Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
setzte sich in Richtung des kleinen Betonbunkers in Bewegung, der das Zentrum des tristen Asphaltplatzes bildete.
»Sollte ich nicht besser vorausgehen und Sie hinterher, so etwa in einem Meter Abstand? Nicht zu nah natürlich, falls ich mich überraschend umdrehe und Ihnen die Waffe aus der Hand reißen will?«, schlug Singer vor. Seine ironische Bemerkung wurde mit aller Ignoranz belohnt, zu der der junge Soldat fähig war, und das war eine ganze Menge.
Also hängte Singer seine Reisetasche über die Schulter und stapfte hinter dem Uniformierten her. Der Wagen hinter ihm fuhr augenblicklich an, schlug einen weiten Bogen und rollte schließlich zum Tor neben dem Wachhäuschen hinaus. Der Fahrer gab erneut Gas und jagte den Wagen den Waldweg entlang in den dichten Forst hinein. Zwei weitere Uniformierte beobachteten Singer aufmerksam von ihrem Posten am Wachhäuschen aus, jeweils eine Hand auf den Lauf ihrer Uzis gestützt.
Der Soldat führte Singer zu einer massiven Stahltür, an deren beleuchtetem Zahlenfeld er ein kompliziertes Ritual vollführte, woraufhin sich die Tür mit einem leisen Zischen öffnete. Sie betraten das Innere des Ungetüms aus dickem Stahlbeton, das sich als wesentlich geräumiger herausstellte, als dies von außen den Anschein gehabt hatte. Dies lag vor allem daran, dass der betonierte Fußboden schräg nach unten abfiel, etwa in der Art einer Laderampe. Als sie das Ende des abschüssigen Raumes erreicht hatten, befanden sich Singer und sein bewaffneter Begleiter bereits einen knappen Meter unter der Grasnarbe draußen.
Sie hielten vor einer weiteren massiven Stahltür und der Soldat tippte wiederum eine lange Kombination in das Zahlenfeld. Anschließend hielt er verschiedene Körperteile vor eine rote Glashalbkugel, um sie scannen zu lassen. Der Soldat ließ Singer durch die Tür in einen weiteren kargen Raum treten, kleiner als der, den sie gerade passiert hatten, wenig mehr als ein großer Kleiderschrank. Dessen Inneres wurde von zwei weiteren der unvermeidlichen Armee-Lampen spärlich beleuchtet.
Die Tür fiel hinter Singer zu und er hörte das Zischen einer pneumatischen Verriegelung. Was er allerdings nicht mehr hörte, waren die Schritte des Soldaten, woraus er folgerte, dass dieser die Tür von außen verschlossen hatte – Singer war allein im Raum.
Massiv aussehender Stahl gehörte auch hier zu den Highlights der eher tristen Innenarchitektur. Der Stil war ganz klar der militärisch-einfallslosen Epoche zuzuordnen, und zwar in der Blüte ihrer Zeit. Ihm gegenüber stand – er selbst, in voller Lebensgröße, bleich und mit müden, geröteten Augen über dem wirr abstehenden Haar. Sexy. Singer streckte seinem Spiegelbild die Zunge heraus. Offenbar stand er in der Kabine eines Fahrstuhls.
Er zuckte überrascht zusammen, als aus dem Nichts über ihm eine wohlbekannte Stimme ertönte und ihm bedeutete, an die Spiegelwand zu treten, um seine rechte Pupille sowie die Innenseite seines Daumens vor eine weitere der roten Plastik-Halbkugeln zu halten. Die körperlose Stimme des Murnauer von Oz forderte ihn auf, dem roten Zyklopenauge außerdem noch einen Atemzug zu schenken. Nachdem er auch diesem Wunsch nachgekommen war, setzte sich der Lift geräuschlos in Bewegung.
Da er des Anblicks seines zerknautschten Spiegelbildes allmählich überdrüssig wurde, lehnte Singer sich mit dem Rücken an die Spiegelwand und verfolgte stattdessen die aus großen roten Leuchtbuchstaben bestehende Anzeige über der Fahrstuhltür.
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Dann stoppte die Kabine. Minus fünfter Stock, offenbar das allerunterste Kellergeschoss. Natürlich. Fast
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