Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
Ein Baum mit weit ausladender Krone hatte dort Halt gefunden und spendete einer schräg geneigten Steinplatte Schatten.
    P'tero fand, die Struktur des Felsens gliche einem in die Höhe ragenden Schiffsbug, wobei sich der Rumpf des Bootes tief in den Boden gegraben hatte. Und der Baum sah aus wie ein Mast.
    M'leng nickte zustimmend und flog mit Sith eine
    weite Kurve, sodass sie vor dem Bug aufsetzen konnten. Von Süden blies eine leichte Brise und trocknete den Schweiß auf ihren Körpern.
    Als Erstes zogen sich die jungen Männer die dicken
    Flughosen und die schweren Stiefel aus. Die Socken
    mussten sie anbehalten, weil der Fels zum Barfußgehen zu heiß war.
    M'leng, der ein ausgezeichnetes Sehvermögen besaß,
    beschattete die Augen mit einer Hand und spähte nach Westen, wo sich ein langer dunkler Streifen längs des Horizonts zu bewegen schien.
    »Das ist gut. Eine Tierherde.« Er machte Sith darauf aufmerksam. »Siehst du? Die kannst du fressen. Die sind viel besser als Wherries. Und jetzt ab mit dir!« Aufmunternd klatschte er mit der flachen Hand gegen den Bauch des Drachen.
    397
     
    »Hinterher, Ormonth!«, forderte P'tero seinen Drachen auf. »Wir schauen euch von hier aus zu.«
    Ormonth ließ seinen mächtigen Hals hin und her
    pendeln und traf keine Anstalten, aufzusteigen. Seine gelb leuchtenden, rasch kreisenden Augen bedeuteten, dass er sich vor irgendetwas fürchtete.
    »Was ist los mit dir?«, fragte P'tero. Er wollte, dass sich beide Drachen entfernten, damit er mit M'leng ungestörte Zweisamkeit genießen konnte. Solange die Tiere mit Jagen und Fressen beschäftigt waren, zollten sie dem Tun und Treiben ihrer Reiter keine Aufmerksamkeit.
    Ich rieche etwas.
    »M'leng, hat Sith vielleicht auch eine ungewöhnliche Witterung aufgenommen?« P'tero zügelte seine Ungeduld, denn die Belange eines Drachen gingen vor.
    »Mir scheint, hier duftet alles anders als bei uns im Norden«, erwiderte M'leng achselzuckend. Seine gespannte Miene verriet, dass er sich genauso nach einem Schäferstündchen sehnte wie P'tero.
    »Ich gebe gut Obacht«, versprach P'tero Ormonth
    und befahl ihm, sich auf den Weg zu machen.
    Die beiden Drachen sprangen gleichzeitig hoch, und
    stolz beobachtete P'tero die eleganten Bewegungen seines Reittiers, das sich spiralig in die Höhe schraubte, um dann im Sturzflug auf seine Beute herabzustoßen.
    M'leng legte sich P'teros Arm um die Schultern.
    »Meine Güte, fühlt deine Haut sich aber heiß an. Wir müssen aufpassen, dass wir uns keinen Sonnenbrand holen.«
    »Wenn wir uns bewegen, verbrennen wir nicht so
    leicht.«
    »Und in Bewegung bleiben wollen wir ja, oder?«
    Sie gingen so sehr in ihren Zärtlichkeiten auf, dass sie nicht bemerkten, wie sich die Windrichtung änderte.
    Ein lindes Lüftchen fächelte ihnen immer noch Kühlung zu und trocknete die Schweißperlen auf ihren 398
     
    erhitzten Körpern. Sie merkten nicht, was rings um sie her passierte, und erst Ormonths wütender Schrei riss sie aus ihrer Versunkenheit. Gleichzeitig wurde P'tero heftig gegen M'leng geschleudert, und etwas Scharfes, Spitzes bohrte sich in seinen Rücken.
    »Ormonth!«, gellte er.
    M'lengs schlaffer Körper lag reglos unter ihm, während er versuchte, sich gegen seine Angreifer zu wehren.
    Hilfe! , schrie er in Gedanken. Verzweifelt kämpfte er darum, sich aus dem Zugriff der reißenden Fänge zu befreien.
    Ein Schatten senkte sich hernieder, und die Luft darunter wurde zusammengepresst. Das Tier, das ihn angefallen hatte, ließ ein grausiges Gebrüll ertönen, und sein heißer, nach fauligem Fleisch stinkender Atem stieg ihm in die Nase. Die Krallen, die sich in seinen Rücken gegraben hatten, wurden herausgerissen, und die unsäglichen Schmerzen entlockten ihm abermals
    ein schrilles Geheul.
    Etwas Schweres, Pelziges wirbelte in hohem Bogen durch die Luft. Er erhaschte einen Blick auf einen blauen und einen grünen Rumpf, dazwischen ein gro-
    ßes, braunes Etwas, das wie aus dem Nichts zu kommen schien.
    Endlich kringelte sich beschützend ein blauer Drachen-schwanz um seinen gemarterten Körper. Ormonths Gebrüll vermischte sich mit ohrenbetäubenden Schmer—zensschreien. Die ganze Zeit über drängten Bilder von Rache und Aggression auf seinen Geist ein, die von Ormonth ausgingen und ganz untypisch für einen Drachen waren.
    Während er gegen die Agonie ankämpfte, die ihn in
    Wellen überfiel, vergegenwärtigte er sich, dass Ormonth und Sith das Raubtier in Stücke rissen; warmes Blut und

Weitere Kostenlose Bücher