Drachen, Orks und Magier
zu verdrängen. Verdammt! Wäre er doch nur vorsichtiger gewesen! Hätte er doch besser aufgepasst und alles nachgeprüft!
Aber was nützten diese Vorwürfe nun? Gar nichts. Er musste sich jetzt voll auf den geistigen Kampf mit Brantons Bewusstsein konzentrieren. Der Widerstand war ungewöhnlich groß.
Woher nahm Branton nur diese Kraft?
Woher diese geistigen Energien?
Es war Thagon unerklärlich, wie ein ganz normaler Mensch ihm solchen Widerstand entgegensetzen konnte.
Aber Branton war eben doch kein ganz normaler Mensch. Er war eine Puppe.
Oder zumindest war er einst eine von Thagons Puppen.
Jedem seiner geistigen Angriffe kam die ehemalige Puppe zuvor. Als ob die Puppe vorausahnen könnte, was Thagon als nächstes tun würde!
Natürlich, das war es!
Die Puppe war ein Teil seiner selbst oder ihm doch sehr ähnlich. Sie besaß einen großen Teil seiner Erinnerungen, sie schien zu wissen, wer sie geschaffen hatte. Sie schien überhaupt mehr zu wissen als dem einsamen Magier lieb sein konnte.
Der geistige Kampf hatte ihn matt und müde gemacht. Noch einmal nahm er alle seine geistigen Kräfte zusammen und versuchte gegen Brantons Barrieren anzurennen. Aber auch dieser Angriff blieb erfolglos. Einen weiteren Angriff konnte Thagon nicht wagen. Er war zu geschwächt. Er gab Branton also frei, aber er würde nicht aufgeben. Er würde nicht aufgeben, bis er Brantons Bewusstsein aus seiner Puppe verbannt hatte. Zunächst musste er sich jedoch zurückziehen.
+
Branton schlug die Augen auf. Er richtete sich auf und sah sich um. Er lag auf einem weichen Lager. Sein Blick fiel auf Whuon und Aworn, die ihn erstaunt anstarrten.
„Wie geht es dir, Branton?“, erkundigte sich Whuon besorgt.
„Mir geht es gut“, antwortete Branton lakonisch. Er versuchte aufzustehen, doch schien er zu schwach.
Das erste Mal seit unserer Rückkehr von Burg Aggrgor, dass er sich normal benimmt, dachte Aworn.
„Was war mit dir, Branton?“, fragte jetzt Whuon.
Branton sah den Thyrer wild an.
„Ich habe gekämpft! Mein Geist hat um seinen Körper gekämpft, den mir Thagon wieder entreißen wollte.“
„Dann steckt Thagon also dahinter“, stellte Whuon grimmig fest.
„Ja. Er wollte aus mir wieder eine Puppe machen!“
„Er kann dich auch hier noch erreichen?“, tat Aworn erstaunt.
Branton nickte.
„Er erreicht mich überall.“
„Nun hör mir mal zu“, gebot Aworn. „Wir haben auf dieser Nebelburg Menschen getroffen, die ebenfalls in ihre Welt zurückkehren wollen. Sie sind an Bord und sie wissen, wo es eine Möglichkeit zur Rückkehr gibt.“
Branton schien von dem Gedanken an Rückkehr gar nicht sonderlich begeistert zu sein.
„Aber“, fuhr Aworn fort, „wir brauchen deine Hilfe. Du musst die SEDELLAH
nach Aryn, der Stadt zwischen den Dimensionen, steuern. Dort soll der Magier Yllon leben, und dieser soll uns in unsere Welt zurückbringen können. Wirst du die SEDELLAH steuern können?“ Branton machte einen sehr schwachen Eindruck.
Dennoch nickte er.
„Ich werde es versuchen“, hauchte er.
„Wann, meinst du, können wir ablegen?“, wollte Whuon wissen.
„Jetzt gleich!“
+
Seit einer guten halben Stunde hatte die SEDELLAH die Brücke von Burg Aggrgor zurückgelassen. Schon lange war sie nicht mehr zu sehen – dichter Nebel hatte sie eingehüllt.
Branton steuerte das Schiff sicher durch den Nebel – von seinem Lager aus. Sein Geist bahnte ihm einen Weg durch das Meer der Dimensionen. Zu Aworn und Whuon, die noch immer in der Kajüte saßen, hatte sich nun auch Thrak von Aggrgor gesellt. Seine grüne Haut glänzte matt.
„Was weißt du über Aryn?“, wurde er von Whuon gefragt.
„Nicht mehr, als ihr auch schon wisst.“
„Und den Weg dorthin?“
„Mein lieber Whuon! Hier gibt es keine Zeit und keinen Raum. Es gibt also auch keine Richtungen. Es ist völlig egal, wohin wir fliegen. Wir müssen hier im Korridor der Dimensionen unserem Willen folgen, nicht einer Richtung. Wenn wir den Willen dazu haben, Aryn zu finden, dann werden wir es auch – aber zuvor werden wir noch einige Gefahren zu bewältigen haben.“
Whuon nickte.
„Du sprachst bereits davon. Wie sehen sie konkret aus?“
„Oh, sie sind vielfältig …“ Der Lord von Burg Aggrgor sprach den Satz nicht zu Ende, denn nun stürmte Shunock in die Kajüte.
„Schnell! Kommt nach draußen! Wir werden von merkwürdigen … Wesen …
angegriffen!“
Whuon und Aworn erhoben sich rasch und wollten mit Shunock nach draußen
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