Drachenauge
bestand, diese Extraterrestrier irgendwann einmal kennen zu lernen.
Außerdem, fand Clisser, der sich immer mehr für sei-ne Idee erwärmte, müssen wir spezielle Fertigkeiten fördern. Tiermedizin und Landwirtschaft sollten presti-gemäßig auf derselben Stufe stehen wie Computerwis-senschaften. Das Züchten von Tieren und deren Behandlung bei Parasitenbefall war schließlich wichtiger, als zu wissen, welche Krankheiten die irdische Fauna heimgesucht hatten.
Die Bergbauingenieure und Metallurgen konnten
sich anhand von Luftbildaufnahmen über Erzlagerstätten informieren. Anstatt Kunstgeschichte zu unterrichten, sollte man den Studenten beibringen, wie sie mit den auf Pern vorkommenden Materialien und Motiven etwas Neues schufen, obendrein waren die Dias mit
den irdischen Kunstwerken schon lange nicht mehr zu gebrauchen. Die seefahrenden und Fischerei treibenden Berufe mussten sich mit den Eigenheiten der Großen
Strömungen auskennen, die heimische Ozeanografie
beherrschen, über nautische, klimatologische und astronomische Kenntnisse verfügen. Vielleicht wäre es das Beste, die verschiedenen Disziplinen aufzuteilen, sodass jeder Student sich mit dem speziellen Thema befasste, das er zur Ausübung seines Berufs brauchte. Es wäre Blödsinn, sich mit unnützen Theorien, Fakten und Zahlen zu belasten.
Kalvi zum Beispiel wäre gut beraten, wenn er … wie
lautete doch gleich der alte Ausdruck – ah ja, Lehrlinge! – also, er täte gut daran, Lehrlinge auszubilden, die bei ihm Metallkunde und Metallverarbeitung lernten.
Es gab so viele verschiedene Fachrichtungen – Bergbau, Weberei, Landwirtschaft, Fischerei, und nicht zuletzt der Lehrberuf –, auf die man sich spezialisieren konnte. Natürlich zielte jede Form von Bildung darauf 77
ab, den Menschen beizubringen, wie sie alltägliche
Probleme lösten, doch ein jeder besaß auch bestimmte Talente, die es aufzubauen galt.
In gewisser Weise gab es auf Pern bereits ein erziehe-risches System, das einer Lehrlingsausbildung gleichkam. Eltern unterwiesen ihre Kinder in ihren eigenen Fertigkeiten, die sich in bestimmten Familien tradi-tionsgemäß fortsetzten. Mitunter schickte man auch einen Jungen oder ein Mädchen zu Nachbarn, damit sie dort etwas Bestimmtes lernten. Zwei von Kalvis Söhnen arbeiteten mittlerweile in seiner Anlage in Telgar.
Aber es musste auch möglich sein, dass talentierte
junge Leute, wie zum Beispiel Jemmy, ihr natürliches Potential entwickelten, das in ihrer heimischen Umgebung verkümmern würde. Jedes Kind sollte im Alter
von sechs Jahren einen Test absolvieren, damit man einen generellen Eindruck von dessen Fähigkeiten bekam. Mit elf oder zwölf ließe sich ein spezialisiertes Prüfungsverfahren wiederholen, durch das sich besondere Begabungen erkennen ließen. Dann war es möglich, den jungen Burschen und Mädchen eine Ausbildung angedeihen zu lassen, die bereits vorhandenes
Leistungsvermögen maximierte.
Selbst in der Medizin war eine Reform der Ausbildung nötig; die Angehörigen der heilenden Berufe sollten sich einheimischen, auf Pern vorkommenden Ressourcen widmen, und sich nicht mit den Verfahren und Medikamenten beschäftigen, die die ersten Kolonisten von ihren Heimatwelten mitbrachten.
Corey beklagte ständig den Mangel an diesen und
jenen Instrumenten, Therapien und Drogen, die Leben hätten retten können, wenn es sie noch auf Pern gäbe.
Aber bestimmte Dinge waren einfach nicht mehr vorhanden, und damit musste man sich wohl oder übel
abfinden. Clisser schnaubte ärgerlich durch die Nase.
Es war reine Zeit-und Energieverschwendung, wenn
sie einer fortschrittlichen Technik nachtrauerten, die 78
ihnen abhanden gekommen war. Stattdessen sollten sie lieber ihre Kräfte bündeln und das Beste aus dem machen, was sie in ihrer gegenwärtigen Situation vorfanden. Wie hieß doch noch das alte Sprichwort: »Das Geheimnis des Lebens ist nicht zu tun, was du gern hast, sondern gern zu haben, was du tust.«
Nun ja, er konnte sich nicht mehr entsinnen, wo er es aufgeschnappt hatte. Doch die Bedeutung war nach wie vor aktuell. Pern war reich an natürlichen Schätzen, die man leicht übersah, indem man die Vergangenheit glo-rifizierte. Selbst Corey gab zu, dass die heimischen Heil-kräuter beinahe jede gewöhnliche Krankheit kurieren konnten, ja, oftmals sogar wirkungsvoller waren als die chemischen Drogen von der Erde, die so sorgfältig ra-tioniert und mittlerweile aufgebraucht worden waren.
Elementare
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