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Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihre Kleider nicht richtig trocknen konnte. Also ließ sie neue Blümchenhosen und Pantoffeln wachsen und fertigte sich aus trockenen Handtüchern einen Rock und eine Jacke, die sie zurechtschnitt und entsprechend knöpfte. Zwar fühlte sie sich darin nicht sehr behaglich, dennoch ging sie tapfer ans Werk und hieß Grundy, für alle Fälle sämtliche Pflanzen der Umgebung zu befragen. Doch keine von ihnen erinnerte sich an Ivy.
    »Es fällt mir zwar sehr schwer, es auszusprechen«, fing Chem an, »aber…«
    »Dann sprecht es gefälligst auch nicht aus!« fauchte Irene. Sie wußte, was die Zentaurin sagen wollte – daß irgend jemand Ivy an sich gerissen und mitgenommen hatte, so daß sie das kleine Mädchen möglicherweise nie wiedersehen würden. Doch der Efeu war immer noch grün; Ivy war also noch gesund, und Irene würde nicht eher ruhen, bis sie sie gerettet hatte.
    Stundenlang suchten sie die Gegend ab. Einmal wurden sie von einem Greif erspäht, der hinabschwebte, um sich die Gruppe genauer anzusehen. Greife gehörten zu den gefürchtetsten Lebewesen der Wildnis, weil sie den Körper eines Löwen und die Flügel eines Adlers besaßen und ständig hungrig und grausam waren. Doch Irene gab ihm keine Chance. Sie warf blitzschnell einen Boxholzsamen auf den Boden und befahl ihm, zu wachsen.
    Die Pflanze wurde zu einem kleinen Baum mit zahlreichen harten, hölzernen Knorpeln. Mit diesen Knorpeln drosch sie boxend auf den Greif ein. Der Boxbaum war sehr aggressiv und liebte den Hautkontakt. Nach wenigen Attacken machte sich der Greif aus dem Staub.
    Endlich spürte Grundy etwas auf. »Diese Ankerpflanze hier hat sie gesehen! Sie läßt sich nur schwer aus dem Boden reißen, deshalb hat der Regen ihr auch nicht das Gedächtnis wegspülen können. Aber…«
    »Aber was?« rief Irene und rannte zu ihm.
    »Aber sie hatte einen Begleiter«, sagte der Golem zögernd. »Und zwar nicht den Yak.«
    »Aber es geht ihr doch gut!« sagte Irene, als wollte sie den Golem dazu auffordern, zu wagen, das Gegenteil zu behaupten.
    »Ja, schon. Aber dieses Wesen, dem sie da begegnet ist…«
    »Es hat sie nicht angegriffen!« erwiderte Irene stur. Ihr Efeu bestätigte es ihr.
    »Nicht direkt…«
    »Vielleicht sollte ich ihn besser ausfragen…« erbot sich Chem.
    Doch Irene wollte jetzt nichts mehr von Zentaurenvernunft hören. Die ungemütliche Nacht mit ihren körperlichen und seelischen Belastungen hatte ihren Geduldsfaden erheblich verkürzt, zumal Geduld noch nie gerade eine ihrer Stärken gewesen war. »Raus damit, Knotenkopp! Was für ein Wesen?«
    »Hört sich an wie der Spaltendrache.«
    Jetzt reagierte Irene. Sie war auf alles gefaßt gewesen, auf alles – nur nicht darauf! Sie taumelte zurück und verlor beinahe das Bewußtsein. Chem griff nach ihr und stützte sie ab. »Der – Spalten…?«
    »En miniature«, warf Grundy hastig ein. »Ihr erinnert Euch doch noch, daß Ihr uns erzählt habt, wie er mit Jugendelixier überschüttet wurde und immer jünger und zu einem Baby wurde wie Humfrey?«
    »Aber der Spa… der Spa… der Spaltendrache!« keuchte Irene.
    »Das übelste Ungeheuer in Xanth! Egal, wie groß er gerade sein mag!«
    »Ja, eben der.«
    Irene beherrschte sich mühsam. »Was ist passiert?«
    Grundy befragte die Ankerpflanze. »Sie haben sich miteinander angefreundet«, berichtete er in zweifelndem Ton. »Sie sind zusammen fortgegangen.«
    »Der Spaltendrache hat keine Freunde!« konterte Irene. »Das ist ein Einzelgänger. Der frißt alles, was er erwischen kann.«
    »Das kann nicht ganz stimmen«, sagte Chem. »Wenn er nicht gerade unsterblich sein sollte, muß er Eltern gehabt haben und wird sich fortpflanzen müssen. Also muß er auch so etwas wie Gesellschaft kennen. Und jetzt ist er verjüngt worden. Vielleicht ist er ja doch unsterblich, sofern er regelmäßig den Jungborn in Anspruch nimmt, aber das bezweifle ich. Wie dem auch sein mag, wahrscheinlich fühlte er sich jetzt einsam, wie es jedes Kind in einer solchen Lage täte.«
    »Ein schönes Kind!« knurrte Grundy laut.
    »Aber Kinder sind wirklich anders als Erwachsene«, beharrte die Zentaurin. »Sie sind leichter zu beeindrucken, offener…«
    »Da ist es wohl wahrscheinlicher, daß der Drache zufällig mal satt war und sie sich lieber für die nächste Mahlzeit aufgespart hat«, bemerkte Grundy in seiner üblichen beruhigenden und hilfreichen Art.
    Chem zielte mit einem Vorderhuf nach dem Golem, traf jedoch daneben. Irene, die sich gerade

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