Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
riesigen Chefsessels in sich zusammen.
»Aber wissen Sie, was überhaupt das Beste ist, Murnauer? Ihr Gast, der große Typ mit dem kleinen Akneproblem, ja? Ihre berühmte 'humanoide Lebensform' … der ist nicht mehr da … ist einfach abgehauen aus ihrem tollen atomkriegsicheren Forschungsgefängnis und spaziert jetzt wer weiß wo herum.«
»Der Draakk ist …?«, entfuhr es Murnauer. Es war kaum mehr als ein Flüstern. Dabei atmete er stoßweise aus, als hätte Singer ihm gerade einen mächtigen Hieb in die Magengrube verpasst. Das war vielleicht das Schlimmste, überlegte Singer, diese echte Angst in den Augen des großen Obermackers. Murnauer, der meinte, im ganz großen Spiel mitzumischen. Seine Exzellenz hatte versagt, und zwar gründlich.
Und er hatte noch etwas, fiel Singer auf. Er hatte sich verplappert . Murnauer wusste offenbar ganz genau, was sie da unten untersucht hatten. Hatte es schon die ganze Zeit gewusst, noch als das Ding in seiner versiegelten Glasbehausung gelegen hatte – und vielleicht schon vorher. Er hatte sogar schon einen Namen für die Kreatur: Draakk . Passend, wie Singer fand, es klang genauso abstoßend, wie die Kreatur ausgesehen hatte. Draakk … das klang ganz nach einem Wort, das man am Morgen nach einer durchzechten Nacht in die Kloschüssel ruft. Da kannte sich Singer schließlich ganz gut aus.
»Okay, Singer«, wandte sich der kalkweiße Institutsleiter an seinen Angestellten, »das müssen wir klären, augenblicklich. Warten Sie hier, ich mache schnell ein paar Anrufe und dann gehen wir der Sache gemeinsam auf den Grund. Wenn das wahr ist, was Sie sagen …«
»Oh, es ist wahr, machen Sie sich da mal keine Sorgen. So wahr, wie es nur sein kann«, entgegnete Singer mit einem völlig humorlosen Lächeln. »Sie bekommen allmählich Muffensausen, oder? Sollten Sie auch.« Als er das sagte, verengten sich die Augen seines Vorgesetzten zu Schlitzen – nur für einen Sekundenbruchteil. Kaum mehr als ein nervöses Zucken. Dann war der Ausdruck wieder weg, spurlos verschwunden.
Murnauer stand mit einem Ruck auf und stürmte an Singer vorbei aus dem Zimmer. Er warf die Tür hinter sich ins Schloss und Singer hörte ihn kurz darauf, gedämpft durch die schwere Polsterung, im Vorzimmer murmeln.
Singers Blick fiel auf das leere Whiskyglas, das Murnauer ihm zu Beginn ihrer Unterhaltung hingeschoben hatte. Und in das er sich nichts eingeschenkt hatte, zum Glück.
Neben dem Glas befand sich die Fernsprechanlage zum Vorzimmer. Vorsichtig drückte Singer den Knopf mit der stilisierten Ohrmuschel an der kleinen Box aus dunkel gebeiztem Edelholz. Er bekam gerade noch den letzten Teil der Unterhaltung zwischen Murnauer und seiner Sekretärin mit, aber der genügte, um Singers Verdacht zu bestätigen.
»… und rufen Sie den Sicherheitsdienst, die sollen Singer festsetzen – die wissen schon, wie. Und lassen Sie Stufe Rot für den Sachsenwald ausrufen – und die Umgebung. Wir werden Hilfe brauchen dieses Mal. Sie wissen ja, wen Sie zu rufen haben«, drang Murnauers flüsternde Stimme aus dem Apparat. Es mochte an der elektronischen Übertragung liegen oder auch nicht – aber Singer hatte eindeutig das Gefühl, als zittere Murnauers Stimme ein wenig, als er Gundula mit seinen Anweisungen betraute.
Als er die äußere Tür zum Vorzimmer ins Schloss fallen hörte, wartete Singer noch genau zwei Sekunden, bis er die Tür von Murnauers Büro (zum Glück war sie nicht verschlossen) aufriss und an der völlig perplexen Sekretärin vorbei hinaus auf den Gang stürmte. Dort wäre er beinahe Murnauer in die Arme gerannt, der ihn, das Handy am Ohr, für einen Moment aus fragenden Augen anstarrte. Dann klarte sich sein Blick auf und er begann, hysterisch in sein
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