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Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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nach Pflanzen duftete, die den Gestank der Partyteilnehmer übertönten.
    »Los jetzt! Los jetzt!« schrie Kotbold und klatschte in die Hände. »Fangen wir endlich an mit dem Knallen!«
    Hardy und Gloria begaben sich in die Mitte der Einfassung. Die Kaktusorgel wurde lauter, und die beiden begannen zu tanzen. Hardy schwebte mit schimmernden Schwingen in der Luft, während Gloria sich vor ihm drehte und ihre hübschen Beine zeigte. Irene spürte mehr als nur einen leisen Anflug von Eifersucht. Früher einmal hatte sie auch solche Beine gehabt!
    Die beiden bewegten sich aufeinander zu, wirbelten gemeinsam im Kreis, trennten sich wieder, um sich erneut im Tanz zu vereinigen und wieder auseinander zu gleiten. Gloria sprang auf ihren Vater zu und zerrte den grummelnden Kobold auf die Tanzfläche. Sie war wunderschön, er dagegen wunderhäßlich, und doch war die Familienähnlichkeit irgendwie nicht zu übersehen.
    Er stampfte umher, sie schwebte, und gemeinsam trafen ihre Füße im Takt den Teppich, und es war ein schöner Tanz.
    Hardy flog zu der Mauer, auf der Haggy hockte. »Beweg gefälligst deinen Schwanz, du gräßliche alte Henne!« rief er. Sie stob flatternd empor und schlug mit einer schmierigen Kralle nach ihm, doch er drehte sich mitten in der Luft um seine eigene Achse, zog einen Kreis um die Harpyie und schob sie über die Tanzfläche. Haggy stieß einen Fluch aus, der der Sonne für einen kurzen Augenblick das Licht auszulöschen drohte, doch sie konnte sich dem Willen eines männlichen Exemplars ihrer Gattung nicht wirklich entziehen, und so wirbelte sie in der Luft herum und willigte in den Tanz ein. Es stellte sich heraus, daß sie durchaus tanzen konnte, wenn sie wollte; die beiden berührten nie den Boden, bewegten sich aber gekonnt im Takt der Musik.
    Irene hatte eine Idee. Sie fischte nach einem bestimmten Samen, fand ihn auch und warf ihn gegen die Nordmauer, wo die Harpyien hockten. »Wachse!« Es war ein Chlorodendron, das alle Harpyien in seiner Nähe still und leise saubermachen würde. Dann entdeckte sie einen zweiten Samen und schnippte ihn gegen die Südmauer.
    Nun waren es vier, die auf oder über der Tanzfläche zur Musik tanzten: Harpyie mit Harpyie, Kobold mit Kobold, in einem heiteren Muster. Es schien tatsächlich ein fröhliches Fest zu werden.
    Dann trennten sich die Paare wieder, um sich neue Tanzpartner zu suchen. Kotbold schritt an die Mauer, um unter fürchterlichen Beleidigungen eine Harpyie aufzufordern; Gloria holte sich einen anderen Kobold; Hardy forderte eine neue Henne auf, und Haggy flatterte zur Nordmauer, um sich einen Kobold zu angeln. Nun waren es schon acht Tanzende geworden.
    Bald darauf schwärmten alle Kobolde und Harpyien auf die Tanzfläche, teilweise auf der Suche nach neuen Partnern. Ein Kobold forderte die Gorgone auf, die zunächst etwas erschrocken war, sich dann aber bereitwillig zum Tanz zerren ließ. »Aber ich kann doch nicht gut sehen!« protestierte sie matt unter ihrer Haube.
    »Wer soll denn hier was sehen?« fragte der Kobold und begann zu klammern, wobei ihr sein Kopf knapp an die Hüfte reichte. »Gelobt sei, was hart macht!«
    Eine der Harpyien schnappte sich Grundy, indem sie ihn wortlos grabschte und emporwirbelte. Irene stellte fest, daß ihr Gefieder inzwischen sauber geworden war; der Strauch hatte also gewirkt. Alle alten Hennen sahen inzwischen viel besser aus, weil man nun die Farben ihres Gefieders erkennen konnte; eigentlich waren sie gar nicht wirklich so alt und häßlich, wie es den Anschein gehabt hatte, wenn gleich es unfair gewesen wäre, sie als jung und hübsch zu bezeichnen…
    Dann wandte sich Hardy an Chem. »Wir Mischwesen müssen zusammen tanzen!« sagte er. »Ich danke dir für deine hervorragenden Vermittlerdienste!«
    Nun guckte Kotbold sich Irene aus. Er war zwar nur halb so groß wie sie und zog unentwegt eine fürchterliche Grimasse, aber nun war er sauber geworden und stank nicht mehr, so daß sie nicht ablehnen konnte. Aus dem Krieg war ein Fest geworden, und so sollte es auch bleiben!
    Sie wirbelte durch die Menge, in ihrer eigenen Version des Koboldstomps. Kotbold war ein erstaunlich guter Tanzpartner, denn er besaß ein Gefühl für Rhythmus und Tempo. Einen Augenblick vergaß sie beinahe, daß sie im Dschungel festsaß. »He, Ihr habt ja Beine wie meine Tochter!« knurrte Kotbold bewundernd, und verlegen mußte sie feststellen, daß sie errötete.
    »Wollt Ihr was wissen?« fragte Kotbold, während er sich in

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