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Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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galoppierte, von einer Horde nackter Frauen verfolgt. Sie waren jung und gesund und, ja, das auch, nymphenhaft, mit prachtvollen, festen Beinen, schmalen Hüften und üppigen Brüsten. Aber ihr Haar war auch struppig und zerzaust, und ihre Augen blickten wild, während aus ihren verzerrten roten Mündern unflätige Worte hervorsprudelten. Einige von ihnen trugen etwas in den Händen, das rohen Fleischbrocken glich.
    Der Python, der sich von seiner Alaunkur anscheinend inzwischen einigermaßen erholt hatte, war mit gierigem Züngeln langsam näher geschlichen. Jetzt erhellte sich sein Gesichtsausdruck noch weiter. Seine Kiefer mahlten, und Geifer sabberte aus seinem Maul. Er schoß auf die Mänaden zu.
    »Ich bin mir nicht sicher, was hier schlimmer ist, die männlichen oder die weiblichen Bedrohungen«, sagte Irene, halbwegs fasziniert.
    »Wir sollten besser davongaloppieren!« sagte Chem und setzte ihren eigenen Vorschlag sofort in die Tat um.
    Auf ihrem Weg bergauf holten sie Xap ein und rannten Seite an Seite weiter, bis sie die Verfolger abgeschüttelt hatten. Dann blieben sie stehen und blickten sich um.
    Der Python und die Mänaden waren sich, so schien es, nicht sonderlich grün. Die Riesenschlange biß auf eine Frau nach der anderen ein, während die wilden Frauen mit Zähnen und Krallen auf sie einhackten und ihr blutige Fleischstücke aus dem Leib rissen. Die Schlange kam nicht dazu, irgendwelche Happen zu verschlingen, aber den Mänaden erging es nicht besser, weil der Reptilienkörper viel zu schnell auf und ab peitschte, als daß sie ihn mühelos hätten auffressen können. Es schien eine einigermaßen ausgewogene Schlacht zu sein – das frauenvertilgende Ungeheuer gegen die männerverschlingendsten aller Frauen. Gelegentlich begann die eine oder andere Frau zu erstarren, vom entsetzlichen Blick des Pythons gebannt, doch schon stellten sich dann drei ihrer Gefährtinnen dazwischen und durchbrachen den Zauber wieder.
    In der Zwischenzeit hatten sich auch der Schlangenwurz und die Horenhunde ans Werk gemacht und schnappten wahllos nach allem, was sich bewegte, wodurch das Blutbad noch verschlimmert wurde. Die Sache wurde richtig ernst! Irene merkte, wie sich ihr der Magen umdrehte, und sie mußte das Gesicht abwenden.
    »Der Parnaß ist ein ziemlich rauhes Gebiet, vor allem für seine Bewohner«, sagte Grundy, womit er ihr aus der Seele sprach. Doch der Golem schien das Schauspiel zu genießen.
    Da fiel ihr wieder etwas ein. »Grundy! Bist du wieder gesund?«
    »Ich glaube schon.« Der Golem machte eine Rülpspause. Er sah wieder ganz normal aus, und seine Aufgedunsenheit war verschwunden. »Dieser Weinquell hat es wirklich in sich!«
    »Es war alles ganz still, bis er getrunken hat«, berichtete Xavier. »Dann sind die Damselln erschienen…«
    »Die Damselln!« wiederholte Irene. »Das sind keine Damselln, sondern Lud-, äh, schlechte Frauen.«
    »Och, ich weiß nicht«, meinte Grundy. »Was man so hört, können wilde Frauen durchaus Spaß machen.«
    Irene unterdrückte eine Erwiderung, weil sie merkte, daß der Golem sie nur ärgern wollte. Er war wirklich wieder normal!
    »… und sie schrien und wedelten mit ihren Krallen«, fuhr Xavier fort. »Ich wollte diese fantastischen Geschöpfe nicht blitzen, weil sie doch vom sanften Geschlecht sind…«
    »Sanft? Wohl kaum!« protestierte Irene und sah mit an, wie wieder ein blutiges Stück Fleisch in hohem Bogen über das Getümmel geschleudert wurde.
    »Wie Ihr ja auch«, schloß Xavier. »Ich mag es eben nicht…«
    »Ich soll wie eine Mänade sein, eine wilde Frau?« kreischte Irene empört. Doch dann mußte sie lachen, als ihr klar wurde, daß sie gerade genau wie eine Mänade reagiert hatte.
    »Sanft«, erklärte Xavier, »und schön.« Er blinzelte sie von der Seite an. »Vielleicht hat Mami ja doch recht gehabt…«
    »Machen wir uns jetzt wieder auf den Weg«, sagte Irene hastig.
    Sie machten sich erneut an den Anstieg, und der Lärm des Gemetzels hinter ihnen verstummte allmählich. Bald wurde der Weg immer steiler, bis sie zum Südhang des Berges überwechseln mußten.
    Endlich erblickten sie eine Art Palast, der in den Hang eingelassen war. Er besaß zwar keine hohen Türme, dafür aber reichverzierte Säulen und Bögen mit Steinornamenten, die Tiere und Menschen darstellten. Das war alles andere als ein primitives Versteck, sondern ein hochzivilisierter Ort.
    In einem kleinen Hof vor dem Palast saß eine Frau an einem Tisch. Neben ihr stand

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