Drachen, Orks und Magier
grimmig. Seine Stirn lag in tiefen Falten. Der Gesichtslose musste sich vor langer Zeit gespalten haben. Er war jetzt zwei Persönlichkeiten: Gut und Böse.
Das Böse zog Whuons Geist förmlich an. Er konnte dem Sog nicht widerstehen, so sehr er auch wollte.
Er wurde in den Körper des Bösen aufgenommen.
Whuon lauschte den Geistern, die in dem Körper des Bösen zu Hause waren. Es waren grimmige, feindselige Stimmen.
„Wir sind die bösen Gedanken des Universums. Wir sind alles Böse im Universum.“
„Er gehört zu den guten Gedanken! Was will er hier?“
„Ja! Was will er hier? Soll er doch zu den guten Gedanken gehen und uns in Ruhe lassen!“
Die Geister kamen auf Whuon zu. Er konnte sie direkt „fühlen“.
„Er ist gut. Er passt nicht hier her!“
„Er muss weg!“
„Ja! Er muss weg!“
„Tod den guten Gedanken! Es lebe das Böse!“
„Es lebe das Böse!“
„Geh, Whuon! Du bist ein guter Gedanke. Du passt nicht zu uns.“
„Ich bin überhaupt kein Gedanke! Ich bin ein Mensch!“
Whuon schrie es den Geistern entgegen.
„Alle Menschen sind nicht mehr als Gedanken. Entweder sind sie Gedanken des Guten oder Gedanken des Bösen. Du bist ein Gedanke des Guten und deshalb kannst du nicht hierblieben!“ Whuon wurde wieder aus dem Körper des Bösen verdrängt, in den man ihn unfreiwillig hineingebracht hatte.
Sein Geist schwebte nun auf den Guten zu.
„Komm zu mir“, sagte der Mann mit dem freundlichen Lächeln zu Whuon. Der Thyrer folgte der Einladung gerne. Er ging in den Körper des guten Mannes ein.
Wieder lauschte Whuon den Geistern. Aber diese hier waren viel freundlicher als die, die er zuvor kennengelernt hatte.
„Er ist ein guter Gedanke! Er ist einer von uns!“
„Ja! Er ist einer von uns.“
„Lasst ihn bei uns!“
„Seid ihr Gedanken?“, fragte Whuon.
„Ja. Und du bist auch einer. Alles im Universum besteht aus Gedanken.“
„Aus Gedanken? Aus wessen Gedanken? Wer denkt?“
„Aus den Gedanken des Bösen und des Guten.“
„Wart ihr auch einmal Menschen?“
„Ja! Und wir werden auch wieder Menschen werden. Unsere Reinkarnation steht bevor. Unsere Wiedergeburt kommt bestimmt.“
„Wann werdet ihr wiedergeboren?“
„Das ist bei jedem verschieden. Aber du, Whuon, du bist nicht gestorben und deshalb kannst du hier nicht hin. Du musst zurück zur Erde. Du musst zurück zu deinem Körper.“
„Aber ich will nicht.“
„Es geht nicht danach, was du willst. Du hast dich den Gesetzen des Universums zu beugen. Du hast eine Lebensaufgabe. Sie ist gelöst, wenn dein Gedanke zu Ende gedacht ist. Wenn dein Gedanke, also du, zu Ende gedacht ist, dann kannst du hierhin kommen, um für eine neue Lebensaufgabe konditioniert zu werden, die du dann nach deiner Reinkarnation wahrnehmen kannst.“
„Noch eine Frage! Wie oft bin ich schon hier bei euch gewesen? Wie oft bin ich schon wiedergeboren worden?“
„Du hast unzählige Leben gelebt. Durch deine Person wurden unzählige Gedanken zu Ende gedacht – genau wie bei uns allen.“
„Aber warum erinnere ich mich nicht an meine früheren Leben?“
„Wenn ein Gedanke zu Ende gedacht ist und für ein neues Leben konditioniert wird, dann braucht er seine Erinnerungen nicht mehr. Sie würden ihm beim Denken seines Gedankens, beim Leben seines Lebens hinderlich sein.“
Whuon schwieg eine Weile. Er musste das neu erfahrene Wissen erst verarbeiten.
Schließlich fragte seine geistige Stimme: „Wessen Gedanken sind wir denn nun?
Wer denkt uns?“
„Wir sind die Gedanken des guten, der Hoffnung, der Ordnung, des Lichts und des Lebens. Die anderen aber sind die Gedanken des Bösen, der Finsternis, des Chaos, der Verzweiflung, der Dunkelheit und des Todes.“
„Wer ist das Gute? Wer ist das Böse? Ist das Gute eine Art Gott?“
Doch Whuon bekam diesmal keine Antwort. Seine geistige Stimme blieb ungehört. Statt dessen murmelten die Geister: „Du musst zurück in deinen Kosmos und deine Erde und deinen Körper! Komme wieder, wenn du gestorben bist, wenn dein Leben gelebt, dein Gedanke gedacht ist.“
„Aber warum?“
„Stelle jetzt keine Fragen mehr! Du musst zurück, wir flehen dich an!“
„Was hätte es für euch für Folgen, wenn ich doch bliebe?“
„Keine. Aber für deinen Kosmos hätte es Folgen. Befolge unseren Rat und geh.
Grundsätzlich wollen die Gedanken des Guten niemanden zu etwas zwingen, aber in diesem Fall würden wir es tun – um des Universums willen. Geh nun, Whuon aus
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