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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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sollen die Bahn des Roten Sterns wiedergeben, und die Umrandungen die astronomischen Formeln. Eine origi-nelle Idee.«
    »Farben verblassen und Stoffe verschleißen mit der
    Zeit.«
    »Wir besitzen immer noch ein paar Gobelins, die
    früher einmal in Häusern in Landing hingen. Diese Szene mit der Erde und dem Mond …«
    »Man sagte mir, sie seien aus synthetischen Garnen
    gewebt worden, die wesentlich haltbarer sind als un-82
     
    sere Materialien – Wolle, Leinen und Baumwolle. Und selbst die Sachen aus Kunstfasern fangen langsam an zu verschießen.«
    »Ich lasse sie waschen …«
    »Dann werden nur noch die Fäden übrig bleiben …
    ups!« K'vin schmunzelte über die unfreiwillige Komik.
    »Es kann nicht schaden, hundert verschiedene Gedächtnisstützen zu haben, Kev.«
    »In Stein gemeißelte Texte …«, sinnierte der Weyrführer in sachlichem Ton.
    »Auch Steine können sich bewegen.«
    »Aber nur kurz vor einem Vorbeizug des Roten
    Sterns. Die entscheidende Information muss von Dauer sein.«
    »Ich finde, die Leute zerbrechen sich unnötigerweise den Kopf«, meinte Zulaya. Mit einer weit ausholenden Geste deutete sie auf die Brutstätte. »Aus welchem Grund sollte man wohl Drachen züchten, wenn nicht,
    um die Fäden zu bekämpfen? Wieso gibt es Weyr, ab—
    seits der Siedlungen, die Drachenreiter ausbilden? Es muss doch jedem einleuchten, dass diese aufwendigen Dinge nicht ohne Sinn und Verstand ins Leben gerufen wurden. Der einzige Daseinszweck dieser Drachen, einer speziell gezüchteten Spezies, ist die Verteidigung des Planeten.«
    Ein unterschwelliges, kaum wahrnehmbares Geräusch ließ sie ihr Gespräch unterbrechen. Es kam von Meranath, die sich auf ihre Hinterbeine stellte und die breiten Schwingen spreizte. Ihre Augen glühten in einem grünen Feuer und begannen vor Aufregung zu
    kreisen.
    »Ah, es fängt an«, freute sich Zulaya und lächelte
    selig. »Wie ich das Ausschlüpfen der jungen Drachen liebe!«
    Hand in Hand liefen die beiden Weyrführer zum Eingang und verkündeten die Nachricht. Dies wäre nicht nötig gewesen, denn die Drachen von Telgar stimmten 83
     
    bereits in das mütterliche Gurren der Königin mit
    einem tiefen, männlichen Grollen ein.
    Eine fieberhafte Betriebsamkeit machte sich im Weyrkessel breit, als hektische Drachen hin und her flatterten und nur wie durch ein Wunder nicht mitten in der Luft kollidierten. Die Weyrling-Meister scheuchten die Kandidaten vorwärts, Eltern und Freunde der auserwählten Jungen und Mädchen flitzten über den heißen Sand und nahmen die Plätze im Amphitheater ein, wobei es ein nervöses Drängen und Geschubse gab, weil jeder die Sitze mit der besten Aussicht ergattern wollte.
    K'vin schickte Zulaya zu Meranath zurück, derweil
    er die Leute in die gigantische Brutkaverne dirigierte und ein wachsames Auge auf die zappeligen weiß-
    gekleideten Aspiranten hielt, die in einer Traube gleich beim Eingang ausharren mussten, bis sämtliche Zuschauer auf ihren Plätzen saßen.
    »Ihr werdet noch lange genug auf dem heißen Sand
    stehen müssen«, belehrte sie T'dam, der Weyrling-Meister. »Da draußen könnt ihr euch leicht die Füße versengen.«
    Die ganze Zeit über nahm die Lautstärke des Brum—
    mens und Grollens zu. Meranath führte den vielstimmigen Chor der Drachen an, den Sheledon – und andere Musiker – bisher vergeblich zu imitieren versuchten. Meranaths Kehle schwoll an, und scheinbar ohne Atem zu holen, stieß sie kontinuierlich die summenden Töne aus.
    Bald, wenn sich der Drachengesang in die Höhe schraubte, würde ihr ganzer Körper anfangen zu vibrieren.
    Und wieder spürte K'vin, wie er selbst auf das sur—
    rende Geräusch reagierte. Ein Freudentaumel drohte
    schier sein Herz zu sprengen, er empfand eine Mischung aus Stolz, Hoffnung, Furcht und Sehnsucht –merkwürdigerweise auch Hunger – zudem eine Trau—
    rigkeit, die ihm bisweilen die Tränen in die Augen trieb.
    Wenn Drachen schlüpften, fing Zulaya stets an zu weinen – und hörte erst damit auf, wenn das Prägeritual 84
     
    einsetzte. Dann geriet sie in eine euphorische Stimmung, indem sie die Emotionen ihrer Königin auffing und wiedergab.
    Im Archiv von Burg Fort lagerten Kisten voller Berichte, die die psychischen Folgen einer Gegenüberstellung schilderten. Aus erster Hand erfuhr man, wie sich die Prägung auf die Reiter, die Drachen und die neuen Weyrlinge auswirkte. Die Bindung, die erfolgte, war von einer solchen Komplexität und Tiefe, dass sich keine

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