Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
die Energie aus den Lebenden saugte.)
Vampire.
Aus dem Weltraum.
Absonderlicher Stoff. Bezüge zu diesem Titel sowie dem transsylvanischen Dracul-Mythos tauchten neben ein paar anderen besonders häufig auf und ließen den Inhalt der Unterlagen endgültig ins Fantastische abgleiten. Das Thema der mal mehr, mal weniger sexy dargestellten Blutsauger hatte es Murnauer offenbar besonders angetan. Normalerweise hätte es kaum weiterer Beweise bedurft, um Singer davon zu überzeugen, dass sein Chef endgültig übergeschnappt war. Aber er hatte die Kreatur auf dem Videoband gesehen. Blut schien tatsächlich eine zentrale Rolle für das Wesen zu spielen, so viel stand fest. Aber ein urzeitlicher Weltraumvampir, im Ernst?
Singer sah von den verwirrenden, jedoch auf unheimliche Weise faszinierenden Daten auf, als er spürte, dass der Mercedes seine Fahrt verlangsamte. Martin war in einen kleinen Waldweg eingebogen und stoppte den Wagen.
»Gleich kommt die Grenze«, sagte er und drehte sich mit einem etwas windschiefen Grinsen zu Singer um, »ich glaube nicht, dass wir das Risiko eingehen sollten, dass die Sie im Wagen sehen.«
»Du meinst …«, sagte Singer und spielte missmutig mit dem Trackpad von Antonias Laptop. Inzwischen hatte sich auch Antonia zu ihm umgedreht.
Singer atmete betont angestrengt aus, klappte den Laptop zu und legte die Hände auf das Gerät in seinem Schoß. Dann schaute er die beiden an und sagte: »Schön, ihr beiden Schlaumeier. Bevor ich jetzt in den Kofferraum krieche und versuche, wie ein Gepäckstück auszusehen, wollte ich euch noch etwas sagen.« Singer löste seinen Sicherheitsgurt und wog den Verschluss in seiner Hand, als wolle er sein Gewicht schätzen. Dann atmete er hörbar ein und sprach weiter:
»Also. Für den höchst wahrscheinlichen Fall, dass sie uns schnappen, solltet ihr was wissen: Ihr beiden seid das coolste Team, mit dem ich je zusammengearbeitet habe, ehrlich. Und ich habe schon mit verdammt coolen Teams gearbeitet.«
Dann strich er Antonia sanft eine störrische Locke aus der Stirn und schaute in ihr blasses Gesicht. Sie lächelte. Lächelte ihn an und in diesem Moment war es egal, dass dies vielleicht ihr letzter gemeinsamer Moment war. Das war nicht wichtig. Wichtig war, dass sie lächelte, und ihr Vater lächelte zurück. »Ich hab' dich lieb, Prinzessin, das weißt du.«
Sie ergriff seine Hand und nickte stumm.
Schließlich stieg Singer aus dem Wagen, kroch in den Kofferraum und versuchte, so gut es eben ging, wie ein Gepäckstück auszusehen.
Grenzen
A ls sie am deutsch-schweizerischen Grenzübergang ankamen, hatte sich das Wetter vollends in das zerfließende Grau vom Vortag verwandelt, es goss in Strömen. Ein paar Zöllner liefen zwischen den Wagen umher, die vor dem Grenzübergang bereits eine lange Schlange bildeten. Sie hatten eine Art Plastiktüte über ihre dunkelblauen Schirmmützen gezogen und leuchteten mit ihren Taschenlampen durch die verregneten Fenster in das Innere der langsam vorbeifahrenden Autos. Und sie sahen nicht besonders glücklich dabei aus.
Martin ließ den Wagen ein kleines Stück weiter nach vorn rollen, auf das Zollhäuschen zu. Man sah den Beamten deutlich an, dass sie jetzt lieber drin bei einer Tasse Kaffee säßen, als sich hier draußen einregnen zu lassen.
Martin schaute beiläufig auf die Temperaturanzeige am Armaturenbrett des Mercedes. Fünf Grad über null. Gut, dann hätten sie zumindest keine gesteigerte Motivation, sich mit ihm hier draußen im nasskalten Regen länger zu beschäftigen, dachte er. Es sei denn natürlich, er gliche ganz zufällig dem Typen auf dem Fahndungsbild, welches sie heute morgen hereinbekommen
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