Drachen, Orks und Magier
Reling.
Branton schien ihn nicht zu bemerken. Seine Blicke waren in den Nebel gerichtet.
„Wie fühlst du dich, Branton?“, erkundigte sich Whuon.
„Es geht mir besser. Ich werde stärker, das spüre ich“, gab der Magier zur Auskunft.
„Und was ist mit Thagon?“
„Er wird es nicht wagen, mich ein zweites Mal anzugreifen. Es wird nicht mehr lange dauern, dann werde ich stärker sein als Thagon – vielleicht bin ich es auch schon.“
Whuon graute bei diesen Worten. Es war gut möglich, dass Branton seine Macht ebenso missbrauchen würde, wie Thagon es getan hatte. Aber auf der anderen Seite hatte der Magier sie vor den schwarzen Reitern gerettet und damit seine Loyalität zu den anderen auf dem Schiff bewiesen.
Whuon starrte wieder in den Nebel und sah den vorbeiziehenden Schwaden zu.
Schimmerte durch den Nebel nicht etwas Schwarzes? Hatten sich die schwarzen Reiter doch noch nicht vollständig zurückgezogen? Verfolgten sie die SEDELLAH?
Branton schien Whuons Erwägungen zu erahnen, denn er sagte: „Solange ich lebe, werden sie es nicht wagen, die SEDELLAH ein zweites Mal anzugreifen.“
Seine Stimme verriet Entschlossenheit.
Solange er lebt, dachte Whuon. Aber wie lange lebte Branton noch? Sein Zustand konnte sich jeden Augenblick wieder verschlechtern, und was dann?
Ein markerschütternder Kriegsruf hallte durch den Nebel. Er ließ Whuon erstarren.
„Sie greifen doch an“, murmelte der Magier tonlos. Seine schwachen Hände ballten sich grimmig zu Fäusten. Er wandte sich an den Thyrer.
„Geh! Zieh dich zurück!“, rief er. Whuon sah ihn fassungslos an.
„Tu was ich dir sage! Hast du nicht gehört?“
Zögernd wich Whuon zurück. Er spürte, dass eine große Gefahr in der Luft lag –und das schien auch der Magier zu ahnen.
Einige Seeleute kamen aus der Kajüte gepoltert. Sie hatten den dämonischen Schrei gehört.
Branton drehte sich zu ihnen um.
„Bleibt wo ihr seid!“, riefen seine bleichen Lippen.
Dann drehte er sich wieder in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war –dort vermutete er seinen Gegner.
Für den Bruchteil einer Sekunde lief des Magiers Gesicht wieder grün an – er schien seine Kräfte zu sammeln.
Wieder hallte ein markerschütternder Kriegsruf durch den Nebel.
Diesmal war er lauter als vorher. Etwas Schwarzes flatterte und schimmerte durch die Nebelwand. Ein Krächzen war zu hören.
Ein schwarzer, grauenerregender Vogel kam aus dem Nebel zum Vorschein. Er hatte gewisse Ähnlichkeiten mit einem Geier und war so groß wie ein erwachsener Mann. Dem Vogel folgte ein ebenso schwarzer Reiter. In der Hand schwang er eine rot leuchtende Axt, die wohl schon so manchen auf dem Gewissen hatte. Auch dieser Reiter war relativ groß. Der Vogel krächzte und der Reiter schrie seine schrecklichen Rufe in den Nebel.
Es war kein gewöhnlicher schwarzer Reiter – und Branton erkannte dies. Sein blasses, krankes Gesicht färbte sich grün, seine Hand streckte sich dem Reiter entgegen – wie er es schon einmal getan hatte. Wieder fuhr ein unnatürlich greller Lichtstrahl aus der Hand und traf den düsteren Mann. Das Pferd stoppte in seinem Lauf, aber der Reiter saß noch immer auf ihm und schwenkte seine Axt. Brutal trat er seinem Pferd in die Weichen und trieb es vorwärts – auf den Magier zu, der seine Hand immer noch erhoben hielt. Ein weiterer Strahl fuhr aus der Hand auf den Reiter. Mit einer tödlichen Sicherheit traf er den Reiter. Wieder wurde er gestoppt, aber der Strahl gefährdete ihn nicht ernstlich. Ob es unter den schwarzen Reitern auch so etwas wie Magier gab?, überlegte Whuon besorgt.
Zumindest musste dieser hier sehr viel mehr Energie besitzen als seine schwachen Artgenossen.
Der Düstere war jetzt nahe an der SEDELLAH. Er hob seine Axt zu einem schrecklichen Hieb, aber er schlug nicht. Stattdessen entfuhr der Axt ein grüner Strahl, der für Branton bestimmt war. Getroffen brach der Magier zusammen.
Branton wand sich verzweifelt am Boden. Mit letzter Kraft wandte er sich dem schwarzen Reiter zu und hielt ihm zitternd und bleich seine flache Hand entgegen.
Der Strahl, der diesmal aus ihr herausgeschossen kam, war nicht in grellem Weiß wie die anderen, sondern rot. Der Strahl traf den Reiter.
Ein Schrei gellte aus der jetzt heiseren Kehle des Schrecklichen. Doch war es nun kein Kriegsgeschrei, sondern ein Todesschrei. Krampfhaft hielt er sich an seinem Pferd fest und zerfiel zu Staub. Wenige Augenblicke später geschah mit dem Pferd
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