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Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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richtig lebendig sind, und ich kann es, weil sie nicht richtig tot sind.« Er lächelte in glücklicher Boshaftigkeit. »Welche intimen Geheimnisse wünscht Ihr denn mit diesem Zombie da auszutauschen?«
    »Na ja…« Irene mußte plötzlich feststellen, daß ihre Neugier in bezug auf Zombies durchaus ihre Grenzen hatte. Es waren solche widerlichen Geschöpfe! Ein Teil des Horrors bestand darin, daß sie daran denken mußte, eines Tages vielleicht ebenfalls als solches Wesen wiederbelebt zu werden, sofern sie zufällig in der Nähe von Schloß Zombie sterben sollte. Der Tod war nie sonderlich komisch, und die Aussicht auf diese Art von Halb-Tod war noch schlimmer.
    Aus der dunklen Feuchtigkeit außerhalb ihres Regenschutzes ertönte ein leises zischendes Grollen. »Ein Brache!« rief Grundy besorgt. »Das Geräusch kenne ich!«
    »Hört sich eher wie ein Drache an, finde ich«, meinte Chem und zuckte nervös mit dem Schweif.
    »Der Brache ist doch ein Drache, Pferdeschnauze«, erwiderte der Golem. »Er hat die Hörner eines Bison – das ist ein mythisches mundanisches Tier – und das Hinterteil eines… na ja, sagen wir mal, daß er von hinten noch schlimmer ist als von vorn.«
    »Drachen fressen Leute auf!« erinnerte Irene die anderen. »Im Dunkeln kann ich nicht viele Pflanzen wachsen lassen. Jetzt stecken wir in der Klemme!«
    »Ihr solltet aber wenigstens irgend etwas wachsen lassen«, warnte Grundy sie. »Der Drache hat uns nämlich schon gewittert und ist viel zu groß und zu schnell, als daß wir vor ihm weglaufen könnten. Wir müssen ihn abwehren.«
    »Mit Käsestücken vielleicht?« fragte Irene höhnisch. »Wir brauchen eine richtige Waffe, und ich bezweifle, daß mein Messer…«
    Chem nahm den Bogen von ihrer Schulter. »Wir brauchen ihn nur genau zu orten, dann erschieß ich ihn«, sagte sie.
    »Das hat keinen Zweck, Pferdeschwanz«, widersprach der Golem. »Deine Pfeile würden ihn höchstens verärgern. Wir brauchen eine wirklich zähe Pflanze, zum Beispiel einen Boxbaum oder einen Greifer.«
    »Nicht bei Nacht«, sagte Irene. »Bei diesen Lichtverhältnissen kann ich nur Nachtblümchen wachsen lassen.«
    »Dann laßt eben Nachtblümchen wachsen!« rief Grundy. »Da kommt das Ungeheuer schon!«
    Irene hörte das entsetzlichste Drachenrasseln, das ihr je begegnet war. Sie war keine sonderlich schreckhafte Frau, aber das hier jagte ihr Angst ein. Benommen warf sie einen Samen auf den Boden. »Wachse!«
    »Vielleicht könnten wir eine Menge Lärm machen und ihn verjagen«, schlug Chem vor.
    »Geht nicht«, widersprach Grundy. »Wenn der Brache sich aus Angst zurückzieht, dann pustet er seine gesamten Abfälle aus. Oder einfacher ausgedrückt, er ko…«
    »Erspar uns gefälligst deine Umgangssprache!« fauchte Irene. »Wir wissen schon, was gemeint ist!«
    »Und zwar voll ins Gesicht seiner Verfolger«, fuhr der Golem mit einer gewissen Begeisterung fort. »Das Zeug stinkt nicht nur zum Himmel, es ist so stark, daß es Bäume in Brand setzen kann.«
    »Aber wenn wir dem Ungeheuer nicht entfliehen und es nicht verscheuchen können…« sagte die Zentaurin mit verständlicher Besorgnis.
    »Deshalb brauchen wir ja auch Irenes Kampfblumen. Irgend etwas, was den Brachen aufhält, ohne ihm wirklich Angst einzujagen, damit er friedlich von dannen zieht. Das ist es: Wir müssen ihn entmutigen, ohne ihn dabei zu reizen.«
    »Na, dann viel Glück!« brummte Irene. »Schaut euch die mal an!« Sie schwenkte eine Kerze, um ihnen zu zeigen, was sie hatte wachsen lassen. »Meine Nachtblümchen!«
    Da standen sie: mehrere zartgefärbte weibliche Nachtblümchen-Höschen, wie man sie bei Nacht oder unter großen Röcken zu tragen pflegte.
    Grundy mußte sich Mühe geben, um nicht laut herauszuplatzen. »Hm, wenn wir die dem Brachen anpassen könnten…« sagte er. Es war offensichtlich, daß sich ein Feixen durch seinen Kopf wälzte und verzweifelt nach einem Ausgang in seinem Gesicht suchte.
    Mit Blümchenhosen einen Drachen daran hindern zu wollen, sie zu bekleckern! Die Vorstellung war mehr als albern, hatte aber einen gewissen närrischen Charme. Ein Drache in Blümchenhosen! Das war beinahe so irrwitzig wie Irenes Vision von dem Drachen auf dem Podest.
    Nun zeichnete sich der riesige gehörnte Kopf des Drachen matt am Rand des Kerzenscheins ab. Die Flammen warfen züngelnde Schlaglichter auf die riesigen Zähne, doch ohne Erfolg. Irene erkannte sofort, daß dieser Drache viel zu groß war, als daß sie gegen ihn

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