Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
Lobby und schaute sich suchend um, bevor er geradewegs auf Singer zukam. Er war ein junger Bursche vom selben makellosen Schneid wie Steiner.
»Dr. Singer? Ihr Wagen erwartet Sie.« Nach einem kaum vernehmlichen Hüsteln aus Steiners Richtung fügte er hastig hinzu: »Und darf ich Ihre Tasche zum Wagen befördern?«
»Schon gut, die trage ich selbst«, sagte Singer, während er sich die Ledertasche über die Schulter warf, »Ach ja,« wandt er sich an Steiner, »lassen Sie das Zimmer einfach gebucht, bis ich zurückkehre, auf Rechnung des Instituts. Und lassen Sie doch bitte den Kühlschrank auffüllen.«
Er grinste Steiner breit an.
»Sehr wohl der Herr«, gab dieser ohne die geringste Regung zurück und notierte etwas. Welch ein wundervoller Mensch.
Singer schritt auf den Ausgang zu.
Nachtfahrt
D er Wagen, der vor dem Hotel auf Singer wartete, war eine wuchtige, schwarze Mercedes-Limousine in Stretch-Ausführung, die sich kaum Mühe gab, den Eindruck einer Staatskarosse zu verbergen. Genau genommen fehlten lediglich die Standarten auf den vorderen Kotflügeln und das Auto wäre als Dienstwagen eines hochrangigen Diplomaten durchgegangen.
Der uniformierte Chauffeur, ein gepflegter junger Mann in seinen dreißiger Jahren, öffnete Singer den Schlag zum dezent beleuchteten Inneren des Wagens – ein Traum aus Edelholz und Echtleder mit zwei einander gegenüberliegenden Sitzbänken. Der Fahrer des Wagens deutete auf den Sitz, der in Fahrtrichtung positioniert war. Zwischen den ausladenden Sitzmöbeln befand sich ein niedriger Tisch, ebenfalls aus dunklem Holz, in den diverse Fächer eingelassen waren. Die blickdichte schwarze Trennscheibe zum Vorderteil des Wagens war hochgefahren.
Während er in den weichen Sitzpolstern versank, stellte Singer fest, dass er sich nicht allein im beeindruckend geräumigen Fond des Wagens befand. Ihm gegenüber saß ein Mann mittleren Alters in einem teuer aussehenden schwarzen Maßanzug samt dunkelgrauem Seidenhemd. Keine Krawatte. Den obersten Knopf des Hemds hatte der Mann geöffnet und kräftige Muskeln spannten sich bei jeder Bewegung unter dem maßgeschneiderten Textil. Ein nichtssagendes Dutzendgesicht rundete den Gesamteindruck ab, sein raspelkurzer Haarschnitt und die unvermeidliche Ray-Ban- Sonnenbrille unterstützten effektvoll seine ausdruckslose Erscheinung. Der Kerl besaß eins von diesen Gesichtern, an die man sich beim besten Willen nicht erinnern konnte, wenn man in einem Polizeiverhör gefragt wurde, wie denn der Verdächtige ausgesehen habe. Was sehr wahrscheinlich auch genau der Zweck dieses Gesichts war. »Tja, Herr Kommissar, der Täter war irgendwie mittelgroß, eher unauffällig. Keine besonderen Merkmale, nein. Oder doch, ja – er trug eine dieser schwarzen Sonnenbrillen …« Haha.
Das einzig Auffällige an dem Mann war, dass er seine rechte Hand unter dem locker sitzenden Sakko verbarg. Entweder war dies der schlechteste Napoleon-Imitator aller Zeiten oder der Typ hatte eine Waffe unter seinem Jackett. Vermutlich letzteres.
Der Wagen setzte sich in Bewegung und raste davon, kaum dass er die Hoteleinfahrt verlassen hatte. Wohin, das vermochte Singer aufgrund der blickdichten Wagenscheiben nicht zu sagen.
Ganz in seinem Klischee aufgehend, ließ der dutzendgesichtige Nachwuchs-Napoleon ihn keine Sekunde aus den Augen, geschweige denn die Hand von seinem Schießeisen und legte dabei ein Minenspiel an den Tag, wie es einer römischen Statue gut angestanden hätte – nämlich gar keins.
Singer beschloss, sich seinem Schicksal zu fügen und stattdessen das Innere des kleinen Schränkchens zu erkunden, was sein stummes
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