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Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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jeden Mann dazu bringen, ihr zu gehorchen.
    Irene versuchte es wieder. »Ich meine, mein Mann würde…«
    »Was würde er wohl tun, wenn er erführe, daß Ihr das Kind eines anderen ausgetragen hättet?« wollte die Hexe wissen.
    Darüber dachte Irene lieber nicht nach, also ließ sie es bleiben. »Das kann doch nicht Euer Ernst sein! Sobald Ihr mal nicht aufpaßt, vernichte ich Euch!«
    »Und was passiert dann mit Eurer Tochter, die ich in meiner Gewalt habe?« fragte die Hexe. »Ihr bekommt sie erst zurück, wenn ein Nachkomme unterwegs ist.«
    »Ein Nachkomme!« Irene fiel es schwer, auch nur die Ungeheuerlichkeit des teuflischen Plans zu begreifen. »Nie werde ich…«
    »Bisher habt Ihr Eure Tochter nicht finden können. Könnt Ihr es jetzt vielleicht?«
    Irene schwieg. Der Gedanke, Ivy unnötig in Gefahr zu bringen, war ihr unerträglich. Sie durfte es nicht wagen, die Hexe auszuschalten, bevor sie Ivy in Sicherheit gebracht hatte.
    »Ich werde Euch meinem Sohn Xavier vorstellen«, sagte Xanthippe. »Vielleicht gefällt er Euch. Nicht, daß das von Bedeutung wäre, aber es würde Euch die Sache möglicherweise leichter machen. Folgt mir.«
    Wie betäubt folgte Irene der Hexe. Sie hegte keinerlei Pläne mehr, Xanthippe direkt zu schaden, denn die hatte Ivy als Geisel und war im Augenblick Herrin der Lage.
    Xanthippe führte sie zu einem Orangenbaum. Der Stamm und die Blätter waren orangefarben, so daß er leicht zu erkennen war. Chem Zentaur war an ihm festgebunden, mit einer Kette, die an einem ihrer Hinterhufe befestigt war. Grundy Golem steckte in einem winzigen Maschendrahtkäfig. Die Hexe hatte die ganze Truppe gefangengenommen, mit Ausnahme des Zombiemädchens.
    »Wartet hier«, sagte Xanthippe. »Ich werde Euch meinen Sohn zuführen.«
    Und Irene mußte gehorchen.
    »Geh doch und weich deinen Warzenzinken ein, du Vettel!« rief Grundy ihr aus dem Käfig zu.
    Die Hexe ignorierte ihn und schritt zu einer verfallenen Scheune hinüber.
    »Hat sie Euch hypnotisiert?« fragte Irene die Zentaurin.
    Chem nickte grimmig. »Ich habe mir die Kette sogar selbst angebracht«, gestand sie. »Ich konnte ihr nicht widerstehen, obwohl ich mir alle Mühe gegeben habe. Und Grundy ist auch freiwillig in den Käfig gestiegen. Sie hat uns einfach in die Augen gestarrt…«
    »Ich weiß. Schade, daß die Gorgone nicht dabei war.«
    Grundy bog sich vor Lachen, obwohl Irenes Bemerkung durchaus ernstgemeint war. Sie hätte die Gorgone tatsächlich dabei haben können, wenn sie das nur gewußt hätte…
    Doch sie hatten nicht viel Zeit, um sich auszutauschen. »Was ist mit Zora Zombie geschehen?« fragte Irene.
    »Die Hexe hatte keinen Erfolg bei ihr«, erklärte Chem. »Ich glaube, Zombieaugen sind nicht mehr intakt genug, um sich hypnotisieren zu lassen; oder ihr Gehirn, ich weiß es nicht. Sie ist einfach fortgewandert. Sie kann ja sowieso nichts ausrichten.«
    »Wahrscheinlich nicht«, meinte Irene und prüfte die Kette, mit der die Zentaurin gefesselt war. Sie war viel zu stark, als daß Irene sie aus eigener Kraft hätte zerreißen können, aber mit der richtigen Pflanze wäre es durchaus möglich.
    »Schnell, laßt irgend etwas wachsen, damit wir fliehen können«, rief Grundy. »Bevor die alte Schachtel zurückkommt. Sie hat Euch zwar befohlen, hier auf sie zu warten, aber sie hat nichts davon gesagt, daß Ihr uns nicht helfen dürftet.«
    Das stimmte – im Prinzip. »Ich kann nicht«, antwortete Irene niedergeschlagen. »Sie hat Ivy als Geisel.«
    »Oh, das ist aber wirklich schlimm«, meinte Chem. »Was will sie denn von uns?«
    Bevor Irene Antwort geben konnte, kehrte die Alte zurück. Hinter ihr folgte ein Hippogryph, auf dem ein junger Mann saß – offenbar der Sohn der Hexe.
    Das bemerkenswerte an Mann und Tier war, daß beide dieselbe Farbe aufwiesen, nämlich ein Goldgelb. Der Hippogryph hatte das Vorderteil eines Greifs, mit einem großen goldenen Raubvogelkopf und prächtigen gelbgefiederten Schwingen, die er dicht an den Körper angelegt hatte. Seine hintere Körperpartie war pferdisch, mit kräftigen Pferdemuskeln und einem blitzenden gelben Schweif. Auch der Mann war gelb, zumindest seine Kleidung, mit wehendem blonden Haar und Bart und einer Hautfarbe, die beinahe wie poliertes Gold glänzte. Eigentlich wirkte er ziemlich attraktiv.
    »Was für eine Kreatur!« hauchte Chem in unwilliger Bewunderung. Irene war sich zwar nicht ganz sicher, welches der beiden Wesen die Zentaurin meinte, aber sie vermutete,

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