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Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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vierzig oder fünfzig kennen, anstatt von über hundert.«
    »Der Drachensäugling war bei den Kindern«, sagte Chem.
    »Ich hoffe nur, daß er nicht jetzt, da er wieder erwachsen geworden ist…«
    »Die Kinder!« schrie Irene. Doch dann berührte sie ihre Efeupflanze, die noch beruhigend gesund war. »Nein, den Kindern geht es gut. Ivy jedenfalls und Hugo bestimmt auch, weil sie doch zusammen sind.«
    »Bestimmt«, meinte die Gorgone erleichtert.
    »Laßt endlich die Abwehrpflanzen wachsen, Mädels!« rief Grundy, als er den Drachen immer näher kommen sah. Er war nicht mehr weit entfernt und sah fürchterlich groß und wild aus, wie die Dampfschwaden so träge an seinem Leib zurückwehten.
    Hastig suchte Irene einen Samen aus und warf ihn zu Boden.
    »Wachse! Wachse!« rief sie.
    Die Pflanze verwurzelte sich fest im Erdreich, entwickelte einen dicken weißgrauen Stengel und eine Kugel aus weißlichen Blättern. Alles in allem wirkte sie nicht sonderlich beeindruckend; sie war klein und gedrungen und wies weder Dornen noch drohende Blüten auf.
    »Durch das Ding kann das Ungeheuer doch mühelos hindurchkrachen!« sagte Grundy beunruhigt.
    »Das bezweifle ich«, erwiderte Irene. »Stellt euch direkt dahinter auf.«
    Die vier plazierten sich hinter der inzwischen zum Busch angewachsenen Pflanze. Der Drache kam direkt darauf zu geschossen, einen siedend heißen Dampfstrahl ausschnaubend. Doch der Dampf wurde von den Blättern zurückgeworfen und bedeckte sie lediglich mit Feuchtigkeit, ohne sie zum Welken zu bringen.
    Überrascht verlangsamte der Drache sein Tempo. Unter gewöhnlichen Umständen hätte er den Busch einfach niedergetrampelt, aber er hatte gelernt, ungewöhnlichen Pflanzen mit Vorsicht zu begegnen. Manche von ihnen konnten sich recht wirkungsvoll verteidigen.
    Der Drache krachte endlich gegen den Busch – und wurde zurückgeworfen. Der Strauch zeigte keinerlei Beulen.
    »Eine ziemlich merkwürdige Pflanze«, sagte Chem mit einer gewissen Untertreibung. »Was ist denn das für eine?« wollte die Gorgone beeindruckt wissen.
    »Eine, die Ihr eigentlich wiedererkennen solltet«, meinte Irene. »Ein Steinobst.«
    »Nein, über Steinpflanzen weiß ich nichts«, meinte die Gorgone. »Pflanzen haben keine Augen, deshalb können sie mich auch nicht anschauen und bei meinem Anblick zu Stein erstarren. Sonst hätten wir ein gutes Mittel gegen den Drachen; wir könnten uns hinter jedem beliebigen Busch verbergen und ihn in Stein verwandeln.«
    Mittlerweile hatte der Drache begriffen, daß an der Pflanze irgend etwas seltsam war, so daß er sie zornig schnaubend umging. Hastig warf Irene einige weitere Samen. »Wachsen!«
    Farn begann zu sprießen. »Was kann Farn denn hier ausrichten?« fragte Grundy.
    »Das ist Kettenfarn«, erklärte Irene.
    Kurz darauf hatten die Farne metallische Glieder entwickelt, die sie miteinander verhakten, um den Weg des Drachen mit einer kräftigen Kette zu versperren.
    Doch die Kette war zu niedrig befestigt. Der Drache beschnüffelte sie, überlegte eine angemessene Zeitspanne, was zu tun war, und hüpfte schließlich einfach darüber hinweg.
    Inzwischen hatte Irene allerdings schon weitere Gewächse entstehen lassen. Amazonenlilien stachen mit kleinen Speerblättern nach den Drachenfüßen, doch die waren zu hart und zäh, um davon verletzt zu werden, so daß sie kaum etwas ausrichteten.
    Anders freilich die anderen Pflanzen: Eine Feuerkrone setzte sich dem Drachen auf den Kopf und erhitzte ihn höchst unangenehm. Ein Angelhakenkaktus hakte sich in mehreren seiner Zehen fest, während sich vor ihm eine Bergrose zu einem kleinen roten Berg auftürmte und ihm den Weg versperrte, wobei sie so zart und süß duftete wie ihre Verwandten gleichen Namens. Eine Klapperschlangenwurz rasselte, zischte und schlug dem Drachen auf die Nase, und eine Schrubbeiche schrubbte mit zahlreichen kleinen Bürsten über seine Anatomie, was das Ungeheuer allerdings nur kitzelte.
    Der Drache schüttelte schließlich diese ganzen lästigen Pflanzen ab und ließ einen Dampfstrahl hervorschießen. Chem sprang tänzelnd beiseite, doch Irene bekam die Hitze zu spüren. Sie mußte es jetzt einfach riskieren, einen der neuen, noch nicht bestimmten Samen keimen zu lassen.
    Sie atmete tief durch und holte einen davon hervor. »Wachse!«
    Der Samen wuchs zu einer Reihe zylindrischer roter Früchte heran, die explodierten, als der Drache vorbeistampfte, was ihn erschreckte. »Eine Feuerwehrpflanze«, sagte Irene, als

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