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Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kran, könnten Sie uns nich’ vielleicht auf den Baum heben? Ich will Ihnen auch was dafür geben, nämlich…« Sie hielt inne und suchte nach etwas Passendem, denn sie wußte, daß man jemandem, der einem einen Gefallen tat, auch einen Gefallen erweisen mußte. Sie entdeckte eine Metallscheibe in ihrer Tasche und holte sie hervor. »Das da.«
    Der Kranich schielte auf die Scheibe, die im letzten verblassenden Sonnenlicht glitzerte. Der Kran war angenehm angetan, denn er liebte glitzernde Dinge. Er nahm die Scheibe an, dann hakte er seinen Schnabel in Ivys Kleiderband und hob sie hinauf ins Blattwerk. Ihr schwindelte ein wenig von der plötzlichen Höhe, aber sie griff geistesgegenwärtig nach den Ästen und kletterte hinauf.
    Der Kran senkte den Schnabel wieder und beförderte Stanley am Schwanz in die Höhe. Bald leistete er ihr auch schon Gesellschaft, und das war auch gut so, weil sie nicht gern allein im Dunkeln war.
    Oben in der Baumkrone war es dunkel, aber es gab jede Menge weiche Blätter, aus denen Ivy sich ein bequemes Lager zurechtlegte. Auch der Drache baute sich ein Nest und kringelte sich zusammen, wie es seine Art war. Kurz darauf waren sie eingeschlafen.
    In der Nacht tobte ein entsetzlicher Sturm, aber das Laubwerk hielt den Regen ab, so daß Ivy und Stanley nicht naß wurden und kaum etwas davon merkten. Beide waren sie froh, hoch oben im Trockenen zu sein; denn es gibt kaum etwas Gemütlicheres, als vor einem Unwetter geschützt zu sein.
     
    Am Morgen dauerte es eine Weile, bis Ivy wieder wußte, wo sie war. Da erblickte sie Stanley, ihren Hausdrachen. »Stanley!« rief sie erfreut und knuffte ihn. »Du bist ein lieber Drache!«
    Das Spaltendrachenbaby erwachte mit einem erstaunten Dampfstrahl und zuckte mit dem Schwanz. Sein mittleres Beinpaar rutschte durch das Laub, und er mußte ein wenig krabbeln, um wieder sicheren Halt zu finden. Das hier war schließlich ein Baum. Aber er war ja auch viel netter als früher geworden.
    »Ich mag diesen Baum«, entschied Ivy. »Bleiben wir hier oben!« Stanley, der entdeckt hatte, daß er sich gerne von süßen kleinen Mädchen knuffen ließ, willigte ein.
    Ivy erblickte ein paar Früchte und Nüsse in Reichweite, die sie pflückte und zum Frühstück aß. Stanley hegte zwar Zweifel über den Wert einer derartigen Ernährung, aber als sie ihn drängte, es ihr gleichzutun, verschlang er einen Haufen roter Pfefferschoten, die ihm in der Tat köstlich schmeckten.
    Nun machten sie sich daran, den Baum zu erforschen. Alles war grün zugewachsen, so daß der Baum ein kleiner Urwald für sich war, doch wies der Bewuchs ein erkennbares Muster auf. Die Zweige führten größtenteils in die Höhe, und weiter oben wurden die Laubschichten dichter und fester. Er war beinahe wie ein riesiges Haus mit vielen Stockwerken, Wänden und Brüstungen und schien kein Ende nehmen zu wollen.
    Schließlich waren sie auf der höchsten Stufe angelangt, wo die Sonne herabschien und das Laub so dicht verflochten war, daß sie gefahrlos auf ihm spazierengehen konnten. Die bunte Baumkrone war fast völlig flach, nur vereinzelte Äste ragten wie Hügel aus der Ebene empor, und das Ganze glich eher einer Landschaft als einem Baumwipfel.
    Es gab auch einige große Einzelblätter, die aus dem Laubwerk hervorragten und schwarze Muster aufwiesen. Das nächstgelegene trug die Aufschrift WILLKOMMEN IN BAUMHEIM, und darunter stand auf einem kleineren Blatt HALTET EURE UMWELT SAUBER. Ivy war zu jung, um lesen zu können, und der Spaltendrache hatte es nie gelernt, so daß sie diese Blätter links liegen ließen.
    Vor ihnen befand sich eine Reihe von Blattkäfigen, in denen seltsame Tiere hausten. Das Zeichen-Blatt an dem ersten Käfig trug die Aufschrift GIGAMEISEN. Ivy erblickte mehrere riesige, merkwürdige Insekten, deren Körper an Ameisenlöwen erinnerten. Stanley beäugte sie interessiert. Eine der großen Ameisen schnappte mit ihren Zangen nach dem Drachen, und Stanley antwortete mit einer Dampfschwade. Die Ameise wedelte mit ihrer langen Antenne, und Stanley zuckte mit dem Schwanz. Mundanische Ungeheuer waren ihm immer suspekt; die waren einfach nicht natürlich.
    Der nächste Käfig trug die Aufschrift MAM-MOTTEN. Darin befanden sich die größten Nachtfalter, die Ivy je gesehen hatte, mit pelzigen Antennen und zusammengefalteten dunklen Flügeln. Sie schienen zu schlafen, obwohl es doch hellichter Tag war.
    Im nächsten Käfig erblickten sie eine MAXI-MAUS, die an einem großen

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