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Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Aber warum suchen Sie Ivy hier, wo sie sich doch in der Höhle des Zyklopen befindet?«
    »In der Höhle des Zyklopen!« wiederholte Irene bestürzt. »Ich dachte, die Hexe Xanthippe hätte sie in ihrer Gewalt!«
    »Nicht mehr«, erwiderte Thalia. »Xanthippe hatte bereits die Macht über sie verloren, als Sie in ihrem Auftrag aufbrachen. Wirklich eine komische Ironie!« Sie hielt sich kurz die lachende Maske vors Gesicht.
    »Dann war also alles – umsonst?« fragte Irene stammelnd. »Hat die Hexe mich reingelegt?«
    »Keineswegs«, erwiderte Thalia. »Xanthippe glaubte, Ivy in ihrer Gewalt zu haben. Aber niemand, der nur ein gewöhnliches Talent besitzt, kann eine Magierin lange gefangen halten. Ivy und der Drache sind auf eine Weise entkommen, wie es nur ein solches Wesen bewerkstelligen kann. Allerdings werden die beiden schon bald in einer schlimmeren Klemme stecken. Insofern ist Ihre Reise hierher nicht vergebens.«
    »Ich muß sofort zurück!« rief Irene.
    »Wir würden ohnehin nur zu spät kommen«, warf Chem ein. »Vielleicht gibt uns der Simurgh einen nützlichen Rat, denn dieser Vogel weiß ja alles.«
    »Ja, wir tauschen uns auch oft mit dem Simurgh aus«, stimmte Thalia ihr zu.
    »Ach, das ist mir alles zuwider!« sagte Irene und stampfte mit dem Fuß auf. »Ich will Ivy zurückhaben, sonst nichts!«
    »Leichter ist es, ganz Xanth zu retten«, murmelte Klio.
    »Was soll das denn nun schon wieder heißen?« bellte Irene.
    Warum sprach Thalia von Ivy eigentlich als einer Magierin? Und was meinte Klio mit ihrer Bemerkung über die Rettung Xanths? Irene hatte das scheußliche Gefühl, daß das nicht einfach nur eitles Geschwätz war. Aber anscheinend durften die Musen zwar gelegentlich Hinweise über Zukunft und Vergangenheit geben, aber nie die volle Wahrheit offenbaren. »Wie kommen wir möglichst schnell zum Gipfel des Parnaß?«
    Thalia dachte nach. »Manche lassen sich von einem Buch beschwingen.« Sie zeigte auf einen violetten Band, der sich aus der Kiste erhob und vor ihnen in der Luft schweben blieb. »Aber diese Methode ist riskant, weil niemand weiß, welches Buch zu solchen Höhenflügen fähig ist.«
    Irene musterte das schwebende Werk. Es wirkte sehr klein und unsicher. »Ich habe keine Lust, mich diesem Ding anzuvertrauen, selbst wenn der Simurgh diese Art von Höhenflügen dulden sollte. Ich würde wahrscheinlich sehr bald abstürzen.«
    »Das tun die meisten«, pflichtete Thalia ihr bei. »Erst haben sie hochtrabende Hoffnungen, dann stürzen sie in die Tiefe, vor allem dann, wenn das allgemeine Klima ungünstig ist. Manche schaffen es mit massiver Unterstützung.« Doch ihr allzu fröhliches Lächeln wies darauf hin, daß dies in diesem Fall auch keine Lösung zu sein schien. »Manchen gelingt es durch schieres Glück. Aber der einzige vernünftige Weg ist der der Geduld und Beharrlichkeit.«
    »Wir haben aber keine Zeit!« protestierte Irene.
    Thalia schritt in einem kleinen Kreis umher. »Dann müssen Sie es wohl mit dem beschwerlichsten Weg versuchen. Bei Ihnen dürfte der Efeu diesmal genügen.« Sie nahm den Efeukranz ab und setzte ihn auf die Klippe am Rande des Tempels. »Ich darf meine Kraft nicht zugunsten eines Reisenden einsetzen, aber Sie dürfen es mit Ihrer tun.«
    Irene begriff, worauf sie hinauswollte. »Wachse!« befahl sie dem Efeu.
    Der Efeu wuchs heftig. Schon bald machten sich seine Schößlinge daran, die Oberfläche des Steilhangs zu überziehen, wurden immer dichter und ragten schließlich bis zum Gipfel empor.
    »Aber Xap und ich können daran nicht emporklettern!« protestierte Chem. »Unsere Hufe…«
    »Ich werde Euch die Feder mitbringen«, sagte Irene. »Ihr könnt hier unten warten und Euch mit den Musen unterhalten. Wir müssen ohnehin den gleichen Weg zurückkommen, dann treffen wir uns wieder.«
    »Das wird wohl das beste sein«, meinte die Zentaurin ohne großes Bedauern. Sie hatte zwar den Simurgh aufsuchen wollen, aber sie war ebenso begierig darauf, mit den Musen zu sprechen, und der Aufstieg war ihr völlig unmöglich. Die Spezialisierung, die aus ihrer Rasse ausgezeichnete Läufer gemacht hatte, machte sie auch zu schlechten Kletterern. »Ich glaube aber, daß Zora es auch nicht versuchen sollte.«
    Irene blickte Zora an und dachte an das, was die Muse über sie gesagt hatte. Zora sah zwar schon erheblich erholt aus, aber hier ging es ja auch nicht um eine kurze Kletterpartie in ein Baumhaus! »Ja, das wäre für sie wohl zu beschwerlich.«
    »Aber

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