Drachen, Orks und Magier
was habt ihr mit mir vor?“, fragte Voilad.
Er blickte von einem Thagon zum anderen. Seine Blicke blieben dann schließlich an dem Entstellten hängen.
„Ihr wollt mich töten!“, stellte er fest, wobei ihm gar nicht auffiel, dass er den Plural benutzte.
Angsterfüllt wollte er sich aus der Umklammerung der beiden Thagons losreißen, aber sie hielten ihn mit eisernem Griff. Langsam und unbeholfen trat der entstellte Thagon dicht an Voilad heran.
Der Magier roch den Geruch von verbranntem Menschenfleisch.
Zwei blinde Augen starrten ihn an.
„Wir wollen dich nicht töten. Wir verbannen dich!“
„Verbannen? Wohin?“
„In ein Land, aus dem du nie wieder zurückkehren kannst, da es in einer anderen Zeitstufe liegt. Lugolo wird dir in dieses Land folgen, denn er wollte mich auch töten.“
Vor ihnen materialisierte ein schwarzes Dreieck. Es stand im Nichts wie auf festem Boden.
Es schien eine Art Tor durch die Zeit und den Raum zu sein. Die beiden Thagons packten Voilad und warfen ihn in die Schwärze des Dreiecks. Wenige Sekunden später war von ihm keine Spur mehr zu sehen. Das Dreieck war wieder schwarz und leer. Langsam entmaterialisierte es.
+
Thagon saß in seinem finsteren Raum.
Vor ihm stand die Reihe seiner Doppelgänger. Sie standen leblos da – Puppen gleich.
Thagon benötigte nur einen geistigen Impuls, um sie zum Leben zu erwecken.
Diese Doppelgänger standen immer unter Thagons direkter Kontrolle. Einem der Kunstmenschen dieser Reihe gehörte zur Zeit sein besonderes Augenmerk. Es war kein Doppelgänger, der ihn darstellte, sondern der Doppelgänger von Rakiss von Tyk.
Auf diese Puppe setzte er seine ganze Hoffnung.
Wenn sie in Tyk die Herrschaft übernehmen würde, dann würde damit er die Herrschaft übernehmen. Niemand würde etwas merken.
Aber da waren Whuon, Gorich und Yarum. Sie wussten über alles Bescheid. Sie konnten ihm eventuell gefährlich werden.
Allein schon ihr Wissen über die Stadt Aruba bedeutete für Thagon eine gewisse Bedrohung. Gegen sie musste er etwas unternehmen. Er wusste, wo sich die drei befanden, denn er konnte ihre Gedanken lesen. Er fragte sich, wie er sie bekämpfen sollte.
Vielleicht sollte er ihnen Trugbilder schicken.
Thagon überlegte. Stumm besah er sich die Reihen der Doppelgänger der verschiedensten Leute. Darunter befanden sich auch Doppelgänger seiner selbst.
Thagon lachte in sich hinein.
Es war immer wieder merkwürdig, sich selbst als Puppe zu sehen.
Und wenn er dann in seine eigenen Augen starrte, dann fragte Thagon sich immer wieder, ob seine Puppen auch wirklich kein eigenes Bewusstsein besaßen.
Er hatte Hunderte von Kontrollen durchgeführt, aber ganz sicher war er sich nie.
Was wäre nun, wenn diese Puppen eigene Seelen hätten?, dachte er. Es war ja möglich, dass sie nur unterdrückt existierten und er sie nicht wahrnehmen konnte.
Schaudern packte den Magier.
Welch unvorstellbaren Vergewaltigungen wären diese Bewusstseine ausgesetzt?
Würden sie sich dann nicht eines Tages gegen ihn auflehnen?
Thagon schüttelte diese Vision von sich.
Diese Puppen konnten kein Bewusstsein haben! Er hatte es so oft überprüft, es konnte kein Versehen geben.
Dennoch musste er vorsichtig sein. Besonders gegenüber seinen eigenen Doppelgängern, denn sie hätten ja (mit einem eigenen Ich) sein Wissen übernommen.
Zunächst gab es andere Gefahrenherde abzuwehren.
Einer dieser Gefahrenherde befand sich jetzt irgendwo in der Wüste zwischen Himora und Sorgarth …
3.
Staub wirbelte auf, als die drei Reiter durch die Wüste preschten.
Brutal trieben sie ihre Pferde an – sie befanden sich in höchster Eile.
Whuon wusste, dass sie nicht weit kommen würden, wenn sie nicht bald auf eine Karawane oder eine Oase trafen. Er wusste dies, aber er wusste auch, wie aussichtslos die Hoffnung darauf war, dass sie tatsächlich auch nur irgendeinen Menschen trafen. Sie mussten so lange durchhalten, bis sie in Gebiete kamen, in denen Yarum sich sicher auskannte.
Aber in dieser Einöde wusste nicht einmal der Karawanenführer Bescheid.
Gnadenlos trieben die drei ihre Pferde in die Wüste.
Wie lange würden die Tiere noch durchhalten?
Die ganze Nacht und den ganzen Tag schon waren sie gehetzt worden. Die Männer hatten ihnen kaum eine Pause gegönnt, da sie fürchteten, dass die Wolfsmenschen ihnen in die Wüste folgen würden.
Whuon war klar, dass die Tiere bald am Ende ihrer Kräfte waren.
Zunehmend wurden sie langsamer, und immer öfter
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