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Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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wiederum einige Vorsicht gelehrt hatte.
    Der Yak schüttelte den Kopf. »Nicht so leicht, du süßes Menschenkind! Das ist das einzige, was ich dir nicht erzählen werde! Es gehört zu meinem Wesen, so lange zu reden, wie es ein empfängliches Ohr gibt, um mir zu lauschen – und in Notzeiten tut es auch ein gleichgültiges. Dabei ist es mir egal, wie andere dazu stehen mögen. Du kannst mich nicht zum Schweigen bringen, wenn du nicht weißt, wie das geht. Was sagst du nun?«
    Ivy blickte zu ihm empor. »Du bist wirklich ein hübsches Tier. Du gefällst mir.«
    Der Yak wirkte etwas verblüfft. »Dann bist du gar nicht verärgert?«
    »Wieso? Du unterhältst dich mit mir. Das tun die wenigsten Leute. Die haben alle keine Zeit. Zum Glück wissen meine Eltern nicht, wie gut ich reden kann.«
    Der Yak schien sich im Zweifel darüber zu sein, ob sie im Scherz sprach oder nicht. Er ließ seine Hörner zucken. »Hm, na ja, ich habe jedenfalls Zeit. Ich habe nichts Besseres zu tun als zu reden. Ich würde lieber reden als essen.«
    »Essen.« Ivy merkte, daß sie hungrig war. »Ich will was essen.«
    »Gut, dann rede ich übers Essen. Aber zunächst müssen wir uns einander etwas förmlicher vorstellen. Wie nennt man dich denn?«
    »Ivy. Ich bin König Dors Kind.«
    Der Yak verzog die Mundwinkel zu einem toleranten Lächeln. »Aha, aus königlichem Geblüt! Dann hast du mit Sicherheit auch einen königlichen Geschmack!« Er ging auf ihr Gerede ein, ohne jedoch wirklich an ihre Herkunft zu glauben. »Was magst du denn?«
    Ivy dachte nach. »Schokoladenkuchen.«
    »Darauf wäre ich nie gekommen! Zufällig gibt es hier in der Gegend einen Schokoladenteich, aber der mag es nicht, wenn man an ihm rumknabbert. Einmal hat ein Haufen Enten angefangen, an ihm rumzuknabbern, und da hat er gesagt…«
    »Ich will doch auch niemandem weh tun«, sagte Ivy, der der Elch leid tat. »Jetzt weiß ich auch nicht mehr, was ich essen will.«
    »Dann müssen wir eben ein bißchen herumforschen. Auf dieser Lichtung gibt es jede Menge saftiges Gras, magst du das?« Und zur Veranschaulichung nahm der Yak einen Mundvoll davon.
    Ivy beugte sich vor und tat es ihm nach. Sie kaute einen Augenblick, dann spuckte sie es wieder aus. »Nein, das schmeckt mir zu sehr nach Spinat.«
    »Es gibt auch Blattgrün«, meinte der Yak und reckte sich empor, um einen reichbeblätterten Zweig abzureißen. Ivy versuchte es mit einem Blatt. »Nein, schmeckt zu sehr wie Kohl.«
    »Du bist aber schwer zufriedenzustellen!« jammerte der Yak erfreut. »Dann müssen wir uns eben noch weiter umsehen.«
    Sie gingen den Weg zurück, den Ivy gekommen war. »Was ist denn das?« fragte sie und zeigte auf die metallische Pflanze mit dem Essiggurkengeruch, die sich eine Weile zuvor geweigert hatte, ihre Identität preiszugeben.
    »Ach, das ist doch ein Panzer-Dill«, sagte der Yak. »Er bringt zwar die besten Panzer hervor, aber er stinkt nach dem Salzwasser, in dem sie eingelegt sind. Manche Wesen mögen den Geruch allerdings.«
    Ivy verzog ihre süße kleine Nase. »Bäh!« Dann schritten sie weiter zu einer Pflanze, deren riesige Gliedmaßen in zarten Menschenhänden endeten. Jeder Finger war sorgfältig manikürt, und die Nägel waren hellrot lackiert. »Und was ist das?«
    »Das ist natürlich eine Frauenfingerpflanze«, erwiderte der Yak. »Du hast doch Hände, dann könnt ihr euch die Hand geben, auf typische menschliche Weise, wenn du magst.«
    Ivy versuchte es, und die nächstgelegenen Frauenfinger griffen nach ihrer Hand. Doch dann heischten auch die anderen Hände nach Aufmerksamkeit, indem sie mit den Fingern schnippten, so daß sie sie alle schütteln mußte.
    Endlich zog sie sich zurück, entschlossen, das nächste Mal ein wenig vorsichtiger zu sein.
    »Ah«, machte der Yak, nach vorne spähend, »da ist ja ein Fußball.«
    Da rollte der Fußball auch schon heran. Es war eine Kugel aus Füßen, die alle Arten von Extremitäten aufwies: Drachenklauen, Vogelkrallen, Greifenpranken, Menschenfüße, Zentaurenhufe, Insektenbeine, und so weiter. Die trampelten alles nieder, wo sie hinkamen, so daß man an den Trampelpfaden leicht erkennen konnte, wo der Ball gewesen war – nicht aber, wohin er noch wollte. Bei so vielen Füßen konnte er sich sehr schnell voranbewegen und war schon bald wieder aus ihrem Gesichtsfeld verschwunden.
    Doch erleichterte sein Pfad ihnen das Vorankommen, weil er weder Dornensträucher noch Fallgruben aufwies. Ivy war es egal, wohin er führte,

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