Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
sich wieder über Antonias Laptop und vertiefte sich in die Unmengen bruchstückhafter Daten, die Martin aus dem Institut erbeutet hatte. Der kleine Ausflug in das Intranet des Unetrnehmens hatte sich trotzdem gelohnt, denn jetzt hatten sie immerhin ein Ziel.
Das Wesen war in den Schweizer Alpen entdeckt worden, unweit des Dörfchens Igstein im Muotatal, von einem Mann namens Alois Suter, einem Hüttenwirt und ambitionierten Freizeitkletterer. Murnauer und seine Leute hatten ihn anschließend ausführlich befragt. Über den Mann selbst stand nichts in den Akten, aber vielleicht würde er in der Lage sein, ihnen mehr über seine Entdeckung zu erzählen oder sie gar zum Fundort des Wesens zu führen. Unter Umständen würde ihnen dies Aufschluss über den Ursprung der fremden Kreatur geben. Möglicherweise würden sie sogar erfahren, wie man es vernichten konnte. Falls man es überhaupt vernichten konnte.
Und Singer fand noch mehr heraus: Offenbar beschäftigte sich das Institut unter Murnauers Leitung schon wesentlich länger mit dem Wesen, als er ihnen offenbart hatte, wenn auch der größte Teil der Daten aus einer Sammlung eher theoretischer Erkenntnisse zu bestehen schien. Einer reichlich abstrusen Sammlung, zumindest für Singers wissenschaftlichen Geschmack. Murnauer hatte offenbar ganze Heerscharen von Historikern damit beschäftigt, die Ursprünge des Wesens im Nebel der Zeit zurückzuverfolgen. Es fanden sich Hinweise auf seltsame Maya-Kulte und verbotene Rituale in versteckten Höhlen unter dem heiligen Gipfel des Kailash im Himalaya, welche offenbar bereits in der Nazizeit zusammengetragen worden waren (und merkwürdigerweise ergänzende handschriftliche Vermerke des deutschen und amerikanischen Geheimdienstes aus den frühen Sechzigern trugen, offenbar hatte man die Forschungen der Abteilung »Rassenkunde« auch in der Nachkriegszeit noch für nützlich befunden und einfach im Geheimen fortgesetzt). Von ägyptischen und aztekischen Pyramidenstrukturen war die Rede, komplizierten Berechnungen der Größenverhältnisse und Materialbeschaffenheiten von Gesteinen.
Besonders verstörend fand Singer eine ausführliche Vergleichsanalyse zwischen den Schädeln von Kindern aus einer frühen Pharaonendynastie und Höhlenzeichnungen in der Altamira-Höhle in Kantabrien. Diese wiesen erstaunliche Ähnlichkeiten zu der abnormal verlängerten Stirnpartie des Wesens auf, das sie in Murnauers Labor untersucht hatten. Offenbar hatte man den noch weichen Schädeln der ägyptischen Pharaonenkinder im Säuglingsalter mithilfe eines metallenen Gestells eine ähnlich Form aufgezwungen, wohl um sie den gottgleichen Vorbildern ähnlicher zu machen. Singer fröstelte bei dem Gedanken, was diese Behandlung den Hirnen der Kleinkinder angetan haben musste.
Im Großen und Ganzen las sich der Datenwust wie das Konzept zum nächsten Buch eines Erich von Däniken oder Johannes von Buttlar. Und dennoch prangte das Logo des Murnauer-Instituts auf jeder einzelnen der mit »Streng Vertraulich« gekennzeichneten Seiten.
Er fand außerdem eine Menge Zeug, das kaum noch den wissenschaftlichen Grenzbereichen zuzuordnen war, sondern am ehesten einer kruden Abart von Theologie. Zusammengetragene Schnipsel, endlose Listen seltsamer Buchtitel, Fotografien und Malereien, sogar einen Abschnitt mit Filmempfehlungen. (Eine der Empfehlungen, einen Film namens »Lifeforce«, glaubte Singer sogar einmal im Kino gesehen zu haben. Es war darin, soweit er sich erinnern konnte, um eine hübsche Weltraumvampirin gegangen,
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