ruhe nicht!
Als er schließlich das Ende des Baumbestandes erreicht hatte, bemerkte er, dass er eine Sackgasse erreicht hatte - vor ihm ragte ein steiler Felshang in die Höhe, der sich in beide Richtungen entlang des Waldrands erstreckte, soweit er sehen konnte. Zu beiden Seiten gab es nichts als dichter Nadelwald. Der Alte stieß ein paar schrille Pfiffe aus, rief erneut den Namen des Hundes. Horchte.
»Wuff?!«
Diesmal schien der Ursprung des Bellens näher zu sein, ja sogar aus seiner unmittelbaren Umgebung zu kommen. Allerdings klang der klägliche Laut nur gedämpft herüber – und schien direkt in dem Felsen vor ihm seinen Ursprung zu haben.
Der alte Mann betrachtete die Gesteinsformation, welche vor ihm in die Höhe ragte. Er hob einen Ast auf und klopfte damit gegen die raue Oberfläche. Massiver Stein, wie er
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