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Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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mußte sie alle retten!
    »Wie wollt Ihr denn nun herunterklettern?« fragte Xavier.
    Herrje, genau das war ja das Problem! Da stand sie nun mit ihren Reichtümern und war von ihnen gefangen.
    Sie seufzte. Die Samen hatten oberste Priorität. Sie atmete mehrmals nicht allzu tief durch und drehte sich schließlich Xavier zu. »Xav, würdet Ihr bitte mein Kleid lösen? Der Verschluß ist an der Hüfte.«
    Der junge Mann sperrte den Mund auf. »Aber nein, Fräulein! Das geht doch nicht! Der große Vogel hat mir befohlen…«
    »Er hat Euch befohlen, mit keiner Frau anzubändeln, die bereits vergeben ist«, konterte Irene. »Das ist ein ausgezeichneter Rat, und ich bin durch und durch vergeben, also braucht Ihr Euch darüber keine Sorgen zu machen. Deshalb bitte ich Euch nun als Freund, der sich eine andere Frau suchen wird und demzufolge mir gegenüber keinerlei Absichten hegt, mir dabei behilflich zu sein, diese Samen nach Hause zu transportieren. Dazu muß ich sie aber in mein Kleid wickeln, und dazu wiederum muß ich es ausziehen. Da ich meine Hände nicht benutzen kann, müßt Ihr und Grundy mir dabei helfen. Es ist also alles in bester Ordnung.« Sie hoffte nur, daß sie alles richtig ausgedrückt hatte und dabei nicht errötet war. Das hier war keine Situation, die sie ihrem Mann gerne erklärt hätte.
    Xavier überlegte. »Hm, na schön, wird wohl so sein. Aber recht ist es bestimmt nicht.«
    »Der Verschluß ist an der Seite. Löst ihn vorsichtig und wickelt das Kleid langsam auf, damit keine Samen verloren gehen.«
    »Na klar doch, Fräulein.« Der junge Mann fummelte an ihrer Hüfte herum. Er ging alles andere als geschickt dabei vor, aber das taten Männer ja nie. »Ihr habt aber wirklich einen äußerst strammen…«
    »Paß bloß auf!« warnte Grundy ihn grinsend.
    »… Verschluß«, beendete Xavier seinen Satz. Anders als der Golem, hatte er seinen ursprünglichen unschuldigen Gedanken nicht umformulieren müssen. Dann hatte er den Verschluß endlich gelöst und wickelte das Kleid auf.
    Grundy stieß einen Pfiff aus. »Schau sich doch nur mal einer diese…« Wieder wurde er von Irenes unheilverkündendem Blick unterbrochen. »… Fesseln an«, korrigierte er sich etwas lahm.
    »Ihr habt einen Samen in Euren…« sagte Xavier. »Ich meine, in dem Band von Euren – dem grünen…«
    »Das nennt man Höschen, Trollkopf«, sagte Grundy, bevor Irenes Blick ihn lähmen konnte. »Noch nie hat menschlich Aug’ dies erspäht!«
    »Laßt den Samen, wo er ist«, befahl Irene ruhig. »Grundy, du machst den Knoten fest.«
    Grundy kletterte auf den nun entstandenen Beutel und gehorchte. Da der Golem ursprünglich einmal aus Holz und Stoff bestanden hatte, verstand er, worauf es ankam. Sein Knoten würde halten. Nun war der Beutel fertig, und kein einziger Samen war verlorengegangen.
    Jetzt pickte Irene den Samen aus ihrem Höschenband.
    »Immer noch die gleiche wie früher«, meinte Grundy unschuldig.
    »Wird die nicht mal langsam alt?«
    »Meine Höschen passen zu meinem Teint«, sagte Irene mit etwas, von dem sie hoffte, daß es Humor war. »Und jetzt wollen wir endlich wieder den Berg verlassen.« Sie drehte sich um und musterte den Stamm des Kletterefeus.
    Noch ein Problem. Jetzt hatte sie einen großen, sperrigen Sack, den sie beim Klettern tragen mußte, und er war nicht eben leicht. Sie konnte ihn zwar in einer Hand halten, aber sie brauchte zwei Hände, um hinabzuklettern. Sie durfte es nicht riskieren, den Beutel hinabzuwerfen, weil er beim Aufprall mit Sicherheit platzen würde, und dann wären die Samen verloren. Was sollte sie tun?
    Xavier erkannte das Problem. »Ich kann den Beutel für Euch tragen, Fräulein. Für mich ist er nicht sehr schwer.«
    Irene blickte ihn nachdenklich an. Er war zwar noch immer ein stattlicher, muskulöser Mann, doch auch er würde beide Hände für den Abstieg brauchen. Wäre der Sack etwas weniger sperrig gewesen, hätte er ihn vielleicht mit den Zähnen festhalten können, doch das stand außer Frage.
    Zum Glück wußte Grundy eine Antwort. »Einer von euch steigt ein Stück hinab, dann reicht ihm der andere von oben den Sack. Danach wechselt ihr euch ab. Wird ein Weilchen dauern, aber es müßte gehen.«
    »Klar geht das!« sagte Xavier und wandte den Blick von Irenes Oberkörper ab. Er kletterte über den Felsvorsprung und packte den Efeu, bereit, hinabzusteigen. Als er ein Stück geklettert und nur noch sein Kopf zu sehen war, packte er mit festem Griff der linken Hand

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