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Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Xavier offensichtlich ein, doch er verteidigte seine Position so tapfer, wie er nur konnte. Die Verurteilung durch die Furien hatte ihm schwer zugesetzt; nun stand er für seine Mutter ein.
    WILLST DU ES HERAUFBESCHWÖREN, LECKERER MANN? Diesmal lag die Betonung auf ›leckerer‹.
    »Hm, na klar«, erwiderte Xavier nervös. »Hab’ schließlich nie was für meine Mutter getan, also wird es mal Zeit, daß ich…«
    DU HAST DIE LEKTION DER ALECTO GELERNT, projizierte der Simurgh. NUN WILLST DU EIN GEHORSAMER SOHN WERDEN.
    »Wird wohl so sein«, gab Xavier zu. »Ich weiß ja, daß ich nicht viel hergebe, und ich bin auch nicht mit allem einverstanden, was Mami so treibt, aber sie hat immerhin versucht, mir das Beste zu geben, und ich glaube, es ist nie zu spät für einen Neuanfang. Diese alten Vetteln – äh, ich meine die drei Furien – waren gar nicht so dumm, nicht? Deshalb will ich…«
    ES IST GUT, SEINE ELTERN ZU EHREN, SELBST WENN DER GEGENSTAND DES RESPEKTS SEINER NICHT WÜRDIG IST, projizierte der Simurgh. ES IST GUT, ZU HEIRATEN UND SESSHAFT ZU WERDEN. DOCH IRRT DEINE MUTTER IN EINER HINSICHT: ES IST DIR NICHT GESTATTET, EINE FRAU ZU NEHMEN, DIE BEREITS VERGEBEN IST.
    Xavier blickte Irene an, die sich dabei ertappte, wie sie aus irgendeinem unerfindlichen Grund errötete. Der Simurgh konnte Gedanken lesen; was hatte ihm Xaviers Geist wohl offenbart? Der junge Mann wirkte verstört. »Das darf ich nicht? Aber Mami hat doch gesagt…«
    SUCHE DIR EINE ANDERE FRAU.
    »Äh, jawohl, mein Herr, ich…«
    »JAWOHL, MEINE DAME«, berichtigte der Vogel ihn. NUR EIN MANN ERKENNT NICHT, DASS ES DIE FRAUEN SIND, WELCHE DEN SAMEN BEHÜTEN.
    »Jawohl meine Dame«, wiederholte Xavier eingeschüchtert. »Eine andere Frau suchen.«
    DANN WIRST DU XANTHIPPE DIE FEDER BRINGEN. Der Simurgh ließ einen Flügel zucken, und eine winzige Feder stob hervor und flog auf sie zu. Als sie näher kam, wurde sie immer größer: Was an einem riesigen Vogel klein aussah, war im Vergleich zu anderen nicht unbedingt ebenso klein. Hastig griff Xavier danach. Die winzige Feder war halb so groß wie ein ausgewachsener Mann. Sie glitzerte und war wunderschön: sie besaß sämtliche Farben und keine.
    Xavier steckte sie in seinen Gürtel, wo sie wie ein Schwert herabhing. »Besten Dank auch, Madam. Ich…«
    UND DU? projizierte der Simurgh, wobei er sich an Irene wandte. WAS HAT DIE HEXE DIR NOCH AUFGETRAGEN; UND WARUM HAST DU EINGEWILLIGT?
    »Sie – ich glaubte, sie hielte meine Tochter gefangen…« sagte Irene. Sie kam sich vor wie eine Fünfjährige, die vor der Großmutter aller Großmütter stand und versuchte, ihre Narretei zu rechtfertigen. »Jetzt brauche ich die Samen wohl nicht mehr mitzubringen, weil…«
    WELCHE SAMEN?
    »Die Samen des…«
    WAS??? Der Vogel breitete seine Schwingen aus und erhob sich halb von seinem Ast, wobei helle und dunkle Nebelblitze von dem Geschöpf ausgingen.
    »Oooh, jetzt hast du die Sache aber versiebt, Grünhose!« murmelte Grundy.
    KEIN STERBLICHER WAGT ES, DIE SAAT DES ZWEIFELS, DER ZWIETRACHT UND DES KRIEGES ZU BESITZEN! donnerte der Vogel im Geiste.
    »Ja, meine Dame«, stimmte Irene mit schwacher Stimme zu. Sie war erleichtert, denn sie hatte immer schon ihre Zweifel gehabt, derart mächtige Samen einer solchen Person in die Hand zu geben.
    »Warum denn nicht, Vogelhirn?« fragte Grundy, der inzwischen seine alte Frechheit wiedergewonnen hatte.
    »Halt’s Maul!« fauchten Irene und Xavier mit einer Stimme.
    EINE INTERESSANTE FRAGE, meinte der Simurgh. Offenbar schien dem Wesen die Bezeichnung ›Vogelhirn‹ nichts auszumachen, da sein Vogelhirn wahrscheinlich das mächtigste Hirn in ganz Xanth war. MÖGLICHERWEISE HAT DIE HEXE DIESE SAMEN VERDIENT.
    »Nein, das ist doch wirklich nicht nötig…« fing Irene an.
    SIE SOLL SIE ERHALTEN, entschied der Vogel. Er machte einen Satz auf seinem Ast, daß der ganze Baum erzitterte. Mehrere Früchte fielen herab und rollten auf Irene zu. Als sie näher kamen, wurden sie immer schneller und hüpften über die im Wege liegenden Hindernisse. Irene sah besorgt zu, weil sie fürchtete, daß sie ihr entwischen könnten.
    Die drei Früchte kamen in ihrer Nähe zum Liegen und zerbarsten. Ihre Samen platzten hervor. Einer traf Grundy voll in der Magengrube und warf ihn erneut um. Ein weiterer schoß auf Xaviers Kopf zu; instinktiv streckte er die Hand aus und fing ihn auf. Der dritte Samen prallte in Irenes Schoß.
    »Zweifel«, sagte Xavier unsicher und reichte

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