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Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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doch hatten sie immer genug zur Verfügung, um es verlieren zu können. Das gehörte zu den weniger appetitlichen Formen der Magie in Xanth. Doch Irene wußte, wie treu die Zombies Schloß Roogna im Laufe zahlreicher Krisen verteidigt hatten und wie entschlossen sie dazu bereit waren, das bißchen Leben, das sie ihr eigen nannten, dafür zu opfern. Zombies waren gute Leute, auch wenn sie ziemlich verrottet waren.
    Noch immer prasselte der Regen auf sie herab, und sie stellten sich auf eine langwierige Belagerung ein. Offensichtlich hatte der Sturm vor, sie an diesem Ort über Nacht festzunageln. Das gefiel Irene überhaupt nicht; denn in der Nacht war die Wildnis am gefährlichsten. Vielleicht hoffte die Königswolke darauf, daß ihr irgend etwas Schlimmes zustoßen würde, während sie nicht fliehen konnte. Aber sie konnte unmöglich nach Hause zurückkehren, solange Ivy noch hier draußen war.
    Irgend etwas mußte geschehen! Irenes Zähne klapperten vor Kälte. Die Wolke hatte bis hoch hinauf an den Himmel gegriffen, um eisigstes Wasser ausfindig zu machen. Irene nutzte das letzte, verblassende Tageslicht, um eine Kerzenblüte wachsen zu lassen, die sie mit einer kleinen Flammenliane entzündete. Das verschaffte ihr genügend Kunstlicht, um weitere Pflanzen wachsen zu lassen. Zwar weigerten sich die meisten Gewächse, ohne Sonnenlicht zu wachsen, doch mit ihrem Talent und ein wenig künstlichem Licht konnte sie dem durchaus nachhelfen.
    So gelang es ihr, eine Handtuchpflanze keimen zu lassen, mit prächtigen trockenen Handtüchern für alle, so daß sie sich abtrocknen und die Kälte abwehren konnten. Nachdem sie sich hinter einem Schleierkraut entkleidet und sorgfältig abgetrocknet hatte, benutzte Irene eine Nadelkissenpflanze dazu, um mit ihren Nadeln zwei Handtücher festzumachen, in die sie sich gehüllt hatte. Bis zum Morgen mußten diese Handtücher als Kleidung genügen, erst dann würde sie eine Sonnenblume wachsen lassen können, um ihre normalen Kleider zu trocknen, sowie einen Frauenschuhstrauch, um ihre durchweichten Schuhe zu ersetzen. Ferner ließ sie eine Käsepflanze, eine Brotfrucht- und eine Schokoladenpflanze wachsen, bevor das letzte Naturlicht schwand. Das würde als Abendessen genügen. Sie befanden sich zwar in einer ziemlich jämmerlichen Lage, aber eine Nacht würden sie durchaus überstehen.
    Irene hoffte, daß sich ihr Mann Dor nicht allzu viele Sorgen machte. Er schien der Meinung zu sein, daß sie allein nicht überleben könne; das gehörte zu den halbwegs bezaubernden männlichen Vorstellungen, welche er hegte. Sie vermißte ihn bereits, ihn, der bequem auf Schloß Roogna saß, mit trockenem Boden, umgeben von freundlichen Gespenstern und mit der ständigen Unterhaltung, welche ihm der magische Wandteppich bot.
    Doch Ivy vermißte sie noch mehr. Dieses süße, unerfahrene Kind, das sich im Dschungel verirrt hatte! Ihr Kind! Am Rande des Kerzenscheinkegels erblickte sie den Zombie. Er sah ziemlich jämmerlich aus, wie er dort draußen herumstand. Natürlich sahen Zombies immer jämmerlich aus, da sie sozusagen stets mit einem Bein im Grabe standen. Doch irgendwie machte ihr dies zu schaffen. »Bist du hungrig?« fragte sie ihn.
    »Hhunnggh?« fragte das Ding.
    »Hungrig. Essen. Nahrung.« Irene reichte ihm ein Stück Käse, obwohl sie nicht wußte, ob diese Dinger jemals aßen.
    Der Zombie streckte eine grandige Hand vor, um den Käse entgegenzunehmen. Irene mußte sich dazu zwingen, bei der Berührung nicht zusammenzuzucken. »Sssnn«, sagte das Wesen. »Ja, essen.« Irene machte es ihm vor, indem sie ein winziges Stück von dem Käse anknabberte, obwohl ihr Appetit inzwischen merklich nachgelassen hatte.
    Der Zombie versuchte es. Zunächst brachen ihm drei Zähne aus, dann fiel ihm ein Stück von der Lippe ab. Der feste Käse bot den schwachen Kauversuchen dieses Geschöpfs erbitterten Widerstand.
    »Das war wohl nichts«, meinte Irene und unterdrückte einen Magenkrampf. »Ich weiß wirklich nicht viel über Zombies.«
    »Das tut keiner von uns«, warf Chem ein. »Sie sind anders als wir, aber das ist wohl eher eine alberne Untertreibung.«
    »Das läßt sich schnell feststellen«, meinte Grundy, der wieder eine Gelegenheit witterte, Unfug anzurichten. »Ich kann mit den Dingern genauso einfach reden wie mit allem anderen, obwohl sie streng genommen ja nicht ganz lebendig sind. In diesem Punkt überlappen sich König Dors und mein Talent; er kann mit ihnen sprechen, weil sie nicht

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