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Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schweif zuckte.
    »Du bist mein Freund«, sagte Ivy und unterdrückte ihr Schluchzen für eine Weile. »Du suchst nach…«
    »Ich erinnere mich nicht an dich!« rief der Yak. »Ich erinnere mich an überhaupt nichts mehr. Ich bin verloren!« Beunruhigt galoppierte er davon.
    Ivy starrte hinter ihm her. Anscheinend hatte sie nun doch eine Methode gefunden, ihn zum Schweigen zu bringen, aber sie war gar nicht zufrieden damit. Sie hatte ihren einzigen engen Freund verloren.
    Ivy folgte dem Pfad in der Hoffnung, den Yak wieder einzuholen, doch der hatte sie vergessen und war bereits außer Sichtweite. Einmal meinte sie, ihn erblickt zu haben, doch das war nur der Schokoladenelch, der in die entgegengesetzte Richtung wanderte und nicht für sie stehen blieb.
    Inzwischen wurde es immer dunkler, und die schönen Bäume wurden häßlich. Sie fing an zu laufen und stolperte über eine Wurzel, die sich ihr in den Weg gelegt hatte. Ivy scheuerte sich die Knie auf und hatte das ganze Gesicht voll Dreck.
    Das war zuviel. Ivy setzte sich auf den Pfad und heulte. Schließlich war sie doch erst drei Jahre alt.
    Irgend etwas hörte das Geräusch und kam, halb gleitend, halb stampfend, durchs Unterholz auf sie zu. Es hatte sechs Beine, grüne, metallische Schuppen, dampfte und war hungrig.
    Ivy hörte es und blickte rechtzeitig auf, um in das entsetzliche kleine Gesicht des verjüngten Spaltendrachen zu starren.

4
Zora Zombie
    Irene kochte vor Wut. Sie hatte, wie sich herausstellte, kostbare Zeit damit vergeudet, zum Schloß des Guten Magiers zu reisen, und nun verlor sie noch mehr. Natürlich hatte sie der Gorgone geholfen, und das war durchaus die Sache wert – aber was geschah derweil mit Ivy?
    Sie musterte die kleine Pflanze, die sie in einer Tasche trug. Es war eine Miniaturvariante des Ivy-Efeus, die verzaubert worden war, um in magischer Verbindung mit Ivy zu stehen.
    Solange die Pflanze gesund war, war Ivy ebenfalls gesund. Wenn die Pflanze welkte, bedeutete dies Probleme oder Krankheit. Wenn die Pflanze abstarb…
    Irene schüttelte den Kopf. Die Pflanze war gesund, da erschien es sinnlos, sich darüber zu sorgen, was eventuell sein könnte. Sie wußte, daß ihrer Tochter nichts zugestoßen war, hatte es immer gewußt. Es war die Zukunft, die ihr Sorgen machte. Sie brauchte nur ihre Tochter zu finden – und zwar bald.
    Der Rokh setzte sie auf Schloß Zombie ab. »Warte hier«, befahl sie ihm. »Es gibt noch einen Passagier für den Rückflug.«
    Millie das Gespenst kam ihr entgegen, um sie zu begrüßen.
    »Hört genau zu«, sagte Irene ohne große Vorrede, »der gute Magier Humfrey ist in ein Kind zurückverwandelt worden, und sein Sohn Hugo ist verschollen. Die Gorgone wird nach Hugo suchen, aber sie braucht einen Babysitter für Humfrey. Draußen wartet ein Rokh, um Lacuna auf Humfreys Schloß zu bringen. Habt Ihr etwas dagegen? Nicht? Gut. Dann sagt Lacuna Bescheid. Wo ist Dor?«
    »Draußen, auf der Suche nach Ivy«, erwiderte Millie, von der plötzlichen Flut von Neuigkeiten etwas aus dem Konzept gebracht. »Sie sind alle draußen – aber es gibt so viel Dschungel abzusuchen…«
    »Ich werde ihn schon finden«, sage Irene unwirsch. »Kümmert Ihr Euch darum, daß die Sache mit Lacuna klappt.« Dann eilte sie auch schon wieder hinaus und überließ die ältere Frau ihrer Verwirrung.
    »Wo ist Dor?« fragte sie den nächsten Zombie.
    Das fleckige Gesicht strengte sich an, eine Antwort zusammenzubringen. Eine Hand hob sich, um an der Nase zu kratzen, worauf diese abfiel. »Wwweeeer?« pfiff es aus dem Mund des Wesens.
    »Mein Mann!« bellte Irene. »Dor. Der König, du Stumpfsinnbolzen! Wo ist der König?«
    Endlich durchflutete eine verfaulte Erkenntnis das zerfressene Gehirn des Zombies. »Kkkhönnngg!« machte das Ding und zeigte mit einem Skelettfinger in Richtung Norden.
    »Daaaannnk«, erwiderte Irene, die Sprache des Zombies imitierend, doch selbst diese kärgliche Situationskomik war für das Wesen vergeudet, dessen Hirn aus reinem Matsch bestand. Sie jagte gen Norden davon.
    Kurz darauf begegnete sie einem Zentaur. Es war Chem. »Hallo, Irene!« rief die Stute.
    Chem war ein paar Jahre jünger als Irene, aber Zentauren altern langsamer als Menschen, so daß sie jetzt auf dem Höhepunkt ihrer Geschlechtsreife stand. Nach menschlichem Maßstab entsprach ihr Alter in etwa dem von Hiatus und Lacuna.
    »Oh, nein!« rief Irene, als sie erkannte, was geschehen war. »Dieser Zombie hat ›Chem‹ gemeint, anstatt

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