Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
beugte sich zu Singer herüber. »Irgendwie hatte ich gehofft, Sie wüssten ein wenig mehr als der Rest von uns, wo Sie doch zum Institut gehören.« Sie grinste verschwörerisch. »Also los, verraten Sie’s mir – was hat ihr Chef mit uns vor?«
Singer hob entschuldigend die Hände. »Da muss ich Sie enttäuschen, Dr. Walther, ich habe ebenso wenig wie Sie eine Ahnung, was genau wir hier tun sollen.«
Der Gedanke an Murnauer riss Singer abrupt aus seinem Anfall frühpubertärer Schwärmerei und brachte ihn zurück auf den Boden der Tatsachen. »Tatsächlich bin ich erst heute aus Peru zurückgekommen und mein geheimniskrämerischer Chef hat mir bisher auch nicht mehr verraten, als dass ich bei der Erforschung irgendeiner neuen Lebensform behilflich sein darf.«
»Eine neue Lebensform, Sie meinen …?« Ihre blauen Augen wurden für einen Moment noch ein wenig größer. Sie beugte sich zu Singer und legte ihre Fingerspitzen leicht auf seinen Arm. Er mochte Augen, die noch staunen konnten und ihr stand dieser Ausdruck ganz besonders gut.
»Das ist im Grunde weniger spektakulär als es sich anhört«, sagte er. »Wir entdecken andauernd neues Leben auf diesem Planeten, meistens Insekten und Bakterien. Sie würden nicht glauben, wie viele davon auf Mutter Erde schon seit Urzeiten unentdeckt ihr Dasein fristen.«
»Nun, dann ist es aber sicherlich das erste Mal, dass die Wissenschaft Ihren Insekten und Bakterien mit Seelenklempnern wie mir zu Leibe rückt.«
Es war wohl die Vorstellung einer zwangsneurotischen Stechmücke, die beiden ein Kichern entlockte, was ihnen sofort kritische Blicke aus Richtung des gelehrten Debattierclubs um den großen Tisch in der Mitte einbrachte.
»Vielleicht sind die Insekten diesmal einfach ein wenig nervöser als sonst«, lachte Singer und kreiste mit dem Zeigefinger seiner erhobenen Rechten um seine Schläfengegend, während er täuschend echt das aufgeregte Summen einer geistig verwirrten Nördlichen Hausmücke imitierte – und damit bei Dr. Walther einen erneuten kleinen Kicheranfall auslöste.
»Sehr wahrscheinlich, Dr. Singer«, sagte sie und griff nach ihrer Kaffeetasse, dann drehte sie sich lächelnd zu ihm um.
»Ich heiße übrigens Doreen.«
»Freut mich, Doreen. Und ich heiße Peter. Nicht besonders originell, aber leicht zu merken.«
Sie schaute ihm für einen Moment direkt in die Augen.
»Peter«, wiederholte sie. »Ich denke, das kann ich mir ganz ohne Probleme merken.« Für einen Moment lächelten sie beide, ohne dass es dafür einen besonderen Grund gegeben hätte.
Schlesinger kam mit dem Kaffee und einem spitzbübischen Grinsen zurück von der Maschine. Er stellte die beiden Tassen vor ihnen auf dem Tisch.
»Vielen Dank«, sagte der immer noch lächelnde Singer. Vielleicht würde diese Nacht doch noch ganz interessant werden.
Erleuchtung
Z u weiteren Gesprächen ergab sich keine Gelegenheit, denn in diesem Moment betrat Professor Dr. Murnauer den Raum, diesmal ohne seinen üblichen militärischen Geleitschutz.
Das Gemurmel der Wissenschaftler verebbte augenblicklich. Murnauer würde ihnen jetzt endlich verraten, warum er sie um ihren mehr oder weniger verdienten Schlaf gebracht hatte. Zumindest hofften das alle.
Murnauers Ansprache an die Wissenschaftler war kurz, knapp und ziemlich vage. Trotzdem war der Inhalt seiner Rede nur mit einem Wort zu beschreiben: Ungeheuerlich!
Die Schatten in den Ecken
N ach Murnauers Briefing waren die Wissenschaftler zu Bett gegangen oder vielmehr ins Bett gescheucht worden. Sein ungewöhnlicher Vortrag hatte zwar unmissverständlich das Beispiellose ihrer Situation dargestellt (wobei
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