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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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geschlossen hatte. In den
    dreißig Jahren, seit er Bethany kannte, zuerst als Studierende und dann als Lehrerin, war sie noch nie
    jemandem so zugetan gewesen.
    Bethany war eine sanftmütige Frau mit einem gewin—
    nenden Wesen; sie verdiente es, zu lieben und wieder-geliebt zu werden. Da es Mittel zur Empfängnisver—
    hütung gab, ließ sich ihre Hauptsorge ohne weiteres zerstreuen. Den Altersunterschied zwischen den beiden hielt Clisser für unerheblich. Und Jemmy würde in
    einer intakten, funktionierenden Partnerschaft aufblühen.
    Clisser und Jemmy halfen Bethany die wenigen Stufen zur Bühne hinauf, und mit wirbelnden langen
    Röcken, die ihren orthopädischen Schuh kaschierten, nahm sie auf ihrem Stuhl Platz. Den Flötenkasten, die Notenblätter sowie die kleine Rohrflöte legte sie sich griffbereit zurecht. Diese Band brauchte im Grunde keine gedruckten Noten, um zu musizieren, doch andere Gruppen waren auf diese Hilfe angewiesen.
    Danja hob die Fiedel an ihr Kinn, hielt den Bogen bereit und schaute Jemmy an, der den Ton A summte, damit sie das Instrument stimmen konnte. Sheledon klim-perte leise auf der Gitarre, um die Spannung der Saiten zu prüfen, und Lozell intonierte ein Arpeggio auf seiner Großen Harfe. Das einzige noch verbliebene Klavier auf dem ganzen Kontinent – sein Lieblingsinstrument – wurde gerade repariert. Teile des Hammerwerks mussten erneuert werden, aber man konnte noch nicht die 72
     
    gleiche Sorte Filz herstellen, die man ursprünglich benutzt hatte.
    Clisser wandte sich mit einem Kopfnicken an Jemmy,
    der einen Trommelwirbel veranstaltete, um die allgemeine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann, auf Clissers
    Zeichen hin, legten die Musikanten los.
    Mehrere Tage vergingen, ehe Clisser die Gelegenheit bekam, mit Jemmy über das Projekt zu reden.
    »Ich habe mich schon immer gefragt, wieso wir keine Lehrballaden benutzen, um den Geschichtsunterricht
    aufzulockern«, entgegnete Jemmy.
    »Hier geht es nicht um Historie, die vertont werden soll.«
    »Aber genau das ist es doch«, widersprach Jemmy
    ihm auf seine unverblümte Art. Clisser hatte eine Weile gebraucht, um sich an seine direkten, unsensiblen Um-gangsformen zu gewöhnen. »Nun ja, bereits für die
    kommende Generation wird das Ganze nichts anderes
    als Geschichte sein.«
    »Gewiss, in dem Punkt haben Sie Recht.«
    Jemmy summte eine Melodie, unterbrach sie abrupt
    und flitzte an einen Tisch; er schnappte sich ein darauf liegendes Blatt Papier und drehte es auf die unbeschriebene Seite. Flink zeichnete er fünf waagerechte Linien, fügte einen Notenschlüssel hinzu und begann in fliegender Hast, Noten zu schreiben. Fasziniert sah Clisser zu.
    »Oh«, rief Jemmy, während seine Finger über das
    Blatt huschten, »seit Monaten spukt mir diese Weise im Kopf herum. Es ist fast eine Erleichterung, dass ich sie endlich zu Papier bringen kann.« Er kennzeichnete einen Rhythmuswechsel, zögerte kurz und komponierte flugs weiter. »Man kann ein Bühnenstück daraus machen. Es beginnt mit einem Sopran – eine Knabenstimme, natürlich, der die Szene beschreibt. Die Tenöre fallen ein … das sind die Drachenreiter, gefolgt von den 73
     
    Baritonstimmen … Burgherren, durchmischt mit den
    Bässen der verschiedenen Berufsstände. Jede Gruppe
    schildert ihre Pflichten den Weyrn gegenüber … zum
    Schluss ertönt ein großer Chor mit einer Reprise des ersten Teils, in der ganz Pern bekräftigt, was man den Drachen schuldet. Jawohl, das gefällt mir fürs erste.«
    Clisser wusste, wann er überflüssig war und verließ schmunzelnd das Zimmer. Falls Bethany Recht hatte
    und die Studenten dieses Semesters angemessen re—
    cherchierten, würde er sein Versprechen, das er der Ratsversammlung so sorglos gegeben hatte, halten können. Er hoffte inständig, dass die Computer wenigstens noch so lange funktionierten, bis die umfangreichen Forschungen abgeschlossen waren. In letzter Zeit waren sie so oft defekt, dass man sich besser nicht blind auf sie verließ. Eine Menge an Material war ohnehin verstümmelt oder ganz verloren gegangen. Und niemand wusste, wie man Ersatzteile für Computer herstellen sollte. Mittlerweile waren die PCs so alt und störanfällig, dass es ohnehin an ein Wunder grenzte, wenn sie überhaupt noch zu nutzen waren. Ob es sich dieser Tage überhaupt noch lohnte, Kurse über Computer—
    Elektronik abzuhalten?
    Dabei fiel ihm ein, dass er Gesprächstermine mit zwei Elternpaaren vereinbart hatte, die darauf bestanden, dass

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