Drachen, Orks und Magier
Thyrien!“
„Ich will aber nicht!“
„Du musst, Whuon! Deine Lebensaufgabe ist nicht erfüllt, dein Gedanke nicht zu Ende gedacht.“
„Dann denkt ihr ihn zu Ende!“
„Du musst deine Aufgabe selbst erfüllen, das nimmt dir niemand ab!“
Whuon wurde aus dem Körper des Guten hinausgestoßen.
Er sah das Etwas, das sein Universum darstellte und merkte, wie es ihn anzog. Er stürzte förmlich in dieses Universum hinein.
Wieder trat sein Geist die lange Reise durch den Weltraum an. Langsam sah er die Galaxis, in der die Erde sein musste. Und bald sah er auch seine Sonne – eine von vielen Sonnen im unendlichen Sternenmeer.
Und dann sah er seine Welt: die Erde!
Er sah sie als blaue Kugel im schwarzen Universum schimmern.
Und schon tauchte er in die Atmosphäre der Erde ein. Schnell ging es hinab. Unter sich nahm Whuon das weite, klare Meer wahr und eine Küste. Ob es die Küste Tykiens war?
Als er weiter hinabgegangen war, erkannte er ein Schiff, wie es sich von den Wellen hin und herschaukeln ließ und wie es mit ihnen kämpfte.
Sein Geist fiel genau auf das Schiff, durchdrang die Planken und gelangte in einen der Schiffräume. Hier fand er seinen Körper wieder. Er lag auf einem Lager aus Decken. Zwei Gestalten beugten sich über ihn. Es waren Gorich und Yarum.
Whuon sah sich nun seinem Körper gegenüber. Er stürzte direkt auf ihn zu – und in ihn hinein.
+
Whuon öffnete die Augen. Er blickte in die Augen seiner Gefährten. War das, was er soeben erlebt hatte, Traum oder Wirklichkeit? Oder war es beides?
Im Augenblick sah es nach einem Traum aus. Das Erlebte schien für Whuon in eine Vergangenheit zu rücken, eine ferne Vergangenheit.
„Was war mit mir?“, erkundigte er sich bei seinen Freunden.
Gorich holte die Flasche mit dem Wein hervor. Sie war noch halb voll und ein köstlicher Duft stieg Whuon in die Nase.
„In diesem Wein war eine Droge, die unsere Bewusstseine durch die Dimensionen reisen ließ. So konnte Branton unsere Körper überwältigen und …“
„Wo sind wir?“, fragte Whuon hastig.
„Auf der Rückreise nach Sorgarth!“
„Was?“
„Ja, Branton hat die Mannschaft dazu überredet. Er bot ihnen einen Batzen Geld dafür.“
Whuon nickte düster.
„Und was ist dieses für ein Raum?“
„Es ist der Essraum! Erkennst du ihn nicht?“
Whuon blickte sich langsam und bedächtig um. Tatsächlich! Es war der Raum, in dem sie gegessen hatten.
„Ich werde etwas gegen Branton unternehmen!“, knirschte Whuon grimmig. Er sprang auf und marschierte in Richtung Tür.
Doch Yarum hielt ihn bei der Schulter.
„Wir können hier nicht raus, Whuon!“
„Nein! Wieso nicht?“
„Eine unsichtbare Mauer verhindert es. Sie ist an allen Ausgängen vorhanden. Du kannst mir glauben.“
Whuon ließ sich wieder auf das Lager fallen.
„Wir können nichts tun?“, fragte er.
„Nein. Wir können nichts tun.“
„Dann sagt mir, was ihr auf eurer Reise durch die Dimensionen erlebt habt. Wart ihr auch bei dem Schöpfer des Universums?“
„Du warst bei dem Schöpfer des Universums, Whuon? Erzähle uns!“, rief Gorich.
„Wie sah er aus, der Schöpfer?“, fragte Yarum.
„Es war ein Mann.“
„Ein Mann?“, fragte Gorich.
„Ja. Aber er hatte kein Gesicht. Und im Grunde war es auch nicht ein Mann, sondern zwei. Vor vielen Ewigkeiten musste sich der eine Mann geteilt haben, in einen guten Teil und einen bösen. Ich lernte, dass alle Menschen nur Gedanken sind.
Gedanken des Bösen oder des Guten. Und ich lernte auch, dass jeder Gedanke zu Ende gedacht werden muss, oder anders gesprochen: Wenn ein Mensch stirbt, dann ist sein Gedanke zu Ende gedacht. Sein Gedanke, sein Bewusstsein, sein Geist oder wie immer man es nennen mag, kehrt dann zurück zu dem Geist des Bösen oder des Guten, je nach dem, woher er kam. Dort werden den Bewusstseinen, deren Körper tot sind, die Erinnerungen gelöscht, und sie werden für eine neue Lebensaufgabe konditioniert, für einen neuen Gedanken, den sie dann nach ihrer Reinkarnation, ihrer Wiedergeburt, darstellen werden.“
Gorich sah Whuon ernst an.
„Wenn das wahr ist, was du sagst, wenn wir wirklich nur Gedanken sind, dann müsste jeder von uns ja allein durch das Denken einen eigenen Kosmos, ein eigenes Universum geschaffen haben, von dem ich nichts ahne, von dem auch ihr nichts ahnt.“
„Es würde alles nach dem selben Prinzip gehen, Gorich. Denn auch du hast deine gute und deine schlechte Seite, auch wenn du vielleicht ein
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