Drachen, Orks und Magier
mußte.
Er mußte Geduld haben, bis seine Stunde gekommen war.
*
Gordon wartete.
Irgendwann nach Mitternacht schien dann das Leben auf der Festung langsam einzuschlafen. Die Lichter gingen aus und die Stimmen wurden stumm.
Aber hinter den Sandsteinmauern patrouillierten nach wie vor Wachposten herum.
Gordon nahm das Wurfseil vom Sattel und hängte es sich über die Schulter. Und dann machte er sich auf den Weg.
Seinen Drachen würde er hier zurücklassen, denn wenn er auf dem Drachen angeritten kam, würde das einfach zuviel Aufsehen erregen.
Schon so war es schwierig genug, an den Wachtposten vorbeizukommen...
Gordon schlich sich in geduckter Haltung vorwärts.
Als er sich die Anhöhe hinaufgearbeitet hatte, auf der die Festung lag, hatte er nur noch ein paar Dutzend Konzernmeter bis zu den Sandsteinmauern vor sich, die das imposante Anwesen umgaben.
Aber dieses letzte Stück würde auch das Schwierigste sein, denn dort gab es nicht die geringste Deckung. Nur kniehohes Gras, sonst nichts.
Gordon kauerte hinter einem Strauch und blickte hinauf zu den Wachen.
Einer der Posten blickte direkt in seine Richtung.
Gordon sah das Gesicht des Mannes im fahlen Mondlicht. Aber der Kerl schien nichts bemerkt zu haben. Es war wohl einfach zu dunkel.
Gordon ließ den Blick die Brüstung entlang schweifen. Als er seinen Augenblick für gekommen hielt, schnellte er geduckt voran und lief mit schnellen Schritten bis zu den mächtigen Sandsteinmauern.
Er preßte sich an den kalten Stein und hoffte, daß keiner der Posten auf die Idee kam, von oben auf ihn hinabzublicken...
Gordon schlich ein Stück die Mauer entlang. Unterdessen bewegte sich der Wachposten hinter der Brustwehr ein Stück in die andere Richtung.
Einen besonders aufmerksamen Eindruck machte er auf Gordon auf jeden Fall nicht.
Er schien seinen Dienst eher nachlässig zu versehen.
Schließlich war es ja auch alles andere als ein Vergnügen, um diese Nachtzeit die Füße plattzustehen und gegen die Müdigkeit zu kämpfen.
Wahrscheinlich wartete der Kerl auf nichts so sehnlich, wie auf seine Ablösung.
Gordon knüpfte das eine Ende seines Wurfseils zu einer Schlinge und schleuderte diese dann mit einer schnellen, sicheren Bewegung in die Höhe.
Sie legte sich um eine der Mauerzinnen und Gordon zog das Wurfseil an.
Das würde halten!
Fast lautlos zog Gordon sich dann an dem Seil nach oben. Er wußte, daß er verdammt vorsichtig sein mußte. Im Augenblick war er eine geradezu ideale Zielscheibe. Wenn irgendjemand etwas bemerkte, war er geliefert...
Dann hatte er es geschafft.
Mit einer letzten, kraftvollen Bewegung kam über die Brustwehr.
Ein paar Konzernmeter nur von ihm entfernt stand der Wachposten, den er von unten gesehen hatte. Er wandte ihm den Rücken zu, aber in diesem Moment wirbelte er herum und riß den Lauf des Strahlgewehr-Gewehrs hoch, das er mit der Rechten gehalten hatte.
Doch Gordon hatte das vorausgeahnt.
Der Mann vor ihm ließ eine Schrecksekunde verstreichen, ehe er wirklich begriff, was sich hier abspielte.
Ehe sein Gegenüber noch seine Fassung zurückerlangt hatte, war Gordon mit einem Satz nach vorne gekommen, hatte den Gewehrlauf hochgerissen und dem Wächter einen furchtbaren Faustschlag versetzt.
Der Mann schlug nach hinten.
Gordons Fausthieb hatte gesessen!
Sein Gegenüber war augenblicklich bewußtlos gewesen und es schien ganz so, als würde er für eine ganze Weile im Land der Träume bleiben.
Glücklicherweise war es nicht mehr dazu gekommen, daß sich ein Schuß aus der Strahlgewehr löste. Aber auch so wurde es jetzt kritisch...
"Hey, Ybbud! Was ist da auf deiner Seite los?" tönte eine kehlige Stimme.
Die Stimme kam von der anderen Seite der Festung. Gordon konnte kaum mehr als eine vage Bewegung erkennen.
Da half alles nichts.
Er mußte die Flucht nach vorn antreten.
So richtete er sich zu voller Größe auf. Gegen das Mondlicht würde er nur als schwarzer Schemen zu sehen sein. Darauf setzte er.
Und der ausgeknockte Wachtposten lag im Schatten der Brustwehr und war daher für einen Beobachter von der anderen Seite wohl unsichtbar.
"Alles in Ordnung!" rief Gordon zurück, wobei er die Hand ein wenig vor den Mund nahm, damit sein Gegenüber die Stimme nicht gleich als die eines Fremden erkennen würde...
"Dann ist es ja gut, Buddy! Ich dachte schon, auf deiner Seite wäre irgend etwas los!"
Gordon nahm das Strahlgewehr des am Boden liegenden Wachpostens an sich und ließ dann den Blick über
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