Drachen-Mädchen
Hilfe.
»Kommt, setzt Euch erst einmal, dann besprechen wir, was wir unternehmen wollen«, sagte Irene und nahm die Gorgone am Ellenbogen. »Mein Kind ist auch da draußen, deshalb bin ich auch gekommen.« Doch ihre Reise war anscheinend vergebens gewesen, denn von Humfrey konnte sie keine Hilfe mehr erwarten.
Bald darauf saßen sie in der Küche, dem bequemsten Ort für verheiratete Frauen, und tranken T’s, die sie mit Honig süßten.
Irene erblickte einen Teller voller Käse. Ein Stück Käse war besonders riesig, mit einer scheckigen Rinde, und als sie danach griff, knurrte er bedrohlich. »Den solltet Ihr nicht nehmen«, warnte die Gorgone. »Das ist ein Gorgonzilla, ein Monsterkäse, der nur für Gorgonen wie mich geeignet ist. Versucht lieber diesen hier.« Und sie drehte den Teller, um Irene eine andere Sorte zu zeigen.
Irene nahm ein Stück und begann, vorsichtig zu kauen. »Schmeckt gut. Was ist das für einer?«
»Gorgon-zola. Den mache ich selbst. Ich starre ihn solange durch meinen Schleier an, bis er halb versteinert ist.«
Irene mußte lächeln. Das war wirklich ein nützlicher Aspekt des gefürchteten Gorgonentalents.
Doch nun machten sie sich an die eigentliche Besprechung. »Zunächst einmal brauchen wir einen guten Babysitter für Humfrey. Äh – ist eigentlich irgendein Hilfsmittel gegen magische Jugend bekannt?«
»Nur eins: die Zeit – genau wie bei den Opfern eines Liebesquells«, erwiderte die Gorgone traurig.
Das sah nicht sehr vielversprechend aus. »Aber meistens gibt es doch auch einen Gegenzauber«, meinte Irene. »Wenn es eine Substanz oder einen Zauber gäbe, der den Effekt umkehren könnte, so daß er schneller altert…«
»Humfrey ist der einzige, der wissen könnte, wo man so etwas findet«, sagte die Gorgone. »Und der ist jetzt ausgerechnet derjenige, der es eben nicht weiß.«
Eine unglückliche Ironie des Schicksals. Irene zuckte mit den Schultern und kaute weiter an ihrem Käse herum, unfähig, weitere Vorschläge zu machen.
»Aber ich muß Hugo unbedingt retten!« rief die Gorgone. »Habt Ihr nicht gesagt, daß jemand herkommen und auf Humfrey aufpassen könnte, während ich mich auf die Suche nach meinem Sohn mache?«
»Lacuna, die Tochter des Zombiemeisters, wäre dafür genau die richtige. Sie ist sechzehn Jahre und kann gut mit Kindern umgehen.«
»Ach ja, Lacuna, die kenne ich. Ein richtiger kleiner Satansbraten von einem Kind. Sie hat früher im ganzen Schloß mit ihrem Talent Nachrichten an die Wände gedruckt. Sätze wie: WAS DU HEUTE KANNST BESORGEN, DAS VERSCHIEBE NICHT AUF MORGEN. Im nachhinein ist das ja ganz lustig, aber damals war es doch ziemlich ärgerlich.«
»Ärgerlich?«
»Sie hat es an die Toilettenwand gedruckt.«
Irene mußte ein Kichern unterdrücken. »Da will ich lieber gar nicht erst fragen, was Hiatus alles mit der Toilette angestellt hat.« Hiatus’ Talent bestand darin, aus Wänden und anderen Stellen Augen, Ohren, Nasen und Münder hervorwachsen zu lassen. »Lacuna hat auch auf Ivy aufgepaßt, und ich glaube nicht, daß es ihre Schuld war, daß Ivy… der Spaltendrache…« Es fiel ihr schwer, objektiv zu bleiben, aber die Zeit drängte eben. »Lacuna hat schon als Kind hier gelebt. Sie weiß, wie man sich Ärger vom Leib hält, und kennt sich hier gut aus. Sie wird auch nicht in den Zaubern des Guten Magiers herumschnüffeln. Ihr könnt Ihr ja besondere Anweisungen geben, und der Rest wird sich schon von allein einspielen. Dann seid ihr frei und könnt Euch guten Gewissens auf die Suche nach Hugo machen.«
Das dunkle Gesicht hinter dem Schleier hellte sich auf. Endlich hatte die Gorgone etwas Praktisches zu tun! »Warum bin ich nicht von selbst darauf gekommen?« rief sie.
»Wir müssen Lacuna sofort herbringen«, fuhr Irene fort. »Dieser wilde Urwald ist gefährlich für Kinder. Der Teppich ist verloren, und wir wissen nicht, wie wir mit Humfreys Zaubersammlung umgehen müssen. Gibt es noch eine andere Möglichkeit?«
Die Gorgone dachte nach. »Der Rokh«, sagte sie. »Er wir Euch jetzt gehorchen, weil Ihr an ihm vorbeigekommen seid. Der kann sehr schnell fliegen.«
»Das will ich gerne glauben«, sagte Irene. Der Gedanke behagte ihr zwar nicht sonderlich, doch mußte sie einsehen, daß es das beste war. »Ich muß zu Schloß Zombie zurück, um Dor zu berichten, was hier passiert ist, und danach muß ich nach Ivy suchen.«
»Ich werde Euch helfen!« sagte die Gorgone.
»Wir können zusammen gehen und gemeinsam
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